Da ich Morgens Dokumentationsfilm in der englischen Originalfassung ohne deutschen Untertitel gesehen habe, wollte ich unbedingt das dazugehörige, gleichnamige Buch lesen.
Wie der Film erzählt auch das Buch Kurts Lebensgeschichte, allerdings auf eine andere Weise, die weniger verstörend wirkt, aber aus dem gleichen intimen Blickwinkel.
Es enthält neben den privaten Kinderfotos, Tagebuchausschnitten, Fotos von seinen privaten Sammlungen, die auch alle im Film zu sehen sind, ganzseitige Comicausschnitte des Künstlers Hulsings und die verstörenden Animationen von Stefan Nadelman sowie niedergeschriebene Tonaufnahmen und Gespräche.
Nach einem informativen Vorwort von Regisseur und Buchautor Brett Morgen, in dem er von der Entstehung des Cobain-Biopics und über seine Recherchearbeit erzählt, folgen die Interviews mit seinen Eltern, seiner Schwester, seiner ersten Freundin Tracy sowie von Nirvana-Bandkollege Krist Novoselicund der berüchtigten Witwe Courtney Love. Diese Interviews sind ausführlicher als die im Film gezeigten. Da Morgen bei seiner Recherchearbeit so viele Informationen zusammentrug und über die Jahre viele Stunden Interviewmaterial ansammelte, fand der gesamte Umfang kein Platz in der finalen Filmfassung. Dieses Buch trägt alle zusammen und enthält daher weitere faszinierende Informationen über die Musiklegende Kurt Cobain.
Jedoch kommen auch im Buch viele wichtigen Weggefährten nicht zu Wort, wie z.B. Frances Bean Cobain, Dave Grohl, Michael Stipe, u.a.
»COBAIN. MONTAGE OF HECK« ist keine klassische Biografie. Sie ist eine intensive und intime Dokumentation über einen Musiker, der mit seinen Songs eine ganze Generation prägte und bis heute fasziniert. Da Cobain sich meist durch künstlerische Arbeiten ausdrückte, die die meisten Menschen wohl als hässlich bezeichnen würden, sind die Bilder und Fotos in diesem Buch wahrlich nicht jedermanns Sache, aber eben ein essenzieller Teil von Cobains Persönlichkeit, die Morgens Arbeit wirklich authentisch macht.
Obwohl es aus seinem privaten Umfeld niemand je geschafft hat, in seine wirre Gefühlswelt einzutauchen, hat man am Ende der Lektüre das Gefühl wenigstens ein bisschen zu Verstehen, welche Dämonen dieses Genie umtrieben haben.
Für Fans von NIRVANA, die ihrem Idol näherkommen möchten, ist diese Dokumentation ein Must-have.
Mein Fazit
Wenn ich zwischen Film und Buch entscheiden müsste, würde ich mich ganz klar für die gedruckte Variante entscheiden. Sie ist zwar genauso intim, aber moralisch nicht so verwerflich wie die unglaublich privaten Homevideos aus dem Dokumentarfilm, die meiner Meinung nach nichts in der Öffentlichkeit zu suchen haben.