Cover des Buches Sohn dieses Landes (ISBN: 9783036957951)
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Rezension zu Sohn dieses Landes von Richard Wright

schockierend

von Buchwurmchaos vor 4 Jahren

Kurzmeinung: Lesenswert! Ungekürzte Version eines 1940 erschienen Buches, mehrfach verfilmt, mit einer Thematik, die leider auch heute noch aktuell ist

Rezension

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Buchwurmchaosvor 4 Jahren

Als ich den sehr ausführlichen Klappentext des Buches "Sohn dieses Landes" von Richard Wright las, dachte ich oberflächlich und schnell urteilend, es sei eine Art Krimi.

Ich gestehe, ich habe niemals eine der wohl zahlreichen Verfilmungen gesehen, noch, das muss ich zu meiner Schande gestehen, kannte ich den Autor Richard Wright. Der 1960 verstorbene Autor galt seinerzeit und heute als einer der wichtigsten Autoren der afro-amerikanischen Literatur, und wenn man sich nur annähernd die biedere und steife Gesellschaft um 1940 vorstellt, dann kann man erahnen, was dieses Buch ausgelöst haben muss. Und warum es nur gekürzt erscheinen durfte.

Schreibstil und Ausdruckskraft mögen an vielen Stellen etwas gewöhnungsbedürftig sein, ich staune über den Mut dieses farbigen Autors zu seiner Zeit einen solchen Text zu schreiben. Es steckt so viel Kraft, verzweifelte Energie in diesen Sätzen, man glaubt an manchen Stellen, der Autor schreibe um sein eigenes Leben.

Ich kann nur vermuten, wie wichtig es dem Autor war, gewisse Empfindungen des Protagonisten, zu vermitteln, damit der Leser versteht, warum es nach diesem Unfalltod zu einem derart abgebrühten Verhalten kam.

Meine Versuche, Bigger in einem psychologischen Konsens zu sehen, scheiterten, allerdings bin ich auch kein Psychiater. Mir wurde allerdings bewusst, wie sehr ich bemüht bin, das Verhalten anderer Menschen in meinem mir bekannten Rahmen zu sehen und zu beurteilen.

Ist Bigger traumatisiert? Ist der schizoid? Ist er überhaupt krank?

Richard Wright lässt zu keiner Gelegenheit zu, dass man sich über den Geisteszustand Gedanken macht, er möchte vermitteln, unter welchem Druck Bigger aufgrund seiner Herkunft, Hautfarbe und Familie leben MUSS, ohne eine annehmbare Alternative zu haben. Oder ist es für eine Alternative für diesen jungen Mann seit seiner Geburt schon zu spät?

Die Tat, die an sich für die heutige Auffassung nachvollziehbar als Unfall zu vertreten wäre, war zur damaligen Zeit niemals ein Unfall und führte dann unweigerlich zu den Folgetaten.

Diese Buch hat mich extrem mitgenommen. Meine Großeltern hatten in den 60iger Jahren eine umfangreiche Bibliothek, alle namhaften Autoren ihrer Zeit waren vertreten, alle Bestseller, auch die vor und nach Richard Wright fand ich in ihrem Bücherschrank. Nur dieses Buch hatte keinen Weg in ihre Bibliothek gefunden.

Und wenn man die heutigen "Hilfen" für die hinsichtlich Wirtschaft und sozialem Netz schwach aufgestellten Ländern betrachtet, wird dem Leser bewusst, dass wir die entscheidende Lektion noch immer nicht gelernt haben.

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