Cover des Buches Brüder für immer (ISBN: 9783958540682)
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Rezension zu Brüder für immer von Rindert Kromhout

Brüder für immer – Fantasiereich-fiktive Biographie von Quentin Bell

von Nicky_G vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Eins meiner Lese-Highlights dieses Jahres!

Rezension

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Nicky_Gvor 7 Jahren

„Mach das, woran du glaubst und sollte das Unwahrscheinliche geschehen, dass du keinen Erfolg hast, dann bereue es nicht. (S. 217)

Julian nimmt seinem Bruder Quentin ein Versprechen ab: wenn ich vor dir strebe, schreibst du ein Buch über mich, über uns mit dem Titel „Brüder für immer“. Dieses Versprechen hat Quentin eingelöst und liegt nun vor uns. Natürlich ist das fiktiv, aber die Personen und das Umfeld von Charleston hat es wirklich gegeben. Julian und Quentin waren die Söhne von Vanessa Bell, Malerin und Schwester der Schriftstellerin Virginia Woolf.

Das ungewöhnliche Lebensmodell, das sie sich ausgesucht haben, ist Grundlage für die Kindheit der beiden Jungen und ihrer Schwester Angelica. Es ist freigeistig und künstlerisch, fantasievoll und kreativ. Rindert Kromhout erzählt aus Quentins Sicht locker und schafft es, die Fiktion in die Wirklichkeit zu integrieren, so dass man meint, zwischen den Figuren zu stehen, weil es genauso hätte passiert sein können. Dass er dabei freizügig mit Daten und Personen umgeht, sei seiner schriftstellerischen Freiheit geschuldet, was er auch im Nachwort zugibt.

Die Kindheit wird liebevoll beschrieben, so dass man sich am liebsten selber Gummistiefel anziehen und in Pfützen springen möchte. Mit leisen Worten werden Geschehnisse und Anekdoten verträumt erzählt, wobei der Vorstellungskraft keine Grenzen gesetzt sind. Deshalb kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Mitglieder der Bloomsbury-Gruppe genauso so agiert und reagiert haben könnten. Dass ihre außergewöhnlichen Lebenseinstellungen und für die Zeit offenen und kontroversen Ansichten aus Sicht des Jungen Quentin beschrieben werden, ist ungewöhnlich, passt aber gut in diese künstlerischen Kreise hinein.

Auch die Nebenfiguren wie Lytton Strachey oder Lady Ottoline werden interessant und mit verbleibendem Eindruck wiedergegeben. Informiert man sich im Internet über sie, wird man das Gefühl nicht los, dass nicht nur die Darstellungen ihrer Äußerlichkeiten treffend gezeichnet werden, sondern auch ihre Charaktere frappant entwickelt wurden.

Zuweilen hört es sich an, als wären Anekdoten gesammelt und hier wiedergegeben worden, was lebendig und ungekünstelt wirkt. Die kindliche Naivität, die schwierige Themen wie z. B. Faschismus auf eine begreifbare Ebene lenkt, ist erfrischend. Dennoch werden sie – vor allem durch den Vater und Julian – nicht ausgespart, sondern lehrreich erläutert und umsichtig entfaltet.

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