Rezension zu Kanada von Richard Ford
Lesers Zerreissprobe
von Duffy
Kurzmeinung: Aufgabe, daher eigentlich ohne Wertung
Rezension
Duffyvor 9 Jahren
Es lag lange im Regal, was den Nachteil hat, dass man auch immer schon andere Stimmen zu einem Buch hört und so ganz unvoreingenommen kann man dann nicht mehr lesen. Trotzdem, wenn von einem literarischen Schwergewicht wie Richard Ford ein Roman auf dem Tisch liegt, kann man gar nichts anderes als Qualität erwarten. Und man wird auch hier nicht enttäuscht, denn Fords Stil ist über alle Zweifel erhaben. Die Geschichte der Familie Parsons scheint eine spannende psychologische Angelegenheit zu werden, immerhin geht es um einen Banküberfall, den man aus Not und Angst vor Gläubigern durchführen will, mit denen Vater Parsons wegen anderer kleinerer Gaunereien zu tun hat. Dann aber beginnt des Lesers unkomfortable Zeit, denn er muss sich durch die Biografien der Familienmitglieder arbeiten und bis sich dann so etwas wie eine beginnende Handlung (mit der Durchführung des Banküberfalls) entwickelt, ist man auf Seite 130 und hatte mehrmals das Gefühl, das Buch beiseite legen zu müssen. Was der Rezensent dann auch getan hat, denn die Lektüre war bis hierhin spannungsfrei und ohne Szenen, die ihn fesseln konnten. Nun hat er dadurch das ganze Werk nicht so gelesen, dass er es beurteilen könnte und das will er auch nicht. Und schon gar nicht hat er vor, den Schriftsteller Richard Ford in Frage zu stellen, denn der muss nichts mehr beweisen. Aber leider konnte er hier nicht überzeugen. Der Kredit des Lesers, den er jedem Buch bis zu einer gewissen Grenze einräumt, wurde zumindest für mich überschritten und die Erkenntnis, dass ich gar nicht weiterlesen möchte, führt eben dazu, dass man konsequenterweise aufhört. Was natürlich schade ist, gerade bei Ford, der uns wirklich großartige Bücher geschenkt hat. Aber deswegen sollte man sich nicht verpflichtet fühlen. Ich lese nochmal "Unabhängigkeitstag". Jetzt.