Cover des Buches Die profanen Stunden des Glücks (ISBN: 9783462025583)
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Rezension zu Die profanen Stunden des Glücks von Renate Feyl

Renate Feyl - Die profanen Stunden des Glücks

von esmerabelle vor 7 Jahren

Rezension

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esmerabellevor 7 Jahren
Als 1771 ihr erster Roman "Das Fräulein von Sternheim" erscheint, ist niemand so überrascht über den sofortigen Erfolg, wie die Autorin selbst. Sophie von La Roche ist vor allem Ehefrau eines Mannes, der in der Regierung wichtige Posten bekleidet, vierfache Mutter und eine Dame der Gesellschaft. Das Schreiben ist für sie nur Vergnügen und Methode, um ihre moralischen Werte weiterzugeben, auf Gehalt kann sie verzichten. Doch die Lage ändert sich drastisch, als ihr Mann in Ungnade fällt und schließlich stirbt, so dass Sophie sich gezwungen sieht, selbst für die finanzielle Versorgung aufkommen zu müssen.

In "Die profanen Stunden des Glücks" beschränkt sich Renate Feyl fast ausschließlich auf die Jahre in Sophie von La Roches Leben, in denen sie schriftstellerisch aktiv war. Sophie, die als Verfasserin des ersten deutschen Frauenromans und als die erste Frau, die von der Schriftstellerei leben konnte, gilt, und die Großmutter von Bettina von Arnim und Clemens Brentano ist, war durchaus eine ungewöhnliche Vertreterin ihrer Zeit. Auf der einen Seite vertrat sie entschieden die Werte ihrer Epoche, alle ihre Schriften, sowohl die Romane, als auch die Zeitschrift, die sie später herausgab, beschäftigten sich in erster Linie mit den Regeln des Anstandes für die Damenwelt und erteilten Ratschläge zum korrekten Verhalten in allen Lebenslagen. Trotzdem war sich Sophie nicht zu schade dazu, eben genau diese Regeln zu überschreiten und selbst, gegen den Willen ihres Mannes, in das Geschäftsleben einzutreten. Wenn auch nicht etwa, um die Rechte der Frauen einzufordern, sondern allein, weil die Not es gebot und sie darin die logischste Lösung sah.

Der Stil des Romans ist klar und ein wenig nüchtern, wie Sophies Charakter. Es entsteht eine gewisse Distanz, die ich des öfteren bedauert habe, die aber das Gesamtbild abgerundet hat.

Insgesamt ein interessanter Einblick in das Leben einer starken Frau, die von den Größen ihrer Zeit, u.a. Wieland, Goethe, Lenz und Schiller, bewundert und um Rat gebeten wurde, aber auch ein Teil deutscher Geschichte in einer Zeit voller politischer Unsicherheiten und Veränderungen.
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