Rezension zu "... denn der Wind kann nicht lesen" von Richard Mason ( 3 )
Für einen besseren Überblick ist es manchmal ganz angebracht, auch Romane zu lesen, die nicht heute, sondern zu einer anderen Zeit entstanden sind. Je älter ich werde, desto mehr interessiere ich mich für das Leben früherer Generationen. Wie unterschied es sich von dem unseren?
Richard Mason hat seinen Roman 1944 im Burma-Feldzug verfasst. Sein Manuskript reiste mit ihm von Imphal nach Ragun. Er beschreibt darin als Michael Quinn in der Ich-Form, wie er sich durch den Dschungel kämpft und nach einem längeren Krankenstand die Gelegenheit bekommt, in Bombay die japanische Sprache zu lernen. Dabei verlieben sich die junge Lehrerin und er ineinander. Gemeinsam erkunden sie das Leben in Indien. Doch nach Beendigung dieses Sprachkurses muss er wieder an die Front …
Mich hat neben der teilweise sehr romantischen Liebesgeschichte vor allem die Beschreibung der Fremde fasziniert. Das Leben der Engländer in Indien scheint ganz schön gewesen zu sein. Da war sogar ein Urlaub im Himalaya möglich, um der heißesten Zeit des Jahres zu entkommen.
Die Sprache dieses Romans (oder ist es nur die Übersetzung?) kommt mir an vielen Stellen etwas antiquiert vor; obwohl ich auch auf wundervolle Zitate stieß: „Wie ein wildes Tier, das über weichen Grund geht, hinterlässt jeder Mensch seine Spur“ oder „denn wenn man seiner Gefühle sicher ist und die Umgebung ihre eigene Beredsamkeit hat, ist nicht allzu viel zu sagen“.
Mason wurde zu seiner Zeit mit diesem Debütroman weltberühmt. „Denn der Wind kann nicht lesen“ (der Titel ist übrigens von einem japanischen Gedicht abgeleitet) kam 1958 als englischer Kriegsfilm in die Kinos. Noch mehr Anerkennung erhielt Mason jedoch mit seiner „Suzie Wong“.