Renate Habets

 4,3 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Die rote Lene und In der U7.

Lebenslauf

Habets, Renate, verbrachte ihre Kindheit, ebenso Schul- und Studienzeit in Köln, lebt aber seit über vierzig Jahren in Duisburg, wo sie als Deutsch- und Geschichtslehrerin, Fachleiterin für Deutsch und stellvertretende Schulleiterin lebte. In ihrem Leben als Pensionärin fand sie zu Farbe und Stift, veröffentlichte zahlreiche Bücher und schrieb Texte für zahlreiche Anthologien des Edition Paashaas Verlags, für den sie mittlerweile auch lektoriert. Ein Leben ohne Farben und Worte kann sie sich nicht mehr vorstellen, will es auch gar nicht.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Renate Habets

Cover des Buches Die rote Lene (ISBN: 9783939973140)

Die rote Lene

 (3)
Erschienen am 05.09.2013
Cover des Buches In der U7 (ISBN: 9783961741274)

In der U7

 (0)
Erschienen am 11.08.2023

Neue Rezensionen zu Renate Habets

Cover des Buches Die rote Lene (ISBN: 9783939973140)
Klusis avatar

Rezension zu "Die rote Lene" von Renate Habets

Ein Buch, das mich sehr berührt und nachhaltig beschäftigt hat
Klusivor 10 Jahren

Als jüngstes von sechs Geschwistern wächst Lene in dem kleinen Ort Mittelhof im Westerwald auf. Sie ist an einem 25. Februar geboren, und Menschen mit diesem Geburtsdatum sagt man unheimliche Fähigkeiten nach. Als einzige in der Familie hat sie rotes Haar. Schon von klein auf führt sie ein Außenseiterdasein, denn wegen ihrer roten Haare wird sie nicht nur von den Mitschülern gehänselt, sondern auch in der eigenen Familie ausgegrenzt. Alle nennen sie nur „die ruure Lene“ oder „Feuerkopf“. Auch Peter, ihr großer Bruder, steht ihr ablehnend gegenüber und bezeichnet sie sogar als Hexe.
Die Bedingungen, unter denen sie aufwächst, prägen das stille, in sich gekehrte Mädchen. Sie hat wenig Freunde, lediglich die gleichaltrige Louise versteht sich gut mit ihr, und dann ist da noch Klaas, der mit seinen Eltern nach Mittelhof zieht, ebenfalls „annerscht“, schon seines Namens wegen. Er versteht Lene, und sie verbringen in ihrer Kindheit und Jugend viel Zeit miteinander.
Irgendwann lernt Lene den Fabrikantensohn Rudolf Breuer aus Köln kennen, der zur Erholung, bei einem entfernten Verwandten, im nahe gelegenen Altenbrendebach weilt.
Mit ihm erlebt sie die große Liebe; sie verlässt heimlich den elterlichen Hof und folgt ihm nach Köln. Die beiden heiraten, und Rudi ist stolz auf seine schöne Ehefrau. Wirkliches Verständnis hat er jedoch nicht für sie. Ihm zuliebe und auf Wunsch der strengen Schwiegermutter lässt sie nicht nur ihre Wurzeln, sondern auch ihren Dialekt, sogar ihren Namen hinter sich. Künftig soll sie „Magda“ genannt werden. An Rudis Seite führt sie in Köln zwar ein luxuriöses Leben, aber seelisch verkümmert sie, wie eine Pflanze ohne Wasser.
Der Roman beleuchtet Lenes Schicksal aus verschiedenen Blickwinkeln. Nicht nur sie selbst erzählt über ihr Leben, auch die wenigen Menschen, die ihr nahe stehen, kommen zu Wort und erinnern sich an die Entwicklungen im Lauf der vergangenen Jahre. Da sind Klaas, der Jugendfreund, der als Pastor nach Rom geht und die Ereignisse nur noch aus der Ferne verfolgt, Louise, die ebenfalls aus Mittelhof wegzieht und Lene in Köln wieder begegnet und nicht zuletzt Rudi, für den sie aus Liebe ihre Heimat verlassen hat und der sie im entscheidenden Moment im Stich lässt. Auch von Lenes Bruder Peter gibt es einige Passagen. Er berichtet von Lenes Flucht, die er ihr ewig vorwirft, obwohl ihre Gegenwart ihm stets ein Dorn im Auge war. Er hat kein gutes Wort für die Schwester, im Gegenteil. Seine anfängliche Abneigung hat sich im Lauf der Zeit regelrecht in Hass verwandelt.

Es muss viel geschehen, bis Lene zu sich selbst findet und ihren inneren Frieden zurück gewinnt. Einfühlsam und eindringlich zugleich werden die psychischen Veränderungen der Protagonistin dargelegt. Durch ihren heimlichen Weggang und die Heirat eines Evangelischen ist sie im wahrsten Sinn des Wortes „entwurzelt“, denn sie kann nichts ungeschehen machen, und auf sich allein gestellt wäre sie in Köln hilflos.
Ihr Mann wendet sich anderen Interessen zu, und ihre Freunde deuten die stillen Hilfeschreie, die Signale ihrer Verzweiflung, nicht. Dazu sind sie zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Erst viel später kommen sowohl Klaas als auch Louise zur Einsicht, das Versäumte an Lene gut machen zu müssen. Besonders Klaas geht dabei schonungslos und offen mit sich selbst ins Gericht.
Der Schreibstil wirkt, gerade durch die häufig verwendeten mundartlichen Ausdrücke, sehr authentisch. Zwar hatte ich manchmal kleine Verständnisprobleme und konnte einige der gebrauchten Worte nicht „übersetzen“, aber glücklicherweise hat sich der Sinn meist einigermaßen aus dem Text erschließen lassen.
Das Besondere an diesem Buch ist, dass die Autorin nicht nur die Sprache als Ausdrucksform verwendet, sondern dass sie auch das Umschlagbild selbst gemalt hat. Obwohl Lene schwere und kummervolle Zeiten erlebt, die ihre Seele krank machen, passt die farbenfrohe Blumenwiese sehr gut zu ihrer Persönlichkeit, denn der Natur war sie sehr nahe; an Pflanzen und Tieren hat sie sich immer erfreut. Nur den Menschen gegenüber zeigte sie sich meist verschlossen.
Renate Habets hat hier eine Lebensgeschichte entworfen, die mich nachdenklich gemacht und nachhaltig beschäftigt hat und die dazu auffordert, über den eigenen Interessen nicht die Mitmenschen zu vergessen, sondern genauer hinzusehen, um die Zeichen richtig zu deuten und notfalls zur rechten Zeit helfen zu können.

Cover des Buches Die rote Lene (ISBN: 9783939973140)
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Rezension zu "Die rote Lene" von Renate Habets

Knappe 3 Sterne für einen anspruchsvollen Roman
steffis-und-heikes-Lesezaubervor 10 Jahren

Kurzbeschreibung:
Magdalene ist ein ungewünschtes Kind: Fünf Geschwister sind schon da, als sie im Februar 1889 in eine Bauernfamilie im Westerwald geboren wird. Und das ausgerechnet an einem 25. Februar. Man sagt, dass Frauen, die an diesem Tag geboren werden, unheimliche Fähigkeiten haben: Sie sehen Künftiges voraus und können Unheil über jedermann heraufbeschwören. Wenn sie dann auch noch rote Haare haben, dann steht nicht nur für Lenes Bruder Peter fest: Das sind Hexen. Und Lene hat rote Haare. Diese roten Haare werden Lene zum Schicksal. Im Dorf verachtet, aus dem sie heimlich flieht, in Köln, wohin sie heiratet, für ihre Schönheit bewundert, macht sie die Erfahrung, dass niemand sie wirklich versteht. So beginnt sie in all dem Luxus, den ihr die Ehe bietet, mehr und mehr zu verkümmern, bis sie wie durch ein Wunder am Ende doch noch ihren Frieden und zu sich selber findet.

Meinung:
Die Kurzbeschreibung lässt vermuten, dass es sich bei diesem Buch um eine kleine, etwas besondere und tragische Lebensgeschichte einer Frau handelt, die aufgrund ihrer roten Haare und ihres Geburtsdatums schon keinen leichten Start ins Leben hatte. Und das ist es in den Grundzügen eigentlich auch, auch wenn ich mit der Umsetzung leider einige Probleme hatte.

Die Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt. So kommt natürlich Lene selbst zu Wort, aber auch ihr bester Freund Klaas, ihre entferntere Schulfreundin Louise, ihr Ehemann Rudi und ihr, sie hassender, Stiefbruder Peter erzählen ihre Ansichten zu Ausschnitte aus Lenes Lebensweg. Dabei bringt diese Form der Erzählung eine gewisse Abwechslung und einen guten Rundumblick in die Geschichte, aber andererseits liest man manches auch doppelt und dreifach, weil einfach jeder der Erzählenden eine etwas andere Sicht darauf hat, oder ergänzende Informationen dazu Preis gibt.

Auch wenn ich Lenes Kindheit und dann später auch ihr Leben in der Stadt sehr traurig und bewegend fand, hatte ich lange Zeit Probleme wirklich eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen. Zum Teil liegt das glaube ich daran, dass Lenes Gefühle zwar durch ihre Handlungen bzw. ihre Verschwiegenheit hervorkommen, jedoch aber selten wirklich deutlich zum Ausdruck gebracht werden. Der Leser muss sich dazu viel selbst denken, und hat deshalb immer ein bisschen das Gefühl, etwas außen vor zu bleiben, statt mitten drin zu sein. Als sich die Lage immer mehr zuspitzt, bessert sich dieses Gefühl etwas, so dass ich dann auch zusammen mit den Figuren leben und leiden konnte und mich ihnen, vor allem Lene mehr verbunden gefühlt habe.

Ich muss gestehen, das Lesen ist mir manchmal ziemlich schwer gefallen, da die Autorin, vor allem zu Beginn, viele Sätze in extremen Dialekt einstreut. Obwohl ich aus dem tiefsten Bayern komme und mir Dialekte wirklich nicht fremd sind, hatte ich große Probleme, die entsprechenden Zeilen gut zu entziffern. Am Ende war ich zwar fast immer erfolgreich, aber es hat den Lesefluss einfach enorm gestört und mich mit der Zeit etwas genervt.

Fazit:
Keine leichte Kost, die man in meinen Augen etwas leserfreundlicher umsetzten hätte können. Lenes Geschichte ist vom Prinzip her wirklich traurig und auf ihre Art sehr interessant und auch lesenswert, nur leider war mir der Aufwand um das zu erkennen, etwas zu schwer um das Buch wirklich zu genießen. Sehr knappe und gutgemeinte 3 Sterne.

Cover des Buches Die rote Lene (ISBN: 9783939973140)
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Rezension zu "Die rote Lene" von Renate Habets

Die ruure Lene
Bellexrvor 10 Jahren

Magdalenes Geburt am 25. Februar 1889 steht unter keinem guten Stern. In einem kleinen Dorf nahe Wissen im Westerwald als sechstes Kind einer Bauernfamilie geboren, kommt sie ausgerechnet am Matthias-Tag auf die Welt. Diesen Kindern werden unheimliche Fähigkeiten nachgesagt und sind als Hexen verschrien. Hinzu kommt, dass Lene auch noch rote Haare hat, als einziges Kind der Familie. Von Anfang an wächst Lene in einer Außenseiterrolle auf und gerade einer ihrer Brüder ist fest davon überzeugt, dass Lene eine Hexe ist. Aber auch die Kinder im Dorf gehen auf Distanz zu ihr, verspotten Lene ständig. Einzig der zugezogene und gleichaltrige Klaas hält zu ihr und wird bald ihr bester und einziger Freund. Als junge Frau lernt Lene durch Zufall den Fabrikantensohn Rudolf kennen, der im Westerwald seinen Onkel besucht. Die Beiden verlieben sich ineinander und Rudi nimmt Lene als seine Ehefrau mit nach Köln. Doch auch in Köln mit all dem Luxus, den ihr Rudi bietet, findet Lene nicht ihr Glück. Ihr Leben in der Stadt steuert auf eine Katastrophe zu.

 

Lene ist ein Kind der Natur, sie liebt die Tiere auf dem Hof, spricht auch oft mit ihnen und wenn sie traurig ist, flüchtet sich zu ihrem Apfelbaum. Durch ihre Außenseiterstellung im Dorf ist Lene entsprechend wortkarg, auch gegenüber ihrer Familie. Sie gilt als seltsam. Nur Klaas findet Zugang zu ihr und ab und an auch die gleichaltrige Louise, mit der Lene zusammen zur Schule geht. Doch als Lene ihren Rudi trifft, scheint das Glück endlich auf ihrer Seite zu sein. Die erste Zeit mit Rudi ist eine Unbeschwerte. Doch dieses Glück hält nicht lange an. In Köln muss Lene nun ein ganz anderes, ihr absolut fremdes Leben führen. Fortan ist die junge Frau von Luxus umgeben und muss entsprechende gesellschaftliche Umgangsformen erlernen. Somit ändert sich ihr bisher gewohntes Leben von Grund auf, selbst ihr Name wird ihr nicht gelassen, da er nach Meinung ihrer Schwiegermutter zu bauernhaft sei. Ab sofort wird Lene von ihr nur noch Magda genannt, was schnell auch von ihrem Ehemann übernommen wird. Je länger Lene in Köln lebt, umso mehr verliert sie ihre eigene Identität, zumal ihr größter Wunsch nicht in Erfüllung zu gehen scheint. Aus dem fröhlichen Bauernmädchen Lene wird die mondäne, wunderschöne Magda. Mit der Zeit wird Lene immer verschlossener, zieht sich mehr und mehr in sich selbst zurück und bald ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Doch keiner erkennt dies oder will es wahrhaben, schließlich muss die Etikette, der gute Ruf gewahrt werden.

 

Renate Habets schildert das Leben von Lene aus unterschiedlichen Perspektiven, was diesen Roman sehr abwechslungsreich gestaltet. Anfangs zumeist von Lene selbst erzählt, rückt diese mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund und ihre Geschichte verfolgt man bald schon mehr aus der Sicht von Klaas, wie auch von Louise, welche zwischenzeitlich auch nach Köln gezogen ist und dort ihr Glück finden soll. Aber auch Lenes Ehemann Rudi kommt zu Wort und schildert seine Sicht zum Zusammenleben mit Lene. Auch Peter darf nicht fehlen. Der Bruder, welcher Lene abgrundtief hasst und felsenfest davon überzeugt ist, dass seine jüngste Schwester eine Hexe ist und Lene für jeden noch so kleinen Unbill verantwortlich macht. Sein Aberglaube zerfrisst ihn regelrecht und nachdem Lene heimlich mit Rudi nach Köln geflüchtet ist, darf ihr Namen auf dem Hof nicht mehr genannt werden. Erst zum Ende der Geschichte tritt Lene selbst wieder mehr in den Vordergrund. Dieser Erzählstil ist bezeichnend, denn je mehr sich Lene in sich selbst zurückzieht, umso weniger tritt sie in der Geschichte ihres Lebens selbst in den Fokus.

 

Einfühlsam, tiefsinnig, bedrückend und versehen mit viel Lokalkolorit aus dem Westerland erzählt Renate Habets ihren wunderschönen Roman über die ruure Lene, deren Schicksal ihre roten Haare werden. Zudem erhält man problemlos eine Vorstellung über das Dorfleben im 19. Jahrhundert wie auch das luxuriöse, gesellschaftliche Leben in Köln, bei dem sich Lene immer geziemt zu verhalten hat. Und Renate Habets lässt ihre Charaktere auch immer mal wieder im Dialekt sprechen, diese Szenen sind jedoch jederzeit nachvollziehbar, auch wenn man kein Kölsch oder den Westerwälder Dialekt versteht.  

 

Fazit: Ein emotionaler, feinfühlig erzählter Roman über eine Frau, deren roten Haare ihr zum Schicksal werden sollen.

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