Cover des Buches Das Zeitalter der Helden 1 - Erwachen: Roman (Zeitalter der Helden-Trilogie) (ISBN: B07R6HJYMP)
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Rezension zu Das Zeitalter der Helden 1 - Erwachen: Roman (Zeitalter der Helden-Trilogie) von Richard Morgan

Eine tolle Geschichte leider total vermurkst

von phantastische_fluchten vor 4 Jahren

Kurzmeinung: der eine Stern geht ausschließlich an den Verlag, ich habe noch nie ein Buch gelesen, das so viele Fehler beinhaltet

Rezension

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phantastische_fluchtenvor 4 Jahren

Ringil Eskiath hat in seinem Leben schon an vielen Schlachten teilgenommen. Er ist der Held der Galgenschlucht, wo er fast im Alleingang den Einmarsch der fremden Truppen aufgehalten hat. Dabei verlor er viele Freunde aber auch seine Illusionen über Tapferkeit und Mut.

Mittlerweile lebt er in einem kleinen Dorf nahe der Galgenschlucht und erzählt für Kost und Logis seine Kriegsgeschichten und führt Schaukämpfe auf. Gelegentlich verteidigt er die Dorfbewohner auch gegen Überfälle oder Ghule, die aus dem Grab steigen.

Als seine Mutter ihn aufsucht und um einen Gefallen bittet, ist das ruhige Leben des Kämpfers vorbei. Er soll seine Cousine finden, die in die Sklaverei verkauft wurde. Und Ringil merkt, dass seine Zeit in dem abseits gelegenen Dorf vorbei ist.


Die Suche nach seiner Cousine führt ihn an Orte seiner Jugend. Er muss feststellen, dass sich dort vieles verändert hat. Nicht nur sein alter Liebhaber Milcar. Eine neue Generation Sklavenhändler hat das Zepter übernommen, der Sklavenhandel wurde legalisiert und die Seilschaften sind kaum zu überblicken. Ringil ist sich sicher, dass seine alten Bekannten unmöglich so ein erfolgreiches und großes Unternehmen aufziehen konnten. Als er immer tiefer in den Sumpf aus Verbrechen und Korruption eindringt, findet er heraus, dass es Mächte hinter den Menschen gibt, die die Welt in einen erneuten Kriegen stürzen möchten.

Das kann Ringil natürlich nicht zulassen. Hilfe bekommt er von Egar, dem Drachentöter und Lady Arceth, eine Kiriatherin, die von einem fremden Volk abstammt, das die Welt nach dem Krieg verlassen hat.

Kommentar:

Ich habe das Buch vor zehn Jahren schon einmal gelesen, damals erschien es unter dem Titel »Glühender Stahl« und hat von mir die volle Punktzahl erhalten.

Meine Kritik der Neuauflage fängt schon bei der Wahl des Titels an.

»Glühender Stahl« war ein sehr zweideutiger aber passender Titel. Ringil lebt seine Leidenschaft für Männer aus und macht keinen Hehl aus seinen Neigungen. Dafür wird er von seinen Mitmenschen verachtet und gemieden, in der Miltärakademie vergewaltigt, verprügelt und ausgegrenzt. Weder sein Vater noch sein Bruder können für den Jungen Verständnis aufbringen.

Als Ringil zu einem der fähigsten Krieger des Landes und ein Schwertmeister wird, lassen die körperlichen Angriffe nach, die verbalen jedoch nicht. Der junge Krieger wendet sich vom höfischen Leben ab und findet in den »Niederungen« Freunde und zahlreiche Liebhaber. Er weiß also nicht nur sein Schwert aus Stahl zu führen.

Ich habe gelesen, dass viele das Buch als Porno bezeichnen, was ich völlig ungerechtfertigt finde. Ringil lebt seine Begierden aus und der Autor beschreibt die Liebeszenen ungeschönt und direkt. Sie sind aber nicht um der Effekthascherei willen geschrieben sondern fügen sich fließend in die Geschichte ein. Ich kann nicht verstehen, warum Leser die teilweise wirklich inhaltslosen Romancy Bücher verschlingen, sich aber hier von den Sexszenen abgestoßen fühlen, nur weil es sich um Liebe zwischen zwei Männern handelt. Und da Ringil sich jahrelang in den Slums herumgetrieben hat, verfügt er auch über eine sehr unverblümte und ausdruckstarke Sprache, die sicherlich viele Leser, die Blümchensex bevorzugen, abschreckt.

Diese Kombination aus »High Fantasy« und Erotik habe ich bisher in keinem Fantasy Roman gefunden.

Das Volk von Lady Arceth kam den Menschen einst in einem Krieg zu Hilfe. Sie bliebt alleine zurück, als Beraterin des Imperators. Sie fühlt sich, ebenso wie Ringil, zum eigenen Geschlecht hingezogen. Das sie aber von einem sehr mächtigen Volk abstammt und nicht von dieser Welt ist, wird ihr das eher nachgesehen als Ringil. Die Menschen fürchten die Kiriath und diese Furcht macht Arceth einsam, denn niemand nähert sich ihr.

Egar, der Drachentöter, stammt aus dem hohen Norden. Er hat im Krieg zu viel erlebt und gesehen und kommt mit der Kleingeistigkeit seines Volkes nicht mehr zurecht. Er ist ein ebenso großer Krieger wie Ringil, den er trotz seiner Neigungen, als gleichberechtigten Kämpfer und guten Freund akzeptiert. Egar schaut auf die Herzen der Menschen, unabhängig von Herkunft und Neigung. Erkennt er Mut, Tapferkeit und Gerechtigkeit reicht er seinem gegenüber die Hand zur Freundschaft.

Der eher banale und nichtssagende Titel »das Zeitalter der Helden, Erwachen« passt somit nicht zu dieser spannenden Geschichte, die Ihresgleichen sucht.

Mein zweiter Kritikpunkt, den ich ausschließlich dem Verlag anlaste und weder Richard Morgan noch Alfons Winkelmann, sind die vielen Fehler im Buch, die es dem Leser unmöglich machen, in diese faszinierende und spannende Geschichte einzutauchen. Ich habe dazu auf meinem Blog einen extra Beitrag veröffentlicht, in dem ich Original und Neuauflage gegenüber gestellt habe und es ist erschütternd, wie diese Buch »verschlimmbessert« wurde.

Zu Beginn dachte ich noch, dass es sich um ein oder zwei Flüchtigkeitsfehler handelt, ab Seite 50 bis Seite 300 habe ich mir die Mühe gemacht, die Fehler zu notieren. Es fehlen halbe Sätze oder Sätze sind so verdreht, dass sie keinen Sinn mehr ergeben. Es fehlen Wörter im Buch und man hat einen Eimer Kommata über die Geschichte ausgeleert, die sich wahllos verteilt haben.

Hätte ich die Geschichte nicht vorher schon gekannt, hätte ich das Buch fassungslos und entsetzt auf Seite gelegt. Ich bin mir sicher, dass Alfons Winkelmann, für dieses mit Fehlern überfrachtete Buch, keine Schuld trifft, denn die Erstveröffentlichung ist nahezu fehlerfrei und spannend formuliert. In dieser Ausgabe verliert sich die Spannung in der Masse an Fehlern.

Mir fällt somit sehr schwer, das Buch zu bewerten. Geht es alleine nach Richard Morgans außergewöhnlichem Roman, bekäme er sicher wieder die volle Punktzahl.

Leider hat der Leser hier aber keine Chance, diese Außergewöhnlichkeit zu entdecken. Wenn ich nach Korrektur, Lektorat und Layout gehe, bekommt das Buch ein mangelhaft.

Fazit:

Ich empfehle daher jedem Leser, sich die Erstauflage mit dem Titel »Glühender Stahl» zu besorgen, dann erhält er eine erotische, spannende und unterhaltsame Geschichte über drei Menschen, die anders sind als die Menschen ihrer Umgebung und daher ausgegrenzt werden. Ihre Außergewöhnlichkeit macht sie zu Kameraden und Freunden, die wieder mal die Welt retten müssen. Mit viel Wortwitz erzählt.

Ich habe den Verlag angeschrieben und warte noch auf eine Reaktion.

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