Cover des Buches Hilfe! Mein Mitbewohner ist ein Affe (ISBN: 9781505812961)
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Rezension zu Hilfe! Mein Mitbewohner ist ein Affe von Ricarda Peter

Banale Geschichte in anstrengendem Stil

von Code-between-lines vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Durch die vielen Fehler und schlechte Sprachqualität eine denkbar schlechte Werbung für jede Form von Self-Publishing-Verlagen.

Rezension

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Code-between-linesvor 9 Jahren

Zum Inhalt: Der autobiographische Roman „Hilfe! Mein Mitbewohner ist ein Affe“ der Autorin Ricarda Peter handelt von der Auswanderin Alessia, die (im Wesentlichen inspiriert von eigenen Erlebnissen der Autorin) von ihrem Leben in Panama, welches zeitweise von einem kleinen Kapuzineräffchen names Bub dominiert wird, berichtet. Äffchen Bub ist ein wahrer Ausbund an Energie und bringt mächtig Chaos in das Haus und das Leben von Alessia. Begleitet wird der Text von einer ganzen Reihe persönlicher Fotos der Autorin mit ihrem eigenen Äffchen. Neben den „äffischen“ Begebenheiten geht es jedoch auch um das Leben und Erleben der Protagonistin in Panama, der Versuch eines Berichts über Land und Leute.

Eigene Meinung: Dies ist bislang das erste Buch in meiner Laufbahn als passionierter Leser, welches ich abgebrochen habe – und das, obwohl ich es in einer Leserunde gewonnen hatte und dem Austausch gespannt entgegen geschaut hatte. Gelesen habe ich ca. 2/3 des Textes.
Dabei sind mir bislang schon einige Bücher über den Weg gelaufen, die mir nicht bis gar nicht gefallen haben – aber irgendwie habe ich mich immer bis zum Ende durchgehangelt. Doch dieses Buch toppt ALLES!

NICHT gefallen hat es mir auf allen erdenklichen Ebenen – Sprache, Stil, Inhalt – um ehrlich zu sein, ein Grauen! Doch eins nach dem anderen:

Der Inhalt: Belanglos bis banal habe ich die geschilderten Erlebnisse in diesem Buch empfunden. Der Affe spielt dabei zeitweilig auch eine nur untergeordnete Rolle, was über ihn berichtet wird, ist von vielfachen Wiederholungen geprägt: der Affe macht Chaos, die Protagonistin weiß dem nichts entgegen zu setzen, der Affe nimmt das Haus auseinander – untermalt mit einer beständigen Wiederholung des selben Grundtons: Du bist mein ein und alles, Du hast mir „zu leben gegeben“, ich vermisse Dich so sehr. Damit nimmt die Autorin das einzige, was den Leser bei der Stange hätte halten können, schon zu Beginn des Buches vorweg: am Ende des Buches trennen sich die Wege von Bub und Alessia.

Unterfüttert wird der Bericht mit Schilderungen über allerlei Liebeleien, die sich zwischen den Einheimischen sowie der Protagonistin und einer ihrer Freundinnen abspielen, die allerdings im Stil einer Teenie-Lovestory geschildert werden. Wenig erbaulich. Ich weiß nicht, was ich schrecklicher fand – die stereotpye Beschreibung der panamesischen Männerwelt, oder das wiederholte Hinweisen der Autorin auf ihre eigene „cheerleaderhafte“ Figur und dass ihr ja eigentlich kaum ein Mann auf der Insel widerstehen kann….

Der Stil / die Sprache: Was es vermutlich werden sollte: eine poetische Sprache diemit möglichst vielen sinnhaften Bildern die tiefe Verbundenheit der Autorin mit der Natur, ihrem Leben und dem Streben nach Verwirklichung ihrer Träume ausdrücken sollte. Was daraus geworden ist: eine umständliche, z.T. furchtbar verschachtelte Ausdrucksweise, in denen nahezu keine Sache ohne umständliche Beschreibung auskommt, wobei diese auch noch von vielen unnötigen Wiederholungen geprägt sind. Noch schwieriger wird das Lesen durch die unfassbar hohe Fehlerrate im Text – und dabei meine ich Fehler auf jeder erdenklichen Ebene: Orthographie, Grammatik, Wortwahl – eine nicht geringe Zahl der von der Autorin verwendeten Wörter gibt es so nicht, bzw. wird üblicherweise anders verwendet. An einigen Stellen im Text sind die Fehler wirklich skurril: So wird von Flüssen berichtet, die durch den Abbau von Kupfer mit Trinkwasser verschmutzt werden (S. 265), so dass die Menschen dadurch krank werden, an anderer Stelle wird eine neuartige chemische Reaktion beschrieben, indem die Protagonistin „zur Salzsäure erstarrt“ (S.100). Ich könnte noch endlos weiter solche Stellen aufzählen - ohne zu übertreiben, war die Vielzahl und Kreativität der enthaltenen Fehler auch schon das Bemerkenswerteste an diesem Buch.

Kurz und gut, das Lesen hat mir wirklich Kopfschmerzen bereitet. Das Buch ist auf der „CreateSpace Independent Publishing Platform“ erschienen und kommt offensichtlich ohne Lektor aus. Ich kann nur sagen, in dieser Form ist das Buch die denkbar schlechteste Werbung für diese Art von Verlagen, in denen Autoren sich selbst auf eigene Faust verlegen. In der Leserunde wurde darauf hingewiesen, dass die Ausgabe von einem Lektor überarbeitet wird und in dieser Form nicht (mehr) in den Verkauf gelangen wird. Ich kann nur hoffen, dass es so ist – ich kann meine Rezension aber nur auf die Version beziehen, die ich gelesen habe.

Was mir extra-negativ aufgefallen ist: an einigen Stellen im Buch werden die Einwohner Panamas auf sehr herablassende Art und Weise beschrieben. Da wird die schwarze Mitarbeiterin einer Postfiliale (oder war es ein Geschäft) wiederholt als „etwas Schwarzes im enganliegenden Kleid“ tituliert. Ein sehr unschöner Beigeschmack, vor allem wenn sich danach immer wieder und auf unterschiedliche Personengruppen bezogen lange Textpassagen anschließen, in denen ausgeführt wird, dass die Mitarbeiter diverser Geschäfte / Banken / Post grundsätzlich nicht oder nur widerwillig ihrer Arbeit nachgehen und den damit verbundenen intellektuellen Aufgaben auch eigentlich gar nicht gewachsen sind - „…möglicherweise hatte ich es mit einem fossilen Gehirnsyndrom zu tun“, ist an einer dieser Stellen die Schlussfolgerung der Protagonistin.

Beschrieben wird das Buch als „ aufwühlend traumhafter Roman über das Reisen, das Leben, die Liebe und die Freundschaft“ – aufgewühlt hat mich aber einzig und allein die schlechte Qualität des Textes.

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