Richard Abels

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Cover des Buches Aethelred the Unready (Penguin Monarchs): The Failed King (ISBN: 9780141979496)
A
Ein Herrscher im Kampf gegen die Wikinger - Æthelred, König von England

Seit 2014 bringt der Penguin-Verlag eine Buchreihe heraus, die "Penguin Monarchs". Es handelt sich um Kurzbiographien aller englischen und britischen Könige und Königinnen seit dem 11. Jahrhundert. Die Reihe beginnt mit den letzten angelsächsischen Herrschern vor der normannischen Eroberung. Auch Oliver Cromwell ist ein Band gewidmet. Mittlerweile sind mehr als drei Viertel der 45 geplanten Bände erschienen. Bald wird die Reihe vollständig sein. Die Bücher sind kleinformatig (13x18,5 cm) und umfassen maximal 150 Seiten. Sie enthalten farbige Abbildungen, Stammtafeln und kommentierte Literaturhinweise. Auch wenn eine entsprechende Angabe fehlt, ist davon auszugehen, dass sich die Bände an historisch interessierte Laien richten, die sich rasch über das Leben der englischen Monarchen informieren wollen. Als Konkurrenz zur renommierten Biographienreihe "Yale English Monarchs", deren Bände eher für den wissenschaftlichen Gebrauch in Frage kommen, sind die "Penguin Monarchs" nicht gedacht. Interessant ist die Reihe dennoch, denn der Verlag hat zahlreiche bekannte Historikerinnen und Historiker als Autoren gewonnen. Damit ist sichergestellt, dass sich die einzelnen Kurzbiographien auf der Höhe des heutigen Forschungsstandes bewegen.

Fast alle einschlägigen historischen Darstellungen lassen die Geschichte der englisch-britischen Monarchie mit Wilhelm dem Eroberer beginnen, der 1066 auf dem Schlachtfeld von Hastings die englische Krone errang. Die angelsächsischen Könige, die vor der normannischen Eroberung über England herrschten, sind in Deutschland vollkommen unbekannt. Auch in Großbritannien dürften ihre Namen nur Fachleuten geläufig sein. Drei Bände der "Penguin Monarchs" sind angelsächsischen Königen gewidmet. Im 9. Jahrhundert war England in mehrere Kleinkönigreiche aufgeteilt. Den Königen von Wessex gelang es im Laufe mehrerer Generationen, diese Kleinkönigreiche zu einem einzigen Königreich zu vereinen. Im 10. Jahrhundert war England ein wohlhabendes und gut regiertes Land. Verwaltung, Justiz und Münzwesen waren höher entwickelt als in anderen europäischen Ländern dieser Zeit. Englands Reichtum weckte die Begierde der Wikinger. Um das Jahr 1000 stürzten die Angriffe und Raubzüge der Wikinger das angelsächsische Königtum in eine existenzbedrohende Krise. Zu dieser Zeit herrschte Æthelred (geboren um 967, gestorben 1016) über England. Während seiner fast 30-jährigen Herrschaft fand Æthelred keine wirksame Strategie zur Abwehr der Wikinger. Schließlich verlor er sein Reich und seine Krone an den Dänenkönig Sven Gabelbart. Die Nachwelt und die moderne Geschichtswissenschaft hatten deshalb kaum ein gutes Wort übrig für Æthelred.

Der US-amerikanische Historiker Richard Abels bemüht sich in seiner Kurzbiographie um ein ausgewogenes und differenziertes Porträt. Das Buch verlangt vom Leser mehr Konzentration als andere Bände der Reihe. Anfangs ist es schwierig, die vielen unbekannten angelsächsischen Personennamen auseinanderzuhalten und die Verwandtschaftsverhältnisse im Königshaus zu durchschauen. Beim Lesen sollte man daher immer wieder einen Blick auf die Stammtafel am Anfang des Buches werfen. Als Persönlichkeit ist Æthelred ähnlich schwer zu erfassen wie andere Könige des Früh- und Hochmittelalters. Was die Ereignisgeschichte betrifft, so ist die Quellenlage allerdings sehr günstig. Literatur und Geschichtsschreibung standen im Königreich England in hoher Blüte. Zahlreiche zeitgenössische Chroniken berichten von den Vorgängen am Königshof und vom zermürbenden Abwehrkampf der Angelsachsen gegen die Angreifer aus Skandinavien. Abels widerspricht der traditionellen Auffassung, Æthelred sei untätig und unkriegerisch gewesen. Der König stellte sich zwar nur selten an die Spitze seiner Truppen, bemühte sich aber beharrlich darum, den Wikingern zu Lande und zur See Paroli zu bieten. Er hatte dabei keinen Erfolg. Die Ausdehnung des Königreiches erwies sich als Nachteil. Wann und wo die Wikinger angreifen würden, ließ sich nicht vorhersagen. Der König und seine Ratgeber standen vor einer Herausforderung, die sich mit militärischen und diplomatischen Mitteln (Verträge, Tributzahlungen) nicht bewältigen ließ.

Für deutsche Leser ist das Buch vor allem deshalb interessant, weil es Einblick in einen Abschnitt der englischen Geschichte gewährt, über den man hierzulande kaum etwas weiß, eigentlich gar nichts. Die Zeit der angelsächsischen Könige war kein dunkles Zeitalter. Richard Abels nimmt nicht nur das Ringen zwischen Angelsachsen und Wikingern in den Blick. Er würdigt Æthelred auch als Gesetzgeber und Förderer des religiösen Lebens. Mag Æthelred auch an der Aufgabe gescheitert sein, das Reich zu verteidigen, so war er doch alles in allem ein König, der den Vergleich mit anderen Monarchen seiner Zeit nicht zu scheuen braucht. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Dezember 2019 bei Amazon gepostet)

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