Zu viel gewollt
Luis Archer, Protagonist in René Bellettos Roman „Gesetzlos“ und Musiklehrer in Paris, erzählt dem Leser von seinem Leben als Junggeselle, von der Freundschaft zu Maxime, der am gleichen Tag Geburtstag hat wie er selbst und von mehreren mysteriösen Todesfällen in seiner Umgebung. Schließlich sieht er das Porträt der jungen Clara, in die er sich sofort verliebt.
Parallel lesen wir die Geschichte von Clara, in deren Familie es ebenso einen schlimmen Vorfall gab, ihre Eltern wurden ermordet, der oder die Mörder nie gefasst. Als Luis und Clara endlich aufeinander treffen könnten, ist sie plötzlich spurlos verschwunden und Luis macht sich auf die Suche.
„Gesetzlos“ ist ein schwer zu fassendes Buch. Zu Beginn etwas sperrig, muss man sich auf den Stil Bellettos ein Stück weit einlassen, wird aber belohnt. Belletto schreibt ausgefeilt und vermittelte mir beim Lesen durch seine Erzählweise immer wieder das Gefühl, dass ich mich nicht in der Gegenwart des Jahres 2008 befinde, sondern ca. 100 Jahre früher, wenn er mit seinem Freund Maxime durch das malerische Paris streift.
Mit der Zeit wird allerdings deutlich, dass Belletto zu viel gewollt hat. Schon dem Klappentext kann man entnehmen, dass „Gesetzlos“ uns auch ins Weltall entführen wird. Diese Passage kommt dennoch unvermittelt und ist verwirrend. Für die Geschichte ist sie weder nötig, noch ist sie ihr zuträglich, was auch auf einige andere Episoden zutrifft.
So ist „Gesetzlos“ ein interessanter Roman, gut geschrieben, aber leider überladen. Weniger wäre mehr gewesen.