Cover des Buches Mathinna (ISBN: 9783855351350)
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Rezension zu Mathinna von Richard Flanagan

Rezension zu "Mathinna" von Richard Flanagan

von anushka vor 14 Jahren

Rezension

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anushkavor 14 Jahren
Die tragische Geschichte der tasmanischen Aborigines Sir John Franklin, ein berühmter Kapitän, der später auf der Suche nach der Ost-West-Passage im ewigen Eis verschwindet, tritt in Tasmanien den Posten als Gouverneur an. Sie besuchen dabei auch eine Missionsstation, deren Missionar die Aborigines in Australien "einsammelt", nach Tasmanien umsiedelt und versucht, sie zu Christen zu machen. Lady Jane Grey fällt ein Aborigine-Mädchen auf, das sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Sie möchte sie bei sich aufnehmen und deklariert dies als ethnologisches Experiment. Doch als Franklin nach England zurückbeordert wird, lassen sie das Mädchen Mathinna orientierungslos in einem Waisenhaus zurück. Der zweite Handlungsstrang setzt Jahre später ein, als Jane Franklin sich an Charles Dickens um Unterstützung wendet, den Namen ihres verschollenen Mannes reinzuwaschen. Dickens kämpft mit sich selbst und dem Erwartungsdruck als Erfolgsautor. Dieser Handlungsstrang handelt mehr von Dickens und seinen Eheproblemen sowie seinen Konflikten mit der Schriftstellerei. Ich hatte mir von diesem Buch viel versprochen und bin doch leider enttäuscht worden. Als ich im Nachhinein dann etwas recherchiert und mir die Website des Autors angesehen habe, bin ich trotzdem zu der Meinung gelangt, dass dieses Buch einen wichtigen Beitrag leistet. Leider schafft es der Autor nicht, dass das Buch aus sich allein heraus die Stellung einnehmen kann, sondern nur im Zusammenspiel mit Flanagans Biographie und der tasmanischen Geschichte. Denn Mathinna existierte wirklich und Flanagan lebt selbst in Tasmanien und hilft diesem Land, sowie Australien, mit seinem Buch die Geschichte der Kolonialisierung aufzuarbeiten. Die Aborigines werden zwangsumgesiedelt, missioniert und sterben an unbekannten Krankheiten, weil sie die Lebensweise der Briten annehmen und ihr "unzivilisiertes" Leben aufgeben sollen. Nach Auf- und Widerständen treibt die Orientierungslosigkeit viele später in den Alkoholismus. Mathinnas Geschichte erinnert an die sogenannte verlorene Generation der australischen Aborigines: Kinder wurden ihren Eltern weggenommen und "zivilisiert", was sie für den Rest ihres Lebens von ihren Verwandten und ihrer eigenen Kultur entfremdete. Leider wird die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen nicht deutlich, außer dass Jane Franklin an Charles Dickens herantritt. Allerdings verdeutlichen die Szenen in England doch, wie die Einstellung gegenüber den Kolonien und deren Einwohnern aussieht und wie schnell das Drama im ewigen Eis romantisiert wird. Dabei war es interessant, einer bekannten Figur wiederzubegegnen: Sir John Franklin, den Entdecker, dessen Geschichte und die der Schiffe Terror und Erebus Gegenstand des Buches "Terror" von Dan Simmons sind. Fazit: Besonders berührt hat mich im Nachhinein, dass Mathinna wirklich existiert hat und dass Flanagan eine Geschichte aus dem wenigen, was bekannt ist, gestrickt hat. Mehr Hintergrund zu Mathinnas Leben finden sich auf der Website des Autors: http://www.richardflanaganwanting.com.au/notes.aspx#mathinna Flanagan lebt selbst in Tasmanien und arbeitet die Geschichte der Aborigines auf. Daraus ensteht der eigentliche Wert des Buches, der sich sonst weder auf Spannung noch Großartigkeit des Werkes begründen kann.
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