Rhea Krčmářová

 3,9 Sterne bei 26 Bewertungen

Lebenslauf

Rhea Krčmářová (Krtsch-mar-scho-wa) wurde in Prag geboren und wuchs in Wien und Umland auf. Sie studierte Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien und wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Rhea Krčmářová schreibt Prosa, Theatertexte, Libretti, Essays und Gedichte (u.a. auf Instagram), und experimentiert mit transmedialer Kunst, Textkunst und Buchkunst.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Rhea Krčmářová

Cover des Buches Monstrosa (ISBN: 9783218014083)

Monstrosa

 (15)
Erschienen am 18.09.2023
Cover des Buches Böhmen ist der Ozean (ISBN: 9783218011051)

Böhmen ist der Ozean

 (10)
Erschienen am 01.02.2018

Neue Rezensionen zu Rhea Krčmářová

Cover des Buches Monstrosa (ISBN: 9783218014083)
Missmaries avatar

Rezension zu "Monstrosa" von Rhea Krčmářová

Eindrucksvoll und stellenweise beängstigend
Missmarievor 4 Monaten

,,Ich. Habe. Eine. Essstörung.
Was macht das aus mir, mit mir?"

Isabella, Sopranistin an der Oper, wiegt knapp 120 Kilogramm und leidet nicht nur unter ihrem hohen Gewicht, sondern auch an Binge-Eating-Anfällen. Arrangements bekommt sie nur noch selten, immer unverhohlener wird ihr dabei gesagt, dass ihr Körperumfang Grund für die Ablehnung ist. Also beschließt sie auf Anraten ihrer Gesangslehrerin, eine stationäre Therapie zu beginnen. Doch als sie in der Klinik ankommt, erlebt sie gleich den ersten Rückschlag: In ihrer Therapiegruppe sind alle anderen untergewichtig. Mias und Anas, wie sie sich selbst nennen, also Menschen mit Bulimie oder Anorexie. Isa ist ihre "Fatspo", das Bild eines Menschen, der sie selbst nie sein wollen. Sie unterstellen der Sängerin, nicht genügen Selbstdisziplin aufzuwenden und daher so dick zu sein. Und so beginnt ein Teil der Gruppe, fiese Mobbingattacken gegen Isa zu starten.

Rhea Krcmoarova ist mit ,,Monstrosa" ein grandioser Roman gelungen, in dem es ihr gelingt, das Leid verursacht durch verschiedene Formen der Essstörung sehr plastisch, aber auch mitfühlend zu berichten. Neben den offensichtlichen Krankheitsbildern wird in "Monstrosa" auch hinterfragt, warum dünn in unserer gesellschaft mit glücklich gleichgesetzt wird. Darüber hinaus geht es um Gruppendynamiken in stationärer Therapie und um die Frage, welchen Einfluss Social Media auf Essstörungen haben kann. Durch die schonungslose Erzählweise ist das nicht immer leicht auszuhalten. Ziemlich drastisch wird von blauen Flecken, herausstehenden Rippen und Kotzanfällen berichtet. Auch sollte das Buch nicht unbedingt von jemandem gelesen werden, der selbst unter einer Essstörung leidet - denn viele Szenen triggern potentiell. Allerdings gelingt es der Autorin so, ein schonungsloses Bild zu zeichnen, was dem Roman große Eindrücklichkeit verleiht.

Zwar ist das Ende der Geschichte, das mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammenfällt, etwas unrealistisch geraten. So kann ich mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass die Eltern von minderjährigen Patienten in so einer Situation nicht zwingend Kontakt zu ihren Kindern herstellen wollen. Allerdings ist die Handlung des dritten Aktes mit magischem Realismus gespick, sodass sich dieser Schnitzer verzeihen lässt. Für mich ist ,,Monstrosa" damit auf jeden Fall eines der eindrücklichsten Bücher des Jahres.

Cover des Buches Monstrosa (ISBN: 9783218014083)
S

Rezension zu "Monstrosa" von Rhea Krčmářová

Monstrosa ist hierfür das richtige Wort
SofieWaldenvor 5 Monaten

Ein heftiges Buch, mit schwergewichtigen Themen beladen und ausufernd krass, bis ins Mark.

Dieer Satz ist auch als Triggerwarnung gedacht, für Essstörungen aller Art, Selbstverletzung, Suizid und Kindeswohlgefährdung. Der Verlag selbst handhabt das meiner Meinung nach zu fahrlässig.


Isabella ist Opernsängerin und geht in ihrem Beruf auf. Doch die Arrangements bleiben zusehends aus. Der Grund liegt in ihrem hohen Körpergewicht, dass ihre Umwelt schon als visuell auffällig, nicht in die Zeit und damit zu entsprechenden Opernrollen passend, empfindet und ihr dieses auch sagt. Ihre letzte Chance, ihren Traum von der Karriere in der Welt der Musik zu leben, sieht ihre Gesangslehrerin darin, ihre Sucht fachmännisch behandeln zu lassen. Und so begibt sich Isabella in eine entsprechende Klinik. Dort landet sich in einer Therapiegruppe mit durchweg jüngeren vorwiegend Patientinnen, deren Krankheitsbild im Bereich der Magersucht und der Bulimie zu finden ist und die Isabella nicht nur ablehnen, sondern sie geradezu als Feindbild wahrnehmen, denn ein solches Monster wollen sie niemals sein.

Das Buch ist gleich einer Oper in drei Akte aufgegliedert. In den ersten beiden Abschnitten kommt alles auf den Tisch, was diese schweren Krankheiten ausmacht, wie Menschen denken, wie sie dominiert werden von ihrer Sucht, dünn zu sein, und dabei auch ganz bewusst, den eventuellen Tod in Kauf nehmen. Und auch andere Themen, die einen direkten auch ursächlichen Bezug zu diesen Erkrankungen haben, werden nicht außen vor gelassen. Wahrlich schwere Kost. Doch dabei bleibt es nicht, den Isabellas Rolle in diesem gruppentherapeutischen Spiel führt letztendlich zu einer Eskalation, die die realen Fundamente des Geschehens durchbricht und abhebt, in eine Monstergetragene mystische Vorstellungswelt, die auch in ihrer Erklärbarkeit für die Gesamtgeschichte seinesgleichen sucht.

Und nun ist es gelesen, dieses Buch, dass so aus dem Rahmen fällt, so schockierende Szenen zeigt, entblöst, krasse Realitäten vor uns ausbreitet und dann irgendwann abhebt, in etwas darüber. Es ist gut geschrieben und reißt einen definitiv heraus aus den gängigen Erwartungen von Lesekultur.

Eine Leseempfehlung geben ist pauschal nicht möglich. Dieses Buch ist eine Herausforderung und auch für jeden selbst ein wenig spannend, wenn man sich fragt, wie kommt es bei mir an, was macht es mit mir. 

Also wer es wagen will. Ich habe es letztendlich nicht bereut. 

 

Cover des Buches Monstrosa (ISBN: 9783218014083)
awogflis avatar

Rezension zu "Monstrosa" von Rhea Krčmářová

Schauerroman meets Body Horror: tiefe Einblicke in Anorexie, Bulimie und Fresssucht
awogflivor 5 Monaten

Ein sehr ungewöhnlicher Roman mit einem innovativen Setting, zusätzlich eine außergewöhnliche Konzeption aller Figuren inklusive ihrer grandios tiefenpsychologisch analysierten Probleme und mit einem spannenden Drama in drei Akten, das mich bezüglich der Plotwendungen extrem verblüfft hat, aber nicht ganz so sehr, als dass die Handlung völlig unwahrscheinlich konzipiert wurde. Fast möchte ich hier eine sehr grausame, dramatische, und psychologisch tiefgehende Opernaufführung konstatieren, die mir ausnehmend gut gefallen hat.

Beim Thema Oper sind wir auch punktgenau, denn die Protagonistin Isabella ist eine Opernsängerin, die auf Grund ihrer Fresssucht in eine Essstörungsklinik in der Nähe von Wien eingewiesen wird. Dort trifft sie vor allem auf ANA-Teenager (Anorexiekranke) und MIAS (Bulimiekranke). Sie unterscheidet sich insofern von den restlichen Patienten, da sie als einzige dick ist und auch viel älter und gefestigter als die meisten anderen.

Eingeliefert wurde sie, weil in der heutigen Zeit sehr dicke Opernsängerinnen nicht mehr gefragt sind, es zählt nicht nur die Stimme, sondern auch das Aussehen. Daher bekam Bella immer weniger Engagements und ihre berühmte Gesangslehrerin wollte auch nur mehr unter der Bedingung, mit ihr zusammenarbeiten, dass sie ihre Fresssucht in den Griff bekommt. Eigentlich ist Isabella auch gelegentlich Bulimikerin, aber da sich das Erbrechen so schädlich auf ihre Stimme auswirkt, lässt sie es besser bleiben. Unsere Protagonistin stößt erst nachträglich zu der Therapiegruppe der Essgestörten und hat zweierlei Nachteile, sie ist die einzige Dicke in der Gruppe und die Gruppenbeziehungen zwischen den anderen haben sich zudem schon verfestigt. So wird sie als Fremdkörper und als fettes Monster gesehen, das keine Disziplin kennt.

Zu Beginn findet alles noch einigermaßen im Rahmen statt, man kann einander nicht unbedingt gut leiden, beschnuppert sich ein bisschen, ein paar Animositäten und auch ebenso Annäherungen treten auf. Mein Lesefreund Alexander war schon sehr gespannt, wie die gefestigte erwachsene Opernsängerin die Gruppe der Kids aufmischt. Doch weit gefehlt! Hier präsentiert uns die Autorin im zweiten Akt den ersten Plottwist, denn die ANA-Teenagergören mobben die fresssüchtige Opernsängerin so nachhaltig, dass sogar ihre Karriere in Gefahr ist. Als sie sich in völliger Verzweiflung ausnahmsweise der Bulimie hingibt, erkennen sie sie endlich als eine der Ihren an und wollen ihr das Abnehmen beibringen. Die erwachsene Protagonistin kippt da voll rein, findet aber nach und nach den Verstand wieder. Wie schwer es ist, gegen die Gruppe anzukommen, zeigt auch dass diese ANA- und MIA Anhängerinnen sogar dem Klinikpersonal und den Therapeuten auf der Nase herumtanzen, sie starten trotz aller Kontrollen und Therapie sogar eine Online-Verhungerchallenge.

Im dritten Akt führt die Autorin dann auch noch eine Pandemie ein, die vor allem die Therapeuten und das Klinikpersonal ausknockt. Die essgestörten Mädchen sind durch einige Manipulationen plötzlich völlig alleine ohne Aufsicht in der in Quarantäne befindlichen Klinik. In dieser Phase bewährt sich die erwachsene Protagonistin und sie kann einige Personen retten. Das spannende Finale, das einem Thriller gleicht, beinhaltet ein paar Elemente, die man fast schon der Fantasy zuordnen kann, aber sie sind glaubwürdig in den Plot eingewoben.

Was hier aus meiner Rezension bisher nicht hervorgeht, ist der Umstand, dass jede einzelne Figur ganz wundervoll tiefenpsychologisch gezeichnet ist, man erfährt tatsächlich, welche Traumata die Patienten dazu gebracht haben, sich bis auf die Knochen abzumagern oder auch wie Freunde, der Job und Social Media die Essstörung hervorgerufen, beziehungsweise befeuert haben. Das hat die Autorin ausgezeichnet umgesetzt. Auch von ihrer Sprachfabulierkunst bin ich sehr begeistert.

Fazit: Wärmste Leseempfehlung! Spannendes, anspruchsvolles, innovatives Psychodrama mit Thrillereffekten im Finale. Ich hab das Buch auf einen Haps verschlungen. (Analogie zur Fresssucht beabsichtigt 🙂 ) Zwei Anmerkungen möchte ich auch noch machen, der Titel Monstrosa ist wahrlich gut gewählt und passt wie maßgeschneidert auf die Protagonistin und die Klappentext Beschreibung ist auch so treffend, dass ich sie mir glatt vom Verlag für den ersten Teil der Überschrift „ausgeliehen“ habe 😉 .

Gespräche aus der Community

Schauerroman meets Body Horror: Eine Opernsängerin nimmt im Kampf mit fragwürdigen Idealmaßen und ihren eigenen Dämonen monströse Züge an – mit ungeahnten Folgen.

Rhea Krčmářová schafft eine packende Reflexion über die Entfremdung vom eigenen Körper und den Preis virtueller Schönheitsnormen.

113 BeiträgeVerlosung beendet
rosarotvioletts avatar
Letzter Beitrag von  rosarotviolettvor 6 Monaten

Eine Frage, die ich mir nach den ersten ~40 Seiten ständig stelle: Ist es nicht völlig unrealistisch, dass in einer Klinik für Essstörung eine einzige übergewichtige Person mit mehreren mit Anorexie zusammengesteckt wird? Irgendwie verständlich, dass es dann zu Gruppenbildung und Ablehnung kommt..

Im Buch wird das zwar mit der nur halb belegten Klinik erklärt, ich finde es aber trotzdem höchst fragwürdig.

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