„Wie? Oh nein, mein Sohn!“, winkte der Vater lachend ab. „Nein. Kein Neffe, keine Tochter. Keine Umwege. Fürst Riaghan möchte nicht, dass du sein Schwiegersohn wirst. Er möchte dich selbst heiraten.“ „Was?!“ Fassungslos klappte Aneiryn der Mund auf. Hatte er sich gerade verhört? Riaghan wollte ihn heiraten, der angsteinflößende Fürst mit den Drachenaugen, dem nicht einmal der Wundbrand etwas anhaben konnte?
Prinz Aneiryn muss eine politische Ehe eingehen und den Fürsten des mächtigen Nachbarreichs Tharog heiraten. Dass es in seinem Land eigentlich nicht Brauch ist, unter Männern zu heiraten scheint seine Eltern nicht zu stören. Damit wird Aneiryn zum Ehemann von Fürst Riaghan und muss sich sowohl mit ihm, als auch mit seiner neuen Heimat arrangieren.
Ich habe das Buch mit dem mulmigen Gefühl zur Hand genommen, von ihm enttäuscht zu werden. Die Konstellation und der Klappentext wiesen sehr viel Potential für die Erfüllung von Klischees auf. Und so stellte sich Riaghan auch wirklich zum Teil als der ältere, abgehärtetere und Aneiryn teilweise als der junge, naive heraus, wie ich erwartet hatte. Aber die Geschichte konnte mich überraschen und diese Aspekte waren nicht die einzigen, die die Charaktere ausmachten. Von Beginn an war es – zu meiner Überraschung – Riaghan, der sich seiner Gefühle sicher war, während sich Aneiryn als in manchen Dingen intelligenter herausstellte, als ich ihm zugetraut hätte. Auch entspricht die Handlung nicht unbedingt dem, was ich mir im Genre gay-romance vorgestellt hatte. Zum einen waren die erotischen Szenen nicht, wie ich das von anderen Büchern kannte, durch eine sexuelle Anspannung geprägt, die sich über Seiten dahinzieht um dann in solchen Szenen zu gipfeln, sondern als Teil des Alltags eher unspektakulär und ohne lange drauf vorzubereiten in die Geschichte gebettet. Das fand ich sehr gut, da sie dadurch dem Sex zwar einen wichtigen Aspekt im (Ehe-)Leben einräumten, ihn aber nicht als bestimmenden Faktor hervorhoben. Viel wichtiger ist vielmehr das zwischenmenschliche Kennenlernen der neuen Gefährten. Aneiryn hat dabei auch noch mit den Vorurteilen zu kämpfen, die ihm von klein an eingeimpft wurden. Und wie das in (Zwangs-)Beziehungen eben so ist, zeigt das Kennenlernen nach der ersten Verliebtheit auch Seiten am Partner auf, die nicht immer nur sympathisch und gut sind und bei denen man sich die Frage stellen muss, ob man auch mit diesen leben kann, oder ob sie zu einer zu großen Belastung in der Beziehung werden. Gerade diese realistische Beschreibung der Annäherung und der Rückfälle bei dieser fand ich sehr ansprechend. Ebenso fand ich es interessant, dass mit Riaghans Tochter Roisin, die lieber ein Mann wäre und mit den gesellschaftlichen Konventionen für Frauen zu kämpfen hat, ein anderer Aspekt der Genderfrage mit in die Geschichte genommen wurde.
Fazit: Die Charaktere hatten Ecken und Kanten, waren in ihren Entscheidungen mal sympathisch, mal weniger, die Beziehung lief mal positiv, mal weniger... und gerade das fand ich sehr realistisch, wenn ich mir zum Ende hin auch eher eine Gefahr von außen gewünscht hätte, als das Hin und Her der Gefühle.