Zu Beginn meiner Rezension sei darauf hingewiesen, dass ich selbst mit einer Geschichte im Buch vertreten bin. Diese habe ich bei der Bewertung aber nicht berücksichtigt.
Das Buch ist ein 510 Seiten starkes Softcover, das eine eingefrorenen Windschutzscheibe auf dem Cover zeigt. Es ist 2011 anlässlich der Dritten Berner Bücherwochen erschienen und kostet 18 Euro. Thema der Wettbewerbs-Ausschreibung war Schuberts Winterreise, die der Komponist selbst als „einen Zyklus schauerlicher Lieder“ bezeichnete. In fast 80 Texten, die von Gedicht über Erzählung bis zum Assay reichen, wird der eher düstere, von einer gewissen Todessehnsucht geprägte Winterreise-Zyklus behandelt. Ehrlich gesagt hatte ich von Schuberts Winterreise vorher relativ wenig Ahnung, habe mir nach der Lektüre der Anthologie aber den Zyklus zugelegt. Die Stimmung der Musik wird recht treffend in den meisten Texten wiedergegeben. Wie man jetzt schon vermuten kann ist das Buch insgesamt weniger zur seichten Unterhaltung gedacht sondern fordert die intellektuelle Auseinandersetzung mit Schubert und seinem Werk. Wer das mag, kann hier einen guten Kauf tätigen.
Meine Geschichte (Eine Schneeflocke für Afrika) liegt mit fünf Seiten etwa im Mittelfeld der Textlängen. Es handelt sich um ein Märchen. Da ich selten „anspruchsvolle“ Literatur schreibe, meist nur unterhalten will und zudem wenig Ahnung von Schubert hatte, ist es erstaunlich, dass „Eine Schneeflocke für Afrika“ für die Anthologie ausgewählt wurde. Vermutlich hatte ich einfach Glück, da Glita, die besagte Schneeflocke, nach Afrika reist, wohl wissend, dass sie dort schmelzen wird.