Rezension zu "Shakespeares London für 5 Schilling am Tag" von Karin Schuler
London 1599/1600. Dieser Reiseführer führt einen zurück in das London der Renaissance und worauf man damals so achten musste. So gibt es statt der Hinweise auf die grassierende Schweingrippe, die ein heutiger Reiseführer wohl enthalten würde Schutzmaßnahmen gegen die Pest".
Es gibt wie in einem heutigen Reiseführer Hinweise zu Anreise, Unterkunft und kulturelle Besonderheiten des Gastlandes. Anders jedoch als in einem normalen Reiseführer wird auch auf die Entwicklung der englischen Sprache eingegangen, und woher einige der Lehnwörter stammen, was nicht zum normalen Repertoire eines Reiseführers gehört. In diesen Zusammenhang gehört auch, dass viele dieser Worte, und Zitate bzw. Buchtitel vom Übersetzer nicht ins Deutsche übersetzt wurden, nicht einmal in Klammern, was es für Leser, die nicht gut Englisch können schwierig machen dürfte einigen dieser Exkurse zu folgen.
Es folgen die üblichen Sehenswürdigkeiten und es ist erstaunlich, dass man anscheinend schon um 1600 die Schlösser und den Tower besichtigen durfte, zumindest gegen ein Trinkgeld an die Wachen.
Interessant ist auch das Kapitel über lokale VIPs, die in heutigen Reiseführern auch nicht üblich sind, aber in einem Geschichtsbuch nicht fehlen dürfen.
Einige der beschriebenen Eigenheiten der Engländer dürften einem auch heute noch bekannt sein und den Leser zum Schmunzeln bringen.
Ich hatte ein großes Problem mit der Datierung des Buches. Der Autor schreibt, sein Reiseführer gelte für das Jahr 1599/1600, S. 24 steht jedoch, dass es das 40 Regierungsjahr von Elisabeth I ist, die 1558 den Thron bestieg. 1558 + 40 macht jedoch nach Adam Riese und Eva Zwerg 1598. Dann jedoch benutzt er häufiger Zitate nach 1600, so z. Bsp. S.154 eines von 1628.
Genau wie im Rom für 5 Denar am Tag: Ein Reiseführer in die Antike stellt sich hier also erneut die Frage an wen sich dieser Reiseführer denn letztendlich richtet. An einen fiktiven Reisenden des Jahres 1600 oder einen Zeitreisenden aus unserer Zeit.
Kein Geschichtsbuch, aber eine nette Unterhaltung voller Anekdoten, die man in keinem normalen Geschichtsbuch finden würde. Möglicherweise auch eine sehr nette Ergänzung zu einem aktuellen Reiseführer, sollte man einen Urlaub in London planen. Renaissance light für Geschichtsmuffel.