Es geht um die Kinderkreuzzüge des Hochmittelalters und der unglaublichen Verschwörung, die diesen zugrunde liegen soll. Drei der Hauptfiguren begleiten den deutschen Zug von Köln über die Alpen bis nach Genua mit all den Schrecken und Gefahren, die unterwegs lauern.
Die Geschichte an sich hat mich sofort in ihren Bann gezogen, weil ich das Thema hochinteressant fand. Die Leiden der Kreuzfahrer, die unvorbereitet losgezogen sind und oft viel zu jung waren, wurden sehr anschaulich geschildert.
Die Autorin verfügt über einen eingängigen Schreibstil und treibt die Erzählung flott voran. An einigen Stellen hätte ich mir allerdings eine detaillierte Beschreibung gewünscht, um ein genaueres Bild vor Augen zu haben. Mit Allgemeinplätzen wie prächtig, beeindruckend und dergleichen kann ich nicht so viel anfangen.
Was die Figuren angeht, so haben mir am besten die Beschreibungen und Charakterisierungen der Pferde gefallen. Endlich mal wieder eine Autorin eines historischen Romans, die Pferde nicht nur vom Hörensagen her kennt, sondern richtig Ahnung hat. Entsprechend plastisch sind die vierbeinigen Held*innen auch gezeichnet worden.
Das kann ich von den menschlichen Figuren allerdings nicht unbedingt behaupten. Die Hauptfiguren waren mir persönlich zu fehlerfrei: sprachbegabt, edlen Gemüts, immer hilfsbereit usw. Da fehlte es an Ecken und Kanten. Immerhin litt der Ritter Armand unter Höhenangst. Das machte ihn für mich gleich sympathischer. Besonders gut gefallen hat mir, dass er (zumindest zum Schluss) seinen Kampf nur dank des Eingreifens seiner Frau gewonnen hat.
Gestört haben mich die aufgeklärte Denkweise der Hauptfiguren, bzw. die allgegenwärtige Verurteilung von Umständen und Personen nach heutigen Maßstäben. Figuren dürfen das natürlich, aber nicht alle Gebildeten sollten die gleiche Meinung über etwas vertreten.
Manchmal war auch die Wortwahl arg modern und mich reißt das immer brutal aus dem Lesefluss. Zitat: „Ich hoffe, Frau Jutta gewährt mir Urlaub“ und dergleichen.
Gleich zwei Liebesgeschichten werden bedient. Ich bin nicht so die Freundin von „Liebe auf den ersten Blick“. Bei beiden Beziehungen fehlte mir das gewisse Etwas.
Gut gefallen hat mir wiederum, dass nicht Massen an Personen auftauchen und auch die Namen waren eingängig und nicht zu exotisch.
Im Nachwort erläutert die Autorin, wo sie von der historischen Wirklichkeit abgewichen ist, wobei sie sich da auf die wichtigsten Punkte beschränkt.
Den Buchtitel finde ich furchtbar. Zum einen passt er überhaupt nicht zum Inhalt und „Ritterin“ klingt nach Effekthascherei und ist im historischen Kontext schlichtweg falsch. Aber das kann nicht unbedingt der Autorin angelastet werden.
Alles in allem habe ich mich aber trotz der Einschränkungen gut unterhalten gefühlt und kann eine Leseempfehlung aussprechen.