Renate von Mangoldt

Lebenslauf

Renate von Mangoldt, geboren 1940 in Berlin, besuchte die Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie in München. Seit vielen Jahren betreut sie als Fotografin das Fotoarchiv des Literarischen Colloquiums Berlin (LCB).

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Renate von Mangoldt

Cover des Buches Milch und Kohle (ISBN: 9783518745533)
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Rezension zu "Milch und Kohle" von Ralf Rothmann

Nicolai_Levin
Hömma - Szenen einer Jugend im Pott

Diesmal erzählt uns Ralf Rothmann nicht vom Krieg, sondern davon, wie es war aufzuwachsen im Ruhrgebiet in den 1960-ern.

Szenen einer Jugend sind das, kaum (eigentlich nur namentlich) verbrämt die Jugend des Verfassers. Zwischen Vaters Schicht im Schacht und Abstechern an die Pommesbude, frisierten Mopeds, Tanzabenden in der Gaststätte 'Maus', kalabrischen Köstlichkeiten der italienischen Gastarbeiter und ersten erotischen Erfahrungen. Rothmann ist ein feiner Beobachter, der den Ton trifft, er hat eine Gabe, Leute mit wenigen Strichen zu skizzieren, Stimmungen exakt festzuhalten und ohne viel Brimborium das Lebensgefühl - nun ja - einer Generation auf Papier zu bringen. Das ist interessant und einsichtsreich. Man liest es gern.

Trotzdem fehlt mir was. Der große Bogen, die Geschichte hinter der Geschichte. Es sind Szenen einer Jugend, Skizzen, der Abschnitt eines Lebens, vielleicht ein halbes Jahr, eingebettet in die Rahmenhandlung vom Tod der Mutter viele Jahre später, dessentwegen der Erzähler zurückmuss in den Pott, in die Welt seiner Jugend, an die er sich dann erinnert. Für meine Begriffe wird hier eine ganz große epische Lebensgeschichte mittendrin einfach abgerissen, weil uns der Autor nur einen kleinen Ausschnitt gönnt. Wieso er ausgerechnet diese Episoden erzählen will, was sie prägend mit ihm gemacht haben, das wüsste man nur zu gern, aber das enthält uns Ralf Rothmann hier vor.

Cover des Buches Milch und Kohle (ISBN: 9783518745533)
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Rezension zu "Milch und Kohle" von Ralf Rothmann

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Ein beeindruckender Roman

Ralf Rothmann erzählt episodenartig aus dem Leben Simons, der im Ruhrgebiet der sechziger Jahre aufwächst. Simons Vater arbeitet auf der Zeche, hat einen Arbeitsunfall und muss ins Krankenhaus. Seine Mutter will leben und sucht, während der Vater seine Verletzungen auskuriert, in den Beziehungen zu anderen Männern nach Erfüllung und nach Freiheit. Simons Bruder ist geistig behindert, leidet unter Anfällen und verletzt sich bei einem Anfall so stark, dass er für längere Zeit ebenfalls ins Krankenhaus muss. Der Protagonist selbst geht auf die Berufsschule, aber scheint nicht wirklich bei der Sache zu sein. Stattdessen zieht er mit seinem Freund Pawel um die Häuser, der jedoch später bei einem Autounfall stirbt.

Rothmann erzählt mit viel schriftstellerischem Talent und Einfühlsamkeit aus dem Leben dieser Menschen. Er wertet nicht, blickt nicht auf sie herab, aber beschönigt auch nicht. Das Erzählte bleibt immer nachvollziehbar, greifbar und authentisch. Er schreibt über Armut, Prekarität, über die Trostlosigkeit und die schwere Arbeit auf der Zeche, aber trotz dieser düsteren Themen wirken seine Ruhrgebietsromane nie erdrückend, denn sie sind aus der Perspektive von Protagonisten erzählt, die nach Freiheit suchen und nach ihrem Platz in der Welt.

Cover des Buches Milch und Kohle (ISBN: 9783518398098)
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Rezension zu "Milch und Kohle" von Ralf Rothmann

aus-erlesen
Pott-Klassiker in düster-prächtiger Aufmachung

Der Ruhrpott in den 60ern: Die Beatles brachten noch Platten heraus. Pasta hieß Nudeln und al dente war nicht ganz durch statt köstlich. Der Eiswagen brachte Erfrischung in den wolkenverhangenen Sommer. Für Jugendliche wie Simon, 15, 16 Jahre alt, war die Zeit das Sprungbrett in den Ernst des Lebens. Mit dem Moped raus in die Natur. Bier trinken. Overstolz oder ‘ne Juno rauchen. Und am Wochenende wurde … naja ‘ne Frau klargemacht. 
Trist? Nur auf den ersten Blick, vielleicht noch auf den zweiten. Und den dritten. Okay, es ist trist. Die Schlote qualmen als ob es kein Morgen gibt. Wie prophetisch die Schornsteine damals schon waren! Wer arbeitet, malocht. Und dafür will er dann zuhause aber auch seine Ruhe haben. Das Lob des kleinen Mannes ist, wenn man ihn in Ruhe lässt. Alles hat seine Ordnung. 
Simons Vater bringt eines Tages einen Kollegen mit nach Hause, Gino. Italiener. Der der Familie exotisches Gemüse und fremde Gewürze vorstellt. Alles für die Pasta. Der Sauerbraten wird erstmal beiseite gestellt. Den gibt’s morgen. Simon ist irgendwie fasziniert von Gino. Nicht nur, weil der ein Rennrad hat. Simon hat ja nicht einmal ein Moped, geschweige denn einen Führerschein. Nein, es ist die uneingeschränkt offene Art. Sein Akzent. Was oll das Leben im Pott für Simon schon bereithalten? Gesellenprüfung, Maloche, Auto, Haus, Kind, Tod. Die heilige Sechsfaltigkeit der hoffnungslosen Jugend. 
Doch ganz so düster ist die Welt dann doch nicht. Schließlich gibt es Bier und Frauen und Mopeds. Und die Freiheit all dies zu genießen. Eben noch ‘nen Milchbart, und schon kohlrabenschwarz im Gesicht. Buch allein ist immer noch aktuell. Auch wenn der Kohleabbau im Pott seit einiger Zeit passé ist. Die Nachwirkungen des exzessiven Kohleabbaus, der sich tatsächlich mal rentiert hat – zumindest für einige – sind immer noch zu spüren. Die Arbeitersiedlungen sind allgegenwärtig, ebenso der direkte Humor und die auf Außenstehende schroffe Lebenseinstellung der Pöttler. Ralf Rothmann hat ein zeitloses Pottwerk geschrieben, das niemals seinen Nachdruck verlieren wird. Die einfache Sprache der Menschen in ein Gewand aus geschliffenen Worten gekleidet, ohne dabei jemandem auf den Schlips zu treten, glänzt im matten Schwarz der Kohle. 
Jörg Hülsmann untermalt in dieser Sonderedition der Büchergilde die eingehenden Passagen mit nicht minder eingängigen Bildern. So düster die Gestalten auf den Betrachter wirken, so farbenfroh wirkt der gesamte Band. Schwarz als Synonym für Eleganz – hier wird es zum düsteren Star, der allen Gesetzmäßigkeiten zum Trotz erstrahlt. Für Kenner gibt es eine Vorzugsausgabe (limitiert auf 120 Exemplare) mit einer signierten und nummerierten Originalgrafik im Pappschuber. 

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