Rezension zu "Finding My Virginity: Die neue Autobiografie" von Richard Branson
Zwanzig Jahre nach „Losing My Virginity“ hat Richard Branson den zweiten Teil seiner Autobiografie veröffentlicht und lässt uns an all den vielen Unternehmen und Unternehmungen teilhaben, die er seither in Angriff genommen hat. Wer dachte, Branson hätte als junger Mann schon genügend Firmen gegründet, hat, wird hier eines Besseren belehrt. Er probiert sich am Handymarkt (Virgin Mobil), gründet weitere Virgin-Fluggesellschaften, diesmal für Australien und die USA (Virgin Blue und Virgin America) – und führt unter anderem, kugelsichere Pilotentüren, den Safety-Dance und flächendeckendes WLAN während des Flugs ein, er startet eine Reihe von Fitnessstudios, probiert sich an einer Zuglinie (Virgin Rail), hofft auf die private Raumfahrt (Virgin Galactic) und Kommunikationssatelliten (Virgin Orbit) und sogar im Bankwesen (Virgin Money) ist er tätig. Weil er damit natürlich noch nicht ausgelastet ist, beginnt er mit Virgin United ein Programm zur Eindämmung der Aidskrise in Afrika und baut eine Startup-Hilfe-Plattform namens „Pitch to Rich“, wo man neue Geschäftsideen vorstellen kann.
Bei allem, was er tut und tat, darf der Spaß nie zu kurz kommen. Deshalb lässt er sich gerne auf verrückte Wetten und Wettstreits ein (und lässt es sich auch nicht nehmen, für die Wettschuld als Stewardess verkleidet auf einem Flug Getränke zu servieren). Auch mehrere seiner Rekordversuche, wie eine Fahrt mit einem Amphibien-Fahrzeug oder Kite-Surfing auf dem Ärmelkanal haben da ihren Ursprung.
Außerdem berichtet er von seinem Kampf gegen die Todesstrafe, wie er für Virgin-Mitarbeiter unbegrenzten Urlaubsanspruch eingeführt hat, wie er sich bemüht hat, den Brexit zu verhindern und von seinem Lieblingsprojekt „The Elders“, in dem sich die klügsten und einflussreichsten Menschen der Welt zusammensetzen und gemeinsam überlegen sollen, wie man die Probleme der Welt lösen könnte. Für Richard Branson ist das alles kein Problem, kennt und kannte er doch Persönlichkeiten wie Steve Fossett, Rupert Murdoch, Donald Trump, Al Gore, Elon Musk, Steve Jobs und Barack Obama. Und diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen.
Nach zwei Dritteln der Autobiografie zieht Branson Bilanz und stellt fest, dass er die Lifestyle-Marke Virgin als Lebensentwurf betrachtet und deshalb seine Bemühungen auch stets davon abhängig sind, wofür er sich begeistert und was ihm wichtig ist. Deshalb investiert er mit zunehmendem Alter auch vermehrt in Wellness und Gesundheit. Das Risiko scheut er dennoch nie – weshalb es nach dem Hauptteil der Autobiografie noch einen Anhang namens “75 brenzliche Situation“ gibt, in dem er humorvoll auflistet, wie oft der dem Tod bereits von der Schippe gesprungen ist.
Genau wie nach dem ersten Band „Losing My Virginity“ ist man nach „Finding My Virginity“ verblüfft, was man alles schaffen kann. Jeder, der im Leben etwas erreichen möchte, sollte dieses Buch lesen. Mehr als Richard Branson kann man wahrscheinlich nicht unternehmen.
Die ungekürzte Hörbuchfassung geht 21h17min und wird von Michael J. Diekmann gelesen.