Cover des Buches Fragen Sie den Papagei (ISBN: 9783552054462)
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Rezension zu Fragen Sie den Papagei von Richard Stark

Ein Pakt mit dem Teufel

von Stefan83 vor 12 Jahren

Rezension

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Stefan83vor 12 Jahren
Richard Stark. Lange Zeit war der Name aus den Regalen der Buchhandlungen verschwunden. Und mit ihm viele Bände aus der bereits seit Beginn der 60er Jahre laufenden Parker-Reihe. Nun beginnt der Zsolnay-Verlag mit "Fragen Sie den Papagei", dem vorletzten Roman, den Richard Stark (der eigentlich Donald E. Westlake heißt) vor seinem Tod am 31.12.2008 auf Papier gebracht hat, die Wiederentdeckung des Autors. Grund genug für mich mal einen näheren Blick drauf zu werfen und zu schauen was dran ist, an all den Lobeshymnen, die unter anderem von Literaturkollegen wie John Banville, Stephen King und Ed McBain auf Richard Stark gesungen werden. Um es vorneweg zu sagen: Den Begeisterungssturm der oben genannten Autoren vermag ich leider nicht zu teilen. "Fragen Sie den Papagei" ist ohne Zweifel ein lesenswertes Stück Literatur, der richtige Funke wollte bei mir aber bis zuletzt nicht überspringen, was jetzt bei einer Story, die man so schon wohl mehr als einmal gelesen hat, auch nicht weiter verwunderlich ist. Diese sei kurz angerissen: Im Stile der klassischen Samstagnachmittagserien des US-Fernsehens springt der Leser direkt ins Geschehen. Parker, von dem man bis heute nicht seinen Vornamen weiß, ist nach einem Bankraub auf der Flucht und wird von Hunden quer durch die Wälder des Staates New York gehetzt. In dieser ausweglosen Lage trifft er auf den alten Einsiedler Tom Lindahl, der ihn sofort als den flüchtigen Bankräuber erkennt und dennoch beschließt diesem zu helfen, um sich einen seit jeher gehegten Traum zu erfüllen. Lindahl, dem sein einsames Dasein immer mehr zusetzt und der sich vom Leben ungerecht behandelt fühlt, plant schont lange einen Raubzug gegen die alte Pferderennbahn, in der er bis zu seinem Rentenantritt gearbeitet hat. Nun, mit Parker an seiner Seite, sieht er sich in der Lage diesen oft verworfenen Plan in die Tat umzusetzen. Doch schon bald wird ihm klar, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Der vorletzte Parker-Roman ist, man hört es wohl schon aus der Inhaltsangabe heraus, ein typischer Vertreter des Krimi-Noir. Stark spart mit Worten, schreibt knapp, direkt und ohne große Umschweife. Mithilfe vieler Schauplatzwechsel treibt er die Handlung voran und schafft es dabei trotzdem die einzelnen Personen detailliert zu zeichnen. Allen voran natürlich Parker, der in jeder Situation Herr der Lage und der Mann mit dem Überblick zu sein scheint. Mittels geschickter Manipulation spannt er, dem keine Schwäche verborgen bleibt, gleich mehrere Personen für seine Zwecke ein und schlägt der Polizei damit immer wieder ein Schnippchen. Und die Frage die den Leser bis zum Schluss bei der Stange hält, ist, ob diese genial-böse Figur mit seinen Schachzügen durch- und davonkommt. Richtige Spannung kommt, so war es zumindest bei mir, dabei zwar nicht auf, aber allein das tolle Ende und die knappe Sprache entschädigen für vieles. Was es näheres mit dem Titel auf sich hat, soll übrigens hier nicht verraten werden. Nur soviel: Er ist mehr als gut gewählt. Insgesamt ist "Fragen Sie den Papagei" ein kurzweiliges, aber auch nicht übermäßig sensationelles Leseerlebnis, das in erster Linie von der gelungenen Figurenzeichnung und dem Namen des Autors lebt, von dem ich mir aber insgeheim mehr erhofft hatte.
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