Das Buch beginnt sehr dramatisch: Susan erwartet ein Kind, das durch eine Vergewaltigung entstand. Und Lavinia erfährt, dass sie den Traum vom eigenen Kind begraben muss. Die eine will ihr Leben beenden und wird durch die andere gerettet. Es entsteht ein Handel zwischen den beiden, der deren Leben von Grund auf verändert.
Das Setting Anfang des 20. Jahrhunderts hat mich an die Sonntagsabendfilme von Rosamunde Pilcher erinnert: Reiche Herrschaften mit Sommerhaus in Cornwall und arme Frau, die aus der Gosse zum Star aufsteigt. Eigentlich ist das Lektüre für recht unterhaltsame Mußestunden. Wahrscheinlich habe ich mir dieses Buch aus diesem Grund vor vielen Jahren angeschafft. Nun wurde es höchste Zeit, es endlich zur Hand zu nehmen.
Doch leider hat es nicht gehalten, was ich mir damals davon versprochen habe. Trotzdem habe ich tapfer durchgehalten, denn manche Stellen waren doch recht amüsant. Insgesamt war mir die Geschichte jedoch viel zu ausschweifend erzählt. Naja, über 700 Seiten mussten ja gefüllt werden. Aus diesem Grund wurden natürlich viele Dinge der damaligen Zeit eingebaut. Da kämpften die Sufragetten um Gleichberechtigung und wurden niedergeknüppelt. Die bunte Welt der Schauspielerei brachte Farbe in Susans Leben. Und sie konnte an der Jungfernfahrt der Titanic in der ersten Klasse teilnehmen und überlebte (natürlich!). Gleichzeitig wurde deutlich, dass Frauen zu jener Zeit keine Rechte hatten und bei einer Scheidung alles verloren.
Leider gelang es der Autorin, die ihre Figuren viele Gespräche führen ließ, nicht, mir deren Gefühle näher zu bringen. Alles wurde ausführlichst erklärt, anstatt das Innere der Protagonisten lebendig werden zu lassen. Es gab mehrere Wendungen im Leben von Susan, die sich eindeutig als Liebling der Autorin entpuppte. Störend empfand ich die zahlreichen Wiederholungen; so, als hätte die Autorin kein Vertrauen ins Gedächtnis ihrer Leserinnen.
Zum Schluss, als ich schon das Schlimmste befürchtete, gelang es ihr doch noch, ein versöhnliches Ende herbeizuführen, mit dem ich mich auch einverstanden erklären konnte.
Fazit: Scheinbar hat sich mein Lesegeschmack im Laufe der Jahre grundlegend verändert, so dass ich ähnliche Bücher künftig besser meiden sollte. Ich habe mich bei diesem Bauch außen vor gefühlt.