Apokalypse Grönland
Der Abbruch eines Eisbergs legt etwas frei, was Jahrtausende im Eis geschlummert hat. Zunächst verbreitet es sich über das Wasser. Überall an Land machen Menschen merkwürdige Beobachtungen. Ein junges Pärchen erblickt einen Wal, dessen Innerstes nach außen gekehrt scheint und der trotzdem weiter schwimmt, ein Fischer wird von einem abgerissenen Fischkopf gebissen und die Wissenschaftler einer Forschungsstation wundern sich über die schwer ramponierte Eisbärin, die ihnen mit ihren Jungen gefährlich nahekommt.
Grauen im Idyll
Sheila Garrets befindet sich auf einer idyllischen Eisenbahnfahrt, unter anderem durch Haworth, dem Heimatort der Brontë-Schwestern, wo der Zug von dichtem Nebel empfangen wird. Der weitere Verlauf der Reise gestaltet sich ungemütlich, denn Etwas tödliches ist im Schutz des Dunstes an Bord gelangt. Als der Zug zum Anhalten gezwungen ist, nimmt das Verderben seinen Lauf.
Saat des Verderbens
Ein wenig wundert sich der Farmer John Williams noch über das merkwürdig dunkle Aussehen der neuen Weizensaat, die er aus Professor Limburgers Forschungslabor erhalten hat. Doch mit dem Gedanken, den Öko- und Bio-Fuzzis ein Schnippchen zu schlagen, bringt er die Saat auf seinen Feldern aus. Gleichzeitig entdeckt eine Reinigungskraft eins der dunklen Körner auf dem Fußboden des Labors und riskiert einen genauen Blick. Niemand ahnt, dass Limburger diese Saat rein eigennützig gezüchtet hat, um sein Leben um jeden Preis zu verlängern.
MEINUNG
René Deter bestreitet die zweite „Dämonen Hammer“-Sammlung, einer Reihe, die Verlagschef Markus Kastenholz zur Überbrückung der Corona-Quarantäne-Zeit ins Leben gerufen hat. Hat das Konzept pro Band drei Kurzgeschichten/Novellen eines Autors zu präsentieren bei den sehr unterschiedlichen Stories aus Band 1 super funktioniert, täuscht hier nichts darüber hinweg, dass man im Grunde dreimal dieselbe Geschichte vor sich hat:
Ein beliebiger Auslöser sorgt für die fortschreitende Zombiefizierung der jeweiligen Story-Belegschaft. Diese wird getrennt voneinander eingeführt und abwechselnd, durch schnelles Szenen-Hopping, immer weiter begleitet. Die ersten Opfer verwandeln sich, lassen einiges an Fleisch, einige Handlungsstränge treffen sich, der Keim wird verbreitet, usw.
Die Szenarien, in denen sich dieses Muster wiederholt, sind dagegen ordentlich originell und beschwören einige gute Bilder herauf. In „Apokalypse Grönland“ sind es Tiere, die dem „Virus“ zuerst zum Opfer fallen; da zieht schon einmal ein halb verfaulter Wal mit freiliegendem Innenleben seine Kreise nahe Küste. „Grauen im Idyll“ beginnt mit seinem pittoresken Nebelszenario sogar sehr atmosphärisch, bevor die Story in einem eher belanglosen Blutbad endet.
FAZIT
In dieser Form – 3 Stories am Stück – fällt die Gleichartigkeit der Beiträge überdeutlich ins Auge. Einzeln und in verschiedene Anthologien verteilt könnten die Geschichten vermutlich besser punkten. An einigen Stellen hätte auch das Lektorat noch etwas schärfer hinsehen dürfen, was manche Formulierungen und Wortwiederholungen angeht.