Richard Born

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Cover des Buches Wahre Liebe ist Blut: Die Philosophie der Liebe (ISBN: 9798374581621)
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Rezension zu "Wahre Liebe ist Blut: Die Philosophie der Liebe" von Richard Born

RolandBecker
Mythologische Leseart

Ich habe es bis auf den Nietzsche Unterton eher mythologisch gelesen.

Wenn ich mich nicht irre, dann kommt der Name Selene aus der griechischen Sagenwelt. Selene als Göttin des Mondes. Und in der Szene als die Hauptfigur bei Ricki im Schlafzimmer steht und der Mond auf ihn scheint, da "scheint er wie verwandelt" (S 34). So als würde Selene seine Handlungen leiten und bestimmen, wie der Mond den Menschen entgegen seines Willens zum Werwolf verwandelt. Der Mensch geleitet/gezwungen von der Liebe?

Das würde auch gegen eine absolute Freiheit der Hauptfigur sprechen (anders als bei Sartre?). Die Stelle mit "Ich bin sein Werkzeug. Sein Mittel, um wieder auf Erden wandeln zu können, durch mich genießt er. Selene führte uns in Versuchung" (S 115) und "Nur das Opfer einer Sirene war ich" (S 124) würden auch dafürsprechen. 

Andererseits fragt er sich recht am Ende, ob er selber Gott ist bzw er „flüsterte leise „Danke“ und hoffte, der Richtige würde es hören. Vermutlich war ich der einzige, der diese Worte vernahm. Womöglich war ich auch der einzig richtige Adressat“ (S 127-128). Entweder ist es ein ständiges Abwechseln von Determiniertheit und Freiheit oder er schafft diese Metamorphose zum absolut freien Gott endgültig am Ende?

Zu Selene als griechische Göttin passt auch, dass die Hauptfigur sie mit einem "weißen Vlies" zudeckt und sie danach verschwunden ist. So wie Pan in der Mythologie Selene (bei den Römern Luna genannt?) mit einem weißen Vlies umhüllt und sie danach auf seinen Berg Lykaion entführt. Ich glaube sogar, dass der Berg Lykaion am Ende des Romans in den "Tagebüchern eines glücklich Liebenden" erwähnt wurde und auf S. 36 heißt es bei Ricki: „Sie riss ihre Augen im PANischen Schrecken auf“. Die große Liebe des Pans war Selene. Interpretation: Vielleicht ist die Hauptfigur Pan oder wurde zu Pan?

Und jetzt schließt sich nach meiner Ansicht der Kreis wieder, weil Pan zum Gefolge des Dionysos zählt und das passt wieder zu der dionysischen Leseart nach Nietzsche wovon Julia Peters im vorherigen Kommentar geschrieben hat.

Cover des Buches Wahre Liebe ist Blut: Die Philosophie der Liebe (ISBN: 9798374581621)
J

Rezension zu "Wahre Liebe ist Blut: Die Philosophie der Liebe" von Richard Born

Julia_Peters
Hardboiled für Nachdenkliche

Aufgrund der teilweise expliziten Beschreibungen, aber auch wegen den Themen, die der Roman behandelt, glaube ich auch, dass das Buch nicht für jeden geeignet ist, so wie schon am Anfang steht „Ein Buch für alle und keinen“ (Zarathustra). Neben den mitreißenden und schockierenden Taten (Hardboiled Genre / Hartgesottene) empfand ich die Dialoge bzw. die Selbstgespräche des Protagonisten als gelungene Abwechslung.

Ich habe versucht den Roman im Bezug zu seinem Untertitel „Die Philosophie der Liebe“ zu lesen. Dabei sind mir beim ersten Lesen u.a. folgende philosophisch anmutende Stellen erfreulich ins Auge gefallen:

  • Das Geleitwort, welches mich an die dionysische Weltanschauung nach Nietzsche erinnert („Vielleicht kommt der Betrachter auch zu dem Schluss, dass es kein Gut der Böse gibt, sondern nur das Kunstwerk an sich.“). Der Roman an sich und die dort behandelnde Liebe als dionysisches Kunstwerk.
  • Den Prolog sehe ich als eine Hommage an Albert Camus und an seinen Absurdismus („Der Tod lacht an unseren Gräbern der Erwartungen“). Seine Art der „Revolte“ findet der Protagonist offenbar in der Liebe.
  • Die Stellen über Rollen (z.B. S.3, 20 ff.) erinnern mich an die mauvaise foi nach Sartre.
  • Beispielsweise folgende Passagen lese ich als Kritik am qualitativen Utilitarismus bei John Stuart Mill: „[Der Mensch] hat es vor langer Zeit verlernt auf einer Wiese zu liegen und sich über die Idylle zu freuen. Stattdessen geht er hastig an einem in der Sonne liegenden Hund vorbei und denkt sich, dass er als Mensch kostbarer sein muss, weil der Hund nicht den Wert des Überflusses erkennt“, „Der Mensch ist ein Wesen, das Briefmarken sammelt“ (S.84).
  • Achtung SPOILER: Die ursprüngliche Selene verstehe ich als eine Art von platonischer Idee der Liebe an sich. Immer wenn der Protagonist sich dieser wahren Liebe wieder nähert, dann blendet und schmerzt ihn die Sonne (…das gleißende weiße Licht strahlte sie an. Geblendet sah ich klar… S.134) als Urbild der Liebe und er geht wieder „für eine unbestimmte Zeit“ in die Höhle der Trugbilder (à la Höhlengleichnis)

Daneben gefiel mir, dass trotz der teilweise sehr expliziten Beschreibungen es nie zum Vulgären entartet ist, sondern jede Szene einen anderen Schwerpunkt hatte (Religion, Botanik, Märchen...). 

Ich werde es manchen Freunden mit Nachdruck weiterempfehlen.

Cover des Buches Wahre Liebe ist Blut: Die Philosophie der Liebe (ISBN: 9798374581621)
Kirsten_Ateeqs avatar

Rezension zu "Wahre Liebe ist Blut: Die Philosophie der Liebe" von Richard Born

Kirsten_Ateeq
Verwirrend

Etwas seltsamer, gewöhnungsbedürftiger Schreibstil. Nichts für schwache Nerven oder psychisch labile Menschen. Ich weiß nicht ob das Buch nur die Geschichte eines Psychopathen ist oder der Spiegel realer, menschlicher Abgründe?

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