Rezension
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Ein LovelyBooks-Nutzer
Klappentext:
1985. Silke ist 15, als die Mutter die Familie mitsamt dem jüngeren Bruder verlässt, erst Brandenburg, später Deutschland den Rücken kehrt. Silke bleibt beim Vater zurück – ohnmächtig, die entstandene Lücke zu schließen. Fortan ist sie auf der Suche: Nach sich selbst, nach einer, ihrer Familie, nach Stabilität, deren Fehlen auch durch den Zusammenbruch der DDR omnipräsent wird. Und liebt dabei so radikal, wie sich das Land um sie herum verändert. Jetzt, zehn Jahre später, findet Silke den Mut, ihre Suche zu beenden. Die Bahn bringt sie zur Mutter nach Holland – weg von allem Vergangenen – und ebnet so Kilometer für Kilometer den Weg in Silkes Zukunft. »Rot ist schön« – ein Roman über persönliche und gesellschaftliche Umbrüche und der immerwährenden Suche nach Zugehörigkeit.
Die Autorin:
Rita König, geboren 1962, ist diplomierte Betriebswirtin und lebt in Rathenow. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie zahlreiche Aufenthaltsstipendien, wie zum Beispiel im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Bisher veröffentlichte sie ihre Erzählungen in Literaturzeitschriften und Anthologien.
Meine Meinung:
Wir schreiben das Jahr 1985 und begegnen Silke, die 15 Jahre alt ist und in der DDR lebt, zusammen mit Vater, Mutter und Bruder. Doch das bleibt nicht so, denn die Mutter verlässt Silke und ihren Vater, nimmt den Bruder mit, mit dem Silke schöne Erlebnisse teilte. Seitdem ist sie nicht mehr dieselbe. Sie verabscheut regelrecht ihre Mutter, will nichts mehr mit ihr zu tun haben, wird älter und betäubt sich mit Männerbekanntschaften, die sie nicht glücklich machen, und doch ist sie zu mehr nicht fähig. Dann kommt die Wende, der Umbruch, den sie nur schwer verkraftet. Und doch beginnt auch für Silke eine Zeit des Neubeginns, sie weiß es nur noch nicht. Und all das geschieht langsam, bedächtig, mit dem Erzählen vieler kleiner Details aus dem Leben eines Mädchens, das nach einer Familie und dem wahren Glück sucht. Nach ihrer Identität.
"Rot ist schön" ist ein besonderes Buch, das über den Zerfall der DDR erzählt, über die Zeit davor und aus der Sicht von Silke, wie sie ihre Kindheit und Jugend erlebte, bis zu dem Zeitpunkt als sie 25 ist und in Rückblenden zurückdenkt, welche Stationen in ihrem Dasein prägend waren.
Durch Rita Königs bildhaften und an einigen Stellen poetischen Schreibstil fühlt man sich in die eigene Vergangenheit versetzt (denn ich habe selbst noch Erinnerungen an die DDR). Ich holte somit aus den tiefsten Gedächtnisschubladen all das, was mitunter eingestaubt war und nickte heftig bei vielen Passagen, weil ich die eine oder andere auch so erlebt habe.
Silke ist eine Frau, die erst lernen muss, was Liebe bedeutet, die sich ausprobiert, die die Augen verschließt und denkt: Das ist alles, was das Leben bietet, anstatt: Was, das soll alles sein? Ihrer Selbstfindung zu folgen, macht einfach Freude, auch wenn man sie manchmal anstupsen möchte, denn sie ist eine weibliche Hauptfigur, die man versteht, der man verzeihen kann, dass sie Fehler macht, denn man selbst ist auch nicht vor ihnen sicher. Das macht das Leben aus.
Man kann nachvollziehen, weshalb sie ihren Vater so sehr mag, und denkt wehmütig an die Zeiten zurück, in denen man mit den Freundinnen abends zusammensaß und sich schwor, immer in Kontakt zu bleiben und sich niemals zu vergessen.
Die DDR wacht aus ihrem Tiefschlaf auf, so als würde es sie wieder geben. All das wird gezeigt, was relevant war, sodass die Begebenheiten und Anekdoten zu einem großen Ganzen führen, wie man sich diesen Staat mitsamt dem Leben und Wirken vorstellen konnte.
Auch der Fall der Mauer und was danach kam, wurde informativ und erzählerisch gut beleuchtet.
Mitunter wird es tragisch und dramatisch, denn nirgendwo ist nur Sonnenschein, es wäre ja auch zu märchenhaft, wenn es so wäre. Und gerade dieses Buch ist melancholisch, was zu der Grundstimmung passt, die Silke stets in sich fühlt.
Gelungen fand ich die Beschreibungen der Jahreszeiten, der Umgebung, der Natur und der Figuren, wie sie agierten, was sie dachten und fühlten. Natürlich kam Silkes Empfindungen dabei am meisten zum Tragen, denn es geht ja um sie, und wie sie ihren Weg geht.
Die Farbe Rot zieht sich mit ihrer Wärme und den verschiedenen Nuancen durch das ganze Buch.
"Welche andere Farbe konnte damit konkurrieren? Natascha hatte ihr erklärt, dass die Farbe Rot und das Wort schön im Russischen den gleichen Wortstamm haben. Rot ist schön. Am besten gefielen ihr krasnaja sarja, Morgenröte, krasnj djen, schöner Tag oder schönes Wetter. Brennen, glühen, hatte Natascha gesagt, und Silke spürte die Kraft dieser Farbe und fand sie in Heidelbeeren, Johannisbeeren, schwarzen Kirschen..."
Auch das Cover ist passend zum Titel gestaltet. Außerdem befindet sich ein Glossar im Buch, das Begriffe aus der ehemaligen DDR erklärt.
"Rot ist schön" empfehle ich gern weiter, denn das Buch ist authentisch und nimmt den Leser mit auf eine Reise - in das Davor und Danach.
5 rote Sterne.
1985. Silke ist 15, als die Mutter die Familie mitsamt dem jüngeren Bruder verlässt, erst Brandenburg, später Deutschland den Rücken kehrt. Silke bleibt beim Vater zurück – ohnmächtig, die entstandene Lücke zu schließen. Fortan ist sie auf der Suche: Nach sich selbst, nach einer, ihrer Familie, nach Stabilität, deren Fehlen auch durch den Zusammenbruch der DDR omnipräsent wird. Und liebt dabei so radikal, wie sich das Land um sie herum verändert. Jetzt, zehn Jahre später, findet Silke den Mut, ihre Suche zu beenden. Die Bahn bringt sie zur Mutter nach Holland – weg von allem Vergangenen – und ebnet so Kilometer für Kilometer den Weg in Silkes Zukunft. »Rot ist schön« – ein Roman über persönliche und gesellschaftliche Umbrüche und der immerwährenden Suche nach Zugehörigkeit.
Die Autorin:
Rita König, geboren 1962, ist diplomierte Betriebswirtin und lebt in Rathenow. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie zahlreiche Aufenthaltsstipendien, wie zum Beispiel im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Bisher veröffentlichte sie ihre Erzählungen in Literaturzeitschriften und Anthologien.
Meine Meinung:
Wir schreiben das Jahr 1985 und begegnen Silke, die 15 Jahre alt ist und in der DDR lebt, zusammen mit Vater, Mutter und Bruder. Doch das bleibt nicht so, denn die Mutter verlässt Silke und ihren Vater, nimmt den Bruder mit, mit dem Silke schöne Erlebnisse teilte. Seitdem ist sie nicht mehr dieselbe. Sie verabscheut regelrecht ihre Mutter, will nichts mehr mit ihr zu tun haben, wird älter und betäubt sich mit Männerbekanntschaften, die sie nicht glücklich machen, und doch ist sie zu mehr nicht fähig. Dann kommt die Wende, der Umbruch, den sie nur schwer verkraftet. Und doch beginnt auch für Silke eine Zeit des Neubeginns, sie weiß es nur noch nicht. Und all das geschieht langsam, bedächtig, mit dem Erzählen vieler kleiner Details aus dem Leben eines Mädchens, das nach einer Familie und dem wahren Glück sucht. Nach ihrer Identität.
"Rot ist schön" ist ein besonderes Buch, das über den Zerfall der DDR erzählt, über die Zeit davor und aus der Sicht von Silke, wie sie ihre Kindheit und Jugend erlebte, bis zu dem Zeitpunkt als sie 25 ist und in Rückblenden zurückdenkt, welche Stationen in ihrem Dasein prägend waren.
Durch Rita Königs bildhaften und an einigen Stellen poetischen Schreibstil fühlt man sich in die eigene Vergangenheit versetzt (denn ich habe selbst noch Erinnerungen an die DDR). Ich holte somit aus den tiefsten Gedächtnisschubladen all das, was mitunter eingestaubt war und nickte heftig bei vielen Passagen, weil ich die eine oder andere auch so erlebt habe.
Silke ist eine Frau, die erst lernen muss, was Liebe bedeutet, die sich ausprobiert, die die Augen verschließt und denkt: Das ist alles, was das Leben bietet, anstatt: Was, das soll alles sein? Ihrer Selbstfindung zu folgen, macht einfach Freude, auch wenn man sie manchmal anstupsen möchte, denn sie ist eine weibliche Hauptfigur, die man versteht, der man verzeihen kann, dass sie Fehler macht, denn man selbst ist auch nicht vor ihnen sicher. Das macht das Leben aus.
Man kann nachvollziehen, weshalb sie ihren Vater so sehr mag, und denkt wehmütig an die Zeiten zurück, in denen man mit den Freundinnen abends zusammensaß und sich schwor, immer in Kontakt zu bleiben und sich niemals zu vergessen.
Die DDR wacht aus ihrem Tiefschlaf auf, so als würde es sie wieder geben. All das wird gezeigt, was relevant war, sodass die Begebenheiten und Anekdoten zu einem großen Ganzen führen, wie man sich diesen Staat mitsamt dem Leben und Wirken vorstellen konnte.
Auch der Fall der Mauer und was danach kam, wurde informativ und erzählerisch gut beleuchtet.
Mitunter wird es tragisch und dramatisch, denn nirgendwo ist nur Sonnenschein, es wäre ja auch zu märchenhaft, wenn es so wäre. Und gerade dieses Buch ist melancholisch, was zu der Grundstimmung passt, die Silke stets in sich fühlt.
Gelungen fand ich die Beschreibungen der Jahreszeiten, der Umgebung, der Natur und der Figuren, wie sie agierten, was sie dachten und fühlten. Natürlich kam Silkes Empfindungen dabei am meisten zum Tragen, denn es geht ja um sie, und wie sie ihren Weg geht.
Die Farbe Rot zieht sich mit ihrer Wärme und den verschiedenen Nuancen durch das ganze Buch.
"Welche andere Farbe konnte damit konkurrieren? Natascha hatte ihr erklärt, dass die Farbe Rot und das Wort schön im Russischen den gleichen Wortstamm haben. Rot ist schön. Am besten gefielen ihr krasnaja sarja, Morgenröte, krasnj djen, schöner Tag oder schönes Wetter. Brennen, glühen, hatte Natascha gesagt, und Silke spürte die Kraft dieser Farbe und fand sie in Heidelbeeren, Johannisbeeren, schwarzen Kirschen..."
Auch das Cover ist passend zum Titel gestaltet. Außerdem befindet sich ein Glossar im Buch, das Begriffe aus der ehemaligen DDR erklärt.
"Rot ist schön" empfehle ich gern weiter, denn das Buch ist authentisch und nimmt den Leser mit auf eine Reise - in das Davor und Danach.
5 rote Sterne.