Rezension zu "Elepsiquadrie" von Reiter Kathrin
Auf euch wartet ein ungewöhnliches Bilderbuch in vielerlei Hinsicht
über Freundschaft
Krankheit, Epilepsie, Untersuchungen und Notfallmaßnahmen
eine Geschichte in Reimen erzählt
kindgerecht erzählt mit wundervollen Bildern
für Kinder ab 4 Jahren
Auf euch wartet ein ganz außergewöhnliches Bilderbuch und das in vielerlei Hinsicht.
Zum einen fallen einem die wunderschönen, außergewöhnlichen Illustrationen sofort bei dem Blick auf das Cover auf, die so ganz anders sind als in bei den meisten anderen Bilderbüchern, und dann ist da dieser lustige Titel, der uns Erwachsene sofort an das richtige Wort und damit an die Krankheit Epilepsie erinnert , ja und wenn wir die ersten Zeilen lesen stellen wir auch noch fest, das die Autorin in Reimen erzählt und dadurch eine ganz außergewöhnliche Dynamik und Stimmung entsteht, die ganz viel Lebensfreude, Zuversicht und Mut in sich trägt.
Für ein Bilderbuch, das sich dem schwierigen Thema Krankheit annimmt ist das nicht unbedingt die übliche Form eine Geschichte zu erzählen in der wichtige Botschaften transportiert werden sollen, doch irgendwie hat genau das seinen ganz besonderen Reiz. So seltsam es klingen mag über dem ganzen Buch liegt ein Hauch von Magie, die man beim Betrachten der Bilder spürt, obwohl die Thematik der Geschichte nicht unbedingt mit Magie oder Zauber in Verbindung gebracht werden kann. Ein sanftes Gefühl, das vermutlich durch die Wirkung der Aquarellfarben entsteht.
Mit diesem sanften Gefühl beim Blick auf das neugierig machende Cover steigen wir die Geschichte ein, die zunächst einmal ganz viel Freundschaft erleben lässt. Wir lernen Greta Wildschwein kennen, die noch keine Rangelei gegen Jungen verloren hat und Fuchs Willibald, der der Älteste der drei Freunde ist und oft so tut als sei er der Klügste. Ja und dann ist da noch Dachs Theodor, den alle nur Theo nennen und er von allen sehr gemocht wird, weil er so freundlich ist. Am allerliebsten spielen die Drei Fußball und da steht Theo im Tor und hält die Bälle richtig gut. Doch dann geschieht eines Tages etwas komisches. Theo steht im Tor und fängt den Ball nicht, er fällt zu Boden doch er rappelt sich nicht direkt wieder auf, wie er es sonst macht wenn er fällt. Stattdessen guckt er seltsam. Sein Blick ist starr und dann ist da so ein Zittern und er reagiert gar nicht. Weder Willibald noch Greta können sich das was da gerade passiert erklären. Als Theo wieder zu sich kommt verhält er sich immer noch seltsam und deshalb beschließen die Freunde ihn ins Waldkrankenhaus zu bringen. Dort wird er von Doktor Lurch erst einmal gründlich durchgescheckt. Er bekommt eine Art Sternenhaube aufgesetzt, die an ein Gerät angeschlossen wird, das sich Elektroenzephalogramm (kurz EEG) nennt. Kindgerecht lässt die Autorin nicht nur die Erklärungen rund um diese Untersuchung in die Geschichte mit einfließen, sondern auch über das MRT was im Anschluss gemacht wird. Danach steht fest, Theo leidet an Epilepsie, was das ist, wie Greta und Willibald sich in Notfällen verhalten müssen, worauf Theo acht geben muss und was die beste Medizin ist, das erklärt Doktor Lurch am nächsten Tag in seinem Sprechzimmer bevor Theo wieder nach Hause darf, wo die Drei erst einmal etwas feiern und vor allem lachen.
Diese wirklich zauberhafte Geschichte greift ein Thema auf, mit dem sich nur sehr wenige Bilderbücher beschäftigen.
Um so schöner wenn es dann auch noch liebevoll erzählt und illustriert ist wie dieses. Kathrin Reiter hat hier eine Bilderwelt geschaffen in der sehr klar erkennbar ist, dass die Protagonisten nicht einfach "nur" gezeichnet sind sondern "echte" plastische Wesen. Mittels Collagentechnik bindet sie kleine gefilzte und dann abgelichtete Figuren in ihre Aquarellhintergründe und anderen gezeichneten Elemente ein und schafft so eine besondere Perspektive, die nicht nur für Kinder spannend zu entdecken ist.
Krank sein, Untersuchungen und Geräte beim Arzt und im Krankenhaus sind immer Dinge, die wenn sie fremd sind den Kindern Angst machen können. Hier wird auf kindgerechte Weise erklärt und Angst genommen. Ob es so glücklich ist Tiere dies alles erleben zu lassen ist sicherlich Ansichtssache. Ich weiß einige Eltern hätten sich gewünscht, das die Geschichte mit menschlichen Protagonisten erzählt worden wäre um noch etwas mehr Nähe zur Geschichte und den Inhalten zu schaffen. Mit Sicherheit sehen das einige Kinder ähnlich, doch gibt es genauso viele, die es perfekt so finden wie es ist.
Manchmal ist etwas Distanz trotz Nahbarkeit ganz gut.
Auch tauchte die Frage auf ob der Erzählstil in Reimen zum Transportieren von "Sachinformationen" glück gewählt ist.
Kinder lieben in der Regel die Reimsprache mit ihrer ganz eigenen Dynamik und eigenem Sprachrhythmus. Es ist zu beobachten, dass Informationen die über Reime transportiert werden leichter verinnerlicht und behalten werden, ähnliches ist auch beim Rappen zu beobachten, so gesehen ist es also sehr klug hier mit Reimen zu erzählen.
Es ist, wie eigentlich bei jedem Buch, dem einen gefällt es, dem anderen nicht. Ich habe mich mit den Kritikpunkten einiger Erwachsener auseinandergesetzt und erwähne sie bei meiner Buchvorstellung ganz bewusst, um nicht nur meine Meinung und die vieler, vieler Kinder, die dieses Buch lieben, vorzustellen sondern ein halbwegs objektives Bild aufzuzeigen, das viel beschreibend ist und etwas subjektiv.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass es leider viel, viel zu wenig Bücher gibt, die sich chronischen Krankheiten, Behinderungen, Krankheiten und Krankenhaus im Bilderbuch widmen.
Schade ist, dass viele der Bücher, die in diesem Bereich auf dem Buchmarkt sind nur existieren weil die Kreativen sie mit viel Idealismus in Eigenregie auf den Markt bringen. Die großen Verlage behandeln diesen Themenbereich meist ehr stiefkindlich.
Auch dieses Buch ist ein Selfpublisher Titel!
In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß mit diesem wie ich finde, wundervollem Bilderbuch.