Cover des Buches Die Insel (ISBN: 9783453721876)
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Rezension zu Die Insel von Richard Laymon

Marquis de Sade Abklatsch

von NataschaWahl81 vor 6 Jahren

Rezension

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NataschaWahl81vor 6 Jahren
Erst einmal war ich überrascht, dass der Autor schon seit siebzehn Jahren nicht mehr unter uns weilt und dass das Buch 2008 zensiert wurde. (Erscheinungsdatum war in Deutschland 2006.)
Da bei mir im Impressum "Printed in Germany 2013 -
16. Auflage", steht, gehe ich davon aus, dass ich die zensierte Fassung besitze. Was sich nach ausgiebiger Recherche im Internet bestätigt hat, da in der geschnittenen (also in meiner) Fassung, das Ende umgeschrieben wurde.
Doch nun von Anfang an: Ich wusste so rein gar nichts von Richard Laymons Stil. Weder, dass er explizit Gewalt darstellt, noch das der Schriftsteller für seine kompromisslosen Sexszenen bekannt ist.
Gleich die ersten Sätze des Buches trafen genau mein Humor:
"Heute ist die Jacht explodiert. Zum Glück waren wir gerade am Land und haben ein Picknick gemacht, sonst wären wir wohl alle mit in die Luft geflogen. So hat es nur Prince Wesley erwischt. Eigentlich war er überhaupt kein Prinz, sondern ein Riesenarschloch. Entschuldigung, ich weiß ja, dass man über Tote nichts Schlechtes sagen soll, aber er ist mir nun mal fürchterlich auf den Sack gegangen."
Was bedeutete, dass mich die erste Hälfte des Romans großartig amüsiert hat, da mich die sarkastische Art zu schreiben, anfänglich sehr an Tommy Jaud erinnerte.
Klar gingen auch mir irgendwann die pubertären Beschreibungen des Protagonisten auf den Keks, wie knackig der Hintern und wie prall die Brüste der angeschmachteten Weiblichkeiten waren, was zudem irgendwann die Atmosphäre eines RTL2 Softpornos annahm.
Als sich die Krimihandlung dann in einen Survival-Thriller verwandelte, da der Leser erfährt, WER für die Explosion und die anderen Vorkommnisse auf der Insel verantwortlich war, nimmt die Spannung meiner Meinung nach, ein wenig ab.
Außerdem agieren die unfreiwilligen Inselbewohner manchmal derart strunzdumm, dass ich nur mit dem Kopf schütteln konnte.
Der Roman, von dem ich nach den ersten Seiten glaubte, dass dies ein 5 - Sterne Kandidat wird, verwandelte sich nach und nach in eine 2 - Sterne Bewertung, und zwar aus folgendem Grund:
Ich bin ja nun wirklich nicht zimperlich. Weder was Sexszenen angeht, noch wenn es in Romanen "blutig" zugeht, doch was bei mir ein absolutes NO-GO ist, ist Sex oder Gewalt an Minderjährigen.
Da gilt für mich auch die künstlerische Freiheit nicht mehr.
Das ist einfach nur fern jeglichen kultivierten Geschmacks.
Versteht mich nicht falsch ... es geht nicht um die sachliche Schilderung solcher Szenen, ... das die Welt nicht aus rosa Zuckerwatte besteht, ist mir klar ...
Nein, es geht darum, dass diese Gewalt und andere sexuellen Handlungen dem Protagonisten GEFALLEN, ja sogar "erregt" hat ... Da könnte ich nur noch kotzen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass am Schluss fast jede spannende Szene in einen Porno verwandelt wird.
Das einzige Talent, welches der Schreiber in jenem Moment besitzt, ist diese ekelerregend, albern und lächerlich zugleich zu gestalten (Ich sag nur: Pipi-Szene)
Und auch das Ende ist in der zensierten sowie ungeschnittenen Fassung "offen", was mich mit vielen Fragezeichen ??? und einen bitteren Nachgeschmack zurückgelassen hat.
"Nicht nur, dass sie von der schönsten Frau kam, die ich je getroffen habe, sondern weil ich auch noch Kimberlys nackte Haut und ihre Brüste spürte, die sich durch den Stoff des Bikinioberteils weich gegen mich drückten. Ob sie mich jemals wieder so umarmen wird?"
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