Cover des Buches Clockers (ISBN: 0060934980)
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Rezension zu Clockers von Richard Price

Rezension zu "Clockers" von Richard Price

von Leela vor 13 Jahren

Rezension

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Leelavor 13 Jahren
New York in den 90ern: "Strike", 19 Jahre alt, arbeitet als Clocker für einen Drogenhändler. Clocker sind Dealer, die Drogen auf der Straße verkaufen und das 24 Stunden am Tag - und dabei immer wieder versuchen müssen, Polizei und Ärger aus dem Weg zu gehen, so wie Strike, der eigentlich versucht, langsam aus der Szene auszusteigen. Rocco ist dagegen Polizist und wird eines Tages mit einem Fall konfrontiert, der ihn stutzig macht: Strikes Bruder, ein eigentlich unbescholtener Bürger, soll einen Mord begangen haben, von dem Rocco vermutet, dass Strike ihn begangen hat. Nun versucht er, dies auch zu beweisen. "Clockers" ist keiner von Richard Price' neueren Romanen, denn das Buch erschien bereits 1992 in deutscher Übersetzung, damals mit dem Titel "Söhne der Nacht". Mit dieser Neuauflage versucht der Fischer-Verlag nun anscheinend, das Buch anders vermarktet an den Mann zu bringen, denn die alte Ausgabe verkaufte sich damals nicht besonders gut und zudem erschien einige Jahre danach auch noch eine Verfilmung zum Buch. Auf den ersten Blick macht die Neuauflage auch einen guten Eindruck; wer jedoch einen spannenden Thriller erwartet, könnte enttäuscht werden. Dass dieses Buch kein Thriller oder etwas Artverwandtes ist, fällt beim Lesen relativ schnell auf: Ein Großteil des Buches besteht aus Dialogen und Charakterbeschreibungen, actionreiche Szenen sind eher rar gesäht. Zudem bedient sich der Autor einer ganz bestimmten Sprache, die es dem uninformierten Leser anfangs auch nicht gerade leichter macht: Slangbegriffe sind an der Tagesordnung, es wird gedroht und geflucht und zudem werden auch noch zahlreiche Begriffe aus dem Drogenmilieu genutzt. Auch die Handlung schreitet eher langsam voran, denn der Autor nimmt sich viel Zeit, seine Figuren und deren Handlungsweisen zu beleuchten. Vor allem letzteres sorgt jedoch auch für erzählerische Dichte und lässt die beiden Protagonisten überzeugend und authentisch wirken. Es macht Spaß, zu beobachten, wie Price' Charaktere sich entwickeln, mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben usw. Letztendlich, wegen dieser erzählerischen Dichte, der Dialoglastigkeit und der teils fehlenden Action, ist es eher angebracht, dieses Buch als Milieustudie zu bezeichnen, statt als einen Thriller oder Krimi. Über das Drogenmilieu lernt man ohnehin einiges - Price scheint für dieses Buch ausgiebig recherchiert zu haben. Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die Wert auf eine spannende Handlung, gut ausgearbeitete Charaktere und tolle Dialoge legen und denen es nichts ausmacht, ein längeres Buch zu lesen, dessen Handlung nicht von einer actionreichen Szene zur nächsten springt. Alle anderen, vor allem jene, die leichtere Literatur suchen, halten sich besser an andere Autoren.
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