Rita Seuss

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Neue Rezensionen zu Rita Seuss

Cover des Buches Das Ende des Fadens (ISBN: 9783404192120)
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Rezension zu "Das Ende des Fadens" von Andrea Camilleri

Ein sorgfältig gewickeltes Krimi-Knäuel mit nahendem Ende von Camilleris Lebensfaden
Ron_Robert_Rosenbergvor 2 Monaten

Mit das "Ende des Fadens“ vollendete Andrea Camilleri das zweite Dutzend seiner Commissario Montalbano-Krimireihe. Mit 91 (!) Jahren, drei Jahre vor seinem Tod, setzte der begnadete Dramatiker und Autor seine Erfolgsgeschichte fort, aufgrund seiner Erblindung nun aber mit handwerklicher und kreativer Unterstützung von Valentina Alferj. Einige wenige Abenteuer werden folgen, die erst spät ins Deutsche übersetzt werden.

Zum Inhalt: Widerstrebend lässt sich Montalbano von seiner langjährigen On-Off-Beziehung Livia überreden, bei der umwerfend grazilen und geheimnisvollen Schneiderin Elena aus Vigàta einen Maßanzug für ein Familienfest zu fertigen. Trotz nur zweimaligem Treffen hegt Montalbano eine starke Hingabe zu Elena, als verbinde sie eine alte Zuneigung. So ist er tief erschüttert, als Elena erstochen mit einer Schere aufgefunden wird. Schnell geraten ihre Männerbekanntschaften ins Visier der Ermittlungen, die jedoch alle nicht so recht als Täter in Frage kommen. Die Wahrheit liegt auch viel weiter in der Vergangenheit und entpuppt sich erst spät, nämlich am Ende des Romans. Sehr untypisch für die übliche Aufklärungsarbeit des sonst agilen Commissarios, der bisher wesentlich aktiver verschiedenen Spuren nachjagte, von denen sich zum Schluss selbstverständlich nur eine als richtig herausstellte – oftmals mit einem Plottwist. Nun, inzwischen ist er über sechzig Jahre alt und die auffällig vielen ungesunden Gewohnheiten, eine Fülle an üppigen Gerichten in etlichen Einschüben und dem suchthaften Hang zum Kettenrauchen, zollen seinen früheren Fähigkeiten eines Superbullen mit Schlag bei attraktiven Frauen Tribut. Hinzu kommt hier der enorme Kraftakt, den ihm die Rahmenhandlung abverlangt. Geht es dabei um nichts Geringeres als die Bewältigung des täglichen Horrors, denen die Mitarbeiter des Kommissariats gegenüberstehen: der Inobhutnahme Geflüchteter von unzähligen Rettungsbooten aus dem Mittelmeer. Ein sozialpolitischer Hinweis auf eine menschliche Tragödie, die dieser Roman bereithält und ihn aus der Masse einer ordinären Urlaubslektüre emporhebt. Auf unmittelbarer Ebene lauern auch hier Verbrechen, die Montalbanos ganzer Aufmerksamkeit bedürfen. Trotz aller Herausforderungen gelingt es ihm, das Ende des Fadens in der Hand zu behalten. Dass er dabei öfter als früher Schwierigkeiten hat und sogar kapitale Fehler begeht, ist dadurch verzeihlich.

Wieder einmal sprüht der Einfallsreichtum Camilleris durch sämtliche Seiten des Romans. Der bunte Bilderreigen seines fiktiven Siziliens, in dem er aber dennoch schwerwiegende Realitäten wie die Umweltverschmutzung und die Veränderung der Natur anprangert, verleitet einen, sich genau an diesen geschichtsträchtigen Ort zu wünschen und das Meer und die Sonne auf der Haut zu spüren. Der Spannungsbogen ist erneut gekonnt gespannt worden und trägt als Brücke den Leser bis auf die letzte Seite. Allen Fans dürfte es eine Freude bereiten, dass die bekannten Nebenfiguren mit ihren skurrilen und stereotypischen Eigenschaften auch in diesem Roman vereint sind. Besonders gefallen dürften wieder die Slapsticks und Sprachverwirrungen Catarellas, dem chaplinhaften Pförtner des Kommissariats. Man merkt Camilleri an, dass er promovierter Dramaturg ist und die Kunst des Dialogschreibens in dem Tür-auf-und-zu-Theater seines Ensembles wie kaum ein anderer beherrscht. Er schafft es, die Spannung der Mordaufklärung hoch zu halten und trotzdem sehr humorvolle Episoden einzuweben, ohne dass er hier das Genre ins Komödienhafte verlässt. So ist die Schlagzahl seiner kurz gehalten Sätze mit verdichteten Informationen, den ständigen Ortswechseln und Szenenfolgen sehr hoch. Ein kleines Schmankerl ist auch ein Cameo-Auftritt Camilleris als Dottore, der als „feiner Mensch“ einem Verdächtigen Beruhigungsmittel verabreicht.

Novizen dieser Montalbano-Reihe empfehle ich, nicht mit diesem Fall zu starten. Dazu dürfte dieser dann doch zu stark durchkomponiert und zu verworren sein. Allen Wiederholungstätern lege ich diesen Montalbano sehr ans Herz.

Es ist eine menschliche Tragödie, dass jede Schaffenskraft ein Ende findet und bereits absehbar war, dass nicht mehr viele Abenteuer folgen werden. Ein Glück jedoch, dass Camilleri bis zum Ende seines Lebensfadens das Schreiben liebte und beim Schneidern seiner Bücher auf Schablonen verzichtete.

Buonanotte!

Cover des Buches Endlich frei (ISBN: 9783404608928)
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Rezension zu "Endlich frei" von Mahtob Mahmoody

Wirklich frei?
Schnuppevor 6 Monaten

Den autobiografischen Roman von Betty Mahmoody „Nicht ohne meine Tochter“ fand ich vor vielen Jahren sehr spannend. Hier erzählt die Tochter Mahtob nun von ihrem Leben. Ich war gespannt, wie es ihr ergangen ist, was aus ihr geworden ist und wie sie die schrecklichen Erlebnisse verarbeitet hat.

Sie erinnert sich an ihrer gemeinsame Familienzeit in den USA und die Reise nach Teheran, die ihr Leben so entscheidend veränderte. Das Leben dort war gänzlich anders, eine völlig andere Kultur, dazu die Bombenangriffe durch den Iran und die strengen Vorschriften, die durch die Islamische Revolution eingeführt und überwacht wurden. Für ein Kind auch ohne die drastische Veränderung des Vaters in einen gewalttätigen Despoten sicher traumatisch.

Nach der geglückten Flucht lebte sie einige Zeit unter einem anderen Namen, um einer befürchteten Entführung durch den Vater oder dessen Familie zu entgehen. Die Veröffentlichung des Buches der Mutter machte die Familie berühmt und sorgt auf diese Weise für einen gewissen öffentlichen Schutz. Sie wurde von der Mutter zu vielen offiziellen Veranstaltungen mitgenommen und führte ein privilegiertes Leben. Später erkrankte sie an Lupus, einer Autoimmunerkrankung, die sie in München behandeln ließ. Sie machte den Bachelor in Psychologie und interessierte sich hier besonders für Resilienz, weil sie diese bei sich auch sehr stark sieht.

Kontaktaufnahmen des Vaters hat sie stets verweigert, ihre persischen Wurzeln lebt sie aber nach eigenen Angaben mit typischen Festen.

Mathob ist tief gläubig, was sehr stark in dem Buch mitschwingt, ihr Glaube hat ihr stets Kraft gegeben.

Der erste Teil war aufgrund der Handlung spannend, obwohl dieser Teil bekannt war. Danach erzählt sie sehr selektiv, verschweigt Vieles, bzw. deutet nur an. Das Buch bekommt hier viele Längen, da sie sich sehr um sich selbst dreht, dabei beweihräuchert sie sich und ihre Mutter sehr. 


Einiges erschien mir nicht glaubwürdig, u.a: Kinder erinnern i.d.R. nicht so genau so viele frühe Kindheitsbegebenheiten doch Mahtob schildert detaillierte Erlebnisse vor der Reise in den Iran. Dass sie als Fünfjährige, die von der Mutter isoliert und vom Vater bedroht wurde aus dem christlichen Glauben, den sie verheimlichen musste, so immense Kraft schöpfen konnte, erscheint wenig kindlich. Auch dass sie nach der Flucht in den USA soviel Interviews als Acht- und Neunjährige gab ohne von einer Bezugsperson begleitet zu werden, kam mir komisch vor. Sonst wurde sie überbehütet. Dass sie den vielen intensiven Nachfragen nach den Namen der Helfer nicht nachgab, ist wirklich ein Wunder.

Auf mich macht die Autorin keinen gefestigten sicheren Eindruck, sie scheint die Erlebnisse im Iran, aber auch die anschließenden in den USA nicht richtig verarbeitet zu haben. Sie scheint sich Vieles schön zu reden, kreist um sich selbst und ergötzt sich auch an ihrer eigenen Person. Andere Meinungen kann sie nicht gut akzeptieren. Einem Nennonkel, der ihre Situation und ihr Verhalten anders einschätzt und hinterfragt, schneidet sie jahrelang. Als sie ihre Meinung später ändert beschönigt sie wieder alles. Diese Superlative sind in der Wiederholung ohne Handlung am Ende etwas anstrengend.

Dennoch fand ich das Buch im Nachgang schon interessant, es zeigt wie es von einem Elternteil entführten Kindern geht und was sie für Ängste mit sich tragen bzw, verarbeiten müssen. Dass der Glaube eine Stütze und Hilfe sein kann, glaube ich, aber hier schlug es mir sehr ins Extreme um.
Die Einblicke in das Leben im Iran im Krieg aus der Sicht eines Kindes aber auch die Jugendzeit in den USA wurden gut geschildert. Insgesamt dreht sich die Autorin aber zu viel um sich selbst und verrennt sich oft, da sie nach eigenen Angaben Wissenschaftlerin ist, passt dies nicht richtig zueinander. 

Aufgrund der genannten Kritikpunkte gibt es von mir nur drei Sterne

Cover des Buches Die Botschaft der verborgenen Bilder (ISBN: 9783785728062)
RicardoEffs avatar

Rezension zu "Die Botschaft der verborgenen Bilder" von Andrea Camilleri

Sehr lesenswert und flüssig geschrieben.
RicardoEffvor 7 Monaten

Salvo Montalbano ermittelt diesmal in zwei Fällen. Wobei einer gar kein richtiger Fall ist, sondern vielmehr eine private Angelegenheit. Es um eine Schachtel mit Super 8-Filmen mehrerer Jahre, die jeweils immer dieselbe Einstellung zeigen. Beim offiziellen Fall geht es um einen Überfall auf die Schulklasse, in die auch der Sohn von Montalbanos Vize Mimi Augello geht. Er muss sich also mit Teenagern auseinandersetzen, deren Sprache er nicht versteht. Zu allem Überfluss Computer und Internet eine Rolle. Dazu kommen noch die Dreharbeiten einer schwedischen Filmproduktion, welche Einwohner und auch Comissario Montalbano auf die Nerven gehen. Ersteht inzwischen kurz vor der Rente und hadert mit dem Alter. Montalbano hat seine Methoden verfeinert und löst die Fälle nicht mehr um jeden Preis. Aber er versteht die Irrungen und Wirrungen der menschlichen Seele. Und so ist es naheliegend, dass er wieder unorthodoxe Methoden anwendet sowie die Wahrheit etwas verbiegt, wenn es dem Seelenheil seiner Mitmenschen dient.

Wie immer sind die Figuren absolut authentisch mit ihren bekannten Marotten beschreiben. Die Dialoge sind wie gewohnt unterhaltsam und gespickt mit feinem Humor. Camilleri legt den Finger in die Wunde des Zeitgeschehens, jedoch diesmal diesmal mit ungewohnt milder Sozialkritik und wenig politischer Schärfe. Diesmal geht es um die Vereinsamung der Jugend, Gewässerverschmutzung und die Flüchtlingsproblematik im Mittelmeer. 

Es ist ein etwas anderer Montalbanokrimi, der aber die Stärken des Autors zeigt. Sehr lesenswert und flüssig geschrieben.

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