Rhoden-Wildhagen-Lachapelle-Roobol

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Cover des Buches Trotzkopf   - Gesammtausgabe in einem Band (ISBN: B001O3M352)
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Rezension zu "Trotzkopf - Gesammtausgabe in einem Band" von Rhoden-Wildhagen-Lachapelle-Roobol

Ich will und ich werde nicht!
Buchgespenstvor 9 Jahren

Der Trotzkopf

Ilse Macket wächst frei und ungebunden auf dem Landgut ihres Vaters auf. Mit ihrer Stiefmutter kommt sie nicht zurecht und den Unterricht beim Pfarrer und den Erzieherinnen kann sie nicht leiden. Lieber stromert sie durch die Felder und Ställe – tut wozu immer sie Lust hat. Nicht mal von ihrem geliebten Vater lässt sie sich etwas sagen. So beschließt dieser schweren Herzens Ilse in ein Pensionat zu geben. Mit aller Heftigkeit und allem Trotz wehrt sich Ilse gegen die Strenge Zucht, doch in der geduldigen Nellie findet sie eine gute Freundin und in Fräulein Güssow eine verständnisvolle Lehrerin.

Trotzkopfs Brautzeit

Nur einmal weigert sich Leo seiner temperamentvollen Verlobten nachzugeben. Der darauf folgende, heftige Streit verleitet Ilse zu einem verhängnisvollen Schritt: ohne eine Nachricht zu hinterlassen, flüchtet sie zu Nellie, die mittlerweile mit Dr. Althoff verheiratet, in einer anderen Stadt lebt. Dort will sie Leos Abbitte abwarten. Doch diese bleibt aus. Hat sie ihr Glück verspielt?

 Trotzkopfs Ehe

Ilse hat in ihrer Ehe mit Leo ihr Glück gefunden. Ihre Töchter wachsen glücklich heran und gerade in ihrer Ältesten, Ruth, findet sie ihr Ebenbild – sie wusste dem Trotz jedoch entgegenzusteuern. Ilse selbst hat von ihrem Temperament nicht viel eingebüßt – doch der kindische Trotz ist verschwunden. In neckischen Wortgefechten mit dem Hausfreund Onkel Heinz neigt sie in ihrer Heftigkeit gerne zu verletzenden Übertreibungen, die sie erst nach und nach zu zügeln lernt.

 Trotzkopf als Großmutter

Nach dem Verlust ihres geliebten Leo und ihrer besten Freundin Nellie, fällt es Ilse schwer, es wieder mit dem Leben aufzunehmen. Doch Onkel Heinz und vor allem ihre hübsche, temperamentvolle Enkelin Irma geben ihr ihren Lebensmut zurück. So kann sie ihre Enkelinnen aus Amerika in die Arme schließen, große Familienfeste feiern und den Erfolg ihrer Tochter Ruth genießen. Dann ist da noch Irma, die von Trotz und Eitelkeit zu einem verhängnisvollen Schritt verleitet wird. Kann Ilse das Glück des Kindes bewahren?

 

Der Evergreen unter den Mädchenbüchern. Geliebt und verteufelt. In manchen Punkten natürlich altmodisch, dann aber auch wieder erstaunlich modern und (selbst)kritisch. Schon im ersten Band – dem Original, wenn man so will – bedauert Ilses Vater ihre beherrschte, weibliche Art nach ihrer Rückkehr aus dem Pensionat – ja, deswegen war er von Anfang an nicht vom Pensionat überzeugt. Das Wilde war ihm lieber. Im Prinzip ist es die mangelnde Bildung und Ilses Widerstand gegen das Lernen, was den Ausschlag gibt. Und mal ehrlich: wer möchte auch heute, im 21. Jahrhundert, mit einem Menschen zu tun haben, egal, ob männlich oder weiblich, der ohne Selbstbeherrschung und ohne Allgemeinbildung ist? Dass Ilse „gezähmt“ wird, möchte ich bestreiten. Gerade ihr Temperament ist es, in das Leo sich verliebt. Er unterschätzt allerdings den kindischen Trotz, der mit diesem Temperament noch verbunden ist und das führt zu den fatalen Entwicklungen im zweiten Band. Dieses Temperament und die Achtung, die sich Leo und Ilse entgegenbringen, machen ihre Ehe in den Büchern zu etwas Besonderem.

An Ilses Freundinnen werden die Negativbeispiele vorgeführt. Flora, die überspannte Dichterin, die in ihrem Egoismus und ihrer Selbstverliebtheit die Verwahrlosung ihrer Stieftochter und den Tod ihres Mannes verschuldet – eine bittere Lektion, aus der sie lernt.

Nellie, die positive Frauenfigur, das Musterbild an Geduld und Hingabe, wird zu einer überfürsorglichen Glucke, die jeden Atemzug ihres Mannes peinlich überwacht und ihn damit zu einem verweichlichten Hypochonder macht. Am Ende kostet sie ihre Selbstaufgabe das Leben, da sie sich selbst völlig vernachlässigt.

Dann gibt es noch die „artige“ Rosi – das Musterkind des Internats, das blass und ohne Persönlichkeit nur für Regeln und Pflichterfüllung lebte. Aus ihr wird eine Tyrannin, die jede positive Seite des Lebens ablehnt, jeden Fortschritt verteufelt, die Meinung anderer nicht zulässt. Sie macht ihrem Mann und ihrem Sohn Fritz das Leben zur Hölle, bis Fritz schließlich davonläuft. Ihrer Tochter zerstört sie mit ihrer Verbohrtheit das Leben.

Die einzige positive Frauenfigur, die wie Ilse mit Energie und Selbstbewusstsein auftritt, ist die unkonventionelle und kluge Orla. Im Gegensatz zu Ilse fehlt ihr der kindische Trotz.

Ein gelungenes Leben kann am Ende nur diesen beiden bescheinigt werden.

Wer jetzt behauptet, der „Trotzkopf“ würde ein frauenfeindliches Bild vermitteln, möge sich noch mal die Jugendliteratur der heutigen Zeit ansehen. Jähzorn, Trotz und Lernunwilligkeit sind auch heute noch kindliche Fehler, denen es entgegenzusteuern gilt. Ein Blick auf Enid Blytons „Dolly“ (Dolly kämpft gegen ihren Jähzorn an) oder auch „Hanni und Nanni“ (Weigerung sich Unterzuordnen, zu Lernen) ist da  schon aufschlussreich. Ganz sicher lassen sich auch Beispiele aus jüngerer Zeit finden. Die Themen des „Trotzkopf“ sind also durchaus zeitlos. Bei den Lösungsstrategien und Lebensziele darf das Alter des Buches nicht vergessen werden.

Geliebt und verteufelt – ein Buch, an dem sich die Geister scheiden. Ich liebe es und habe es immer geliebt. Für mich ist die Geschichte einfach wunderschön. Sympathische Figuren, nostalgisches Flair und trotz der Autorenwechsel geglückte Fortsetzungen – abgesehen von Ilses Bruder, der leider unter den Tisch gefallen ist. Ich werde immer wieder zu dem Buch greifen und die Geschichte um Ilse erneut verfolgen.

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