Rob Vegas

 4,3 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Robert Michel alias Rob Vegas wurde 1984 in Bielefeld (Westfalen) geboren. Abgebrochenes Studium der Politikwissenschaften. Seitdem ist er Produzent der Rob Vegas Show, außerdem Social-Media-Berater, Blogger und Kolumnist. Er betreibt seit Jahren den falschen Twitter-Account von Harald Schmidt, dem schon jede Menge Zeitungen auf den Leim gegangen sind. Schmidt selbst hat sich noch nie beschwert.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Rob Vegas

Witzig, kritisch und völlig erlogen. Gerade als Hörbuch genial!

Rob Vegas ist knapp über dreißig und hat schon fast alles erreicht. Der sympathische Showmaster mit abgebrochenem Politikstudium wurde um 2006 herum zu einem der ersten Internetstars mit seiner Show bei Sevenload und schreibt mit dem falschen Twitter-Account von Harald Schmidt noch immer regelmäßig Schlagzeilen. Klamauk, Politik, Satire, Medienkritik. Und: Niemand geht so herrlich offen mit Unternehmenskooperationen, wie beispielsweise Mazda oder Ford um. Nun also ein Buch. Und zwar nicht im kleinen Selbstverlag, sondern mit durchaus ordentlicher Promotion bei Goldmann/Random House. Ich verfolge seine Aktivitäten im Netz schon seit Jahren und so kam es – natürlich über Twitter – dazu, dass er mir sein Buch als Rezensionsexemplar zukommen ließ. Danke dafür und Grüße bitte.

Rob sagt, er wollte eigentlich ein Buch über sich selbst schreiben, der Verlag fand es aber besser, wenn man Harald Schmidt aufs Cover schreiben kann und so wurde das eben auch gemacht. Das Buch ist ohne Mitwirkung Schmidts entstanden und ist sozusagen eine gefälschte Autobiographie vom Late-Night Urgestein Harald Schmidt, geschrieben von Rob Vegas, dem Betreiber des falschen Twitteraccounts, den Schmidt als Werkzeug zur ‚Verschleierung seiner Identität’ sieht. Also wühlte sich Robert Michel, wie Rob Vegas mit bürgerlichem Namen heißt durch sämtliche Interviews, sah sich alte Aufzeichnungen an und wo er Lücken fand, hat er die Inhalte, die Innenwelten und die Reflexionen schlicht dazugedichtet und dabei durchaus auch mal Anekdoten aus der eigenen Biographie ergänzt, wenn sie denn passten.

So erleben wir in diesem Buch einen fiktiven Harald Schmidt, wie er komischer kaum sein könnte. Vom Elternhaus samt Katholizismus über die Schauspielschule und Engagements im Theater, über die Anfänge im Kabarett bis zum Sprung ins Fernsehen und bis hin zur größen Samstagabendshow der ARD, über etliche Senderwechsel der Late-Night Show bis hin zum sanften Abschied mit einem fast leerstehenden Geisterstudio und zwei Wochen Traumschiff-Drehs im Jahr. Schmidt rechnet dabei nicht nur mit seinen ehemaligen Sidekicks und Sendern ab, sondern beschreibt vor allem auch, wie er die Zeiten wahrgenommen hat, was ihn angetrieben hat und wie er seine Ziele erreicht hat, er erzählt von seinen Macken und Eigenheiten, beispielsweise seinem exzessiven Konsum von freiverkäuflichen Erkältungsmedikamenten, seinen Schwierigekeiten im sozialen Umgang, er erzählt davon, wie er lange unentdeckt blieb und sozusagen als Underdog ins Kabarett kam, um dieses Sprungbrett dann für die große Karriere zu nutzen, wie sich aber auch da schnell Routine einschleicht und dieses große Late-Night-Gespenst an Reiz verliert, wenn man es jahrzehntelang tut.

Was mich an diesem Buch fasziniert hat, ist, dass man zwar genau weiß, dass sich Rob Vegas viele Teile der Autobiografie ausgedacht hat, aber sie für mich immer schlüssig und nachvollziehbar klang. Ich kenne Schmidt nicht näher, vermutlich bin ich ein paar Jahre zu jung, um ihn an seinem Höhepunkt wirklich mitbekommen zu haben, ich kenne ein paar Ausschnitte aus der Harald-Schmidt Show, habe ein paar Folgen auch ganz gesehen, aber bin im Prinzip nicht wahnsinnig über diese Person im Bilde. Und dennoch fühlte sich das für mich alles total stimmig an, die Anekdoten wirken alle durchaus passend, manche Passage liest man und denkt sich ‚Ja, das klingt genau wie Schmidt’, weiß aber nie, ob das jetzt dazugedichtet wurde oder nicht.

Letzten Endes kommt es darauf gar nicht an. Rob hat mit seinen Tweets in den letzten Jahren das Bild von Schmidt wesentlich mitgeprägt, seine Tweets werden in großen Zeitungen unter Schmidts Namen abgedruckt, selbst im Fernsehen kommt er vor, er ist auf Twitter durchaus ein relevanter Meinungsmacher. Und ich vermute, kaum jemand kennt Schmidt so gut wie Rob, ohne dass er ihn einmal getroffen hat.

Alles in allem ist Rob Vegas damit ein wirklich tolles Buch gelungen, das sich nicht nur flüßig und amüsant liest, sondern vor allem die wahre Persönlichkeit von Schmidt noch weiter vernebelt und dennoch aufklärt. Gefüllt mit zahlreichen Running Gags, mit ernsten Stellen, gesellschaftlichen Aussagen und voller scharfer Kritik am digitalen Lebensstandard, ist das Buch nicht nur eine Empfehlung für alle Fans von Harald Schmidt, sondern generell für jeden, der sich ein paar schöne Stunden damit geben möchte. Besonders empfehlenswert ist übrigens auch das Hörbuch, das direkt bei fairmedia zu beziehen ist und nicht nur von Roland Baisch gelesen wurde, sondern durch die Dialoge zwischen Baisch und Rob Vegas zu einer Art Directors-Cut des Buches wird, bei der der gelesene Text oftmals noch diskutiert und weiter mit Hintergrundinfos angereichert wird. Vor allem aber ist es einfach witzig.

Rob Vegas bekommt für sein Totholzdebüt von mir eigentlich 4/5 Sternen. Das Hörbuch allerdings wäre mir glatt noch einen Stern mehr wert, sodass ich der Mischung halber auf 4,5/5 Sterne komme. Und weil ich hier nur ganze Sterne vergeben darf, werden es dann doch fünf. .  Ein sehr amüsantes Buch für zwischendurch, das zwischen Autobiographie und Roman mäandert und das verrückte Leben über einen Moderator, der noch vor 15 Jahren zu den ganz großen zählte und nun seine Karriere mit dem Traumschiff ausklingen lässt, erzählt. Gönnen wir es ihm und erfreuen uns stattdessen hoffentlich noch lange an den Tweets von Rob Vegas als falscher Harald Schmidt.

Der Meister der Late Night

Late Night im deutschen Fernsehen ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Harald Schmidt. Er machte Mitte der 90er Jahre dieses Format salonfähig und vor allem beliebt. Zwar wehte anfäng­lich durch die Harald Schmidt Show noch der kopierte Wind der amerikanischen Late Night Shows eines David Lettermans, doch schnell fand der deutsche Show-Host seinen eigenen Ton, der geprägt war von Schnoddrigkeit, Direktheit, Witz und gelassener Herablassung. Bei ihm galt: entweder man liebte oder man haßte ihn.

Man weiß vieles über den gebürtigen Schwaben, aber erst jetzt kommt die Biographie bei Gold­mann heraus. Eine Autobiographie.

Doch halt, stop! Wer ist dann dieser Rob Vegas, der still und klein seinen Platz unter dem Konterfei Schmidt und dem prägnanten Titel »Ich, Harald Schmidt. Die ganze unfassbare Wahrheit über mein Leben« findet? Man könnte meinen, Schmidt erlaubt sich ein Verwirrspiel mit dem Leser und offe­riert hier ein Pseudonym. Doch es ist nicht sein Deckname, sondern der wirkliche Schriftsteller der Biographie, die noch nicht einmal vom Meister persönlich in Auftrag gegeben wurde. So wie der­einst auch den Twitter-Account, der auch heute noch als HaraldSchmidt (BonitoTV) betrieben wird. Sein Urheber: ebenfalls Rob Vegas. Mit den Tweets seines Fake-Accounts führte er zahlreiche offizielle Medien in die Irre und erhielt sogar den verifizierten Status. Harald Schmidt aber duldet es – lagen ihm soziale Medien doch nie sonderlich nah und sieht er darin eine gewünschte Ver­schleierung seines Lebens.

Vegas trifft den bekannten Sprachduktus Harald Schmidts in bemerkenswert guter Weise und mehr als einmal wähnt man sich in einer der bekannten Late Night Shows zu sitzen und Schmidt zuzuhö­ren, wie er über alles und jeden herzieht. Dabei übertreibt es der Autor aber auch an der einen oder anderen Stelle zu arg und zieht diesen flapsigen Ton gern in niveaulosere Tiefen, denen jeglicher Esprit abhanden kommt. Da wähnt man sich dann wieder in der leidigen Schmidt & Pocher-Zeit, in der sich die beiden in einem festgelegten Zeitrahmen möglich viele Sexwörter zuwerfen mußten, wenn in der Biographie wiederholt von Sex, vögeln und geil die Rede ist.

Zuweilen ist es ein Fest des Größenwahns und der Eitelkeiten geworden. Ernstzunehmen ist an dem Buch wenig, aber diese Fahrwässer langweilen zum Schluß dann doch, wenn sich mal wieder am herbstblonden Gumibärchenmann festgebissen wird oder »Günni« Jauchs private Enklave in Deutschland zu Anschauungszwecken herhalten muß.

»Es war ein Trauerspiel, und Manuel Andrack und meine Wenigkeit haben Jahre für den Montag gekämpft – doch vergebens. Dafür hatten wir doch den grandiosen Freitag! Ja, am Arsch! Der Frei­tag lief quotentechnisch unter aller Kanone, weil die Menschen dort bei Mutti im Wintergarten die Familie im schwäbischen Kartoffelsalat ertränkten, mit Sack und Pack in den Kurzurlaub nach Palm Springs jetteten oder halt in der Dorfdisko nach willigem Fortpflanzungungsgut Ausschau hielten.« (S. 149f.)

Zu diesen literarischen Längen trägt auch eine etwas mißglückte Priorisierung der Lebens- und Schaffensetappen bei. Werden seine Lehrjahre und der Beginn seiner Fernsehkarriere ausgewälzt und findet auch sein öffentlicher Abgang nach dem letzten Versuch im freien Fernsehen viele Worte, gerät gerade die glorreiche Zeit von Mitte der 90er bis über das Millennium hinaus eher in die Randposition. Da hätten sich die Fans, die sich laut der Welt den Harald Schmidt so wünschen, wie von Vegas seit Jahren gelebt und gezeigt, sicherlich dann auch nähere Informationen gewünscht.

Viele der biographischen Informationen mußte Vegas aber aus den von Schmidt selbst geäußerten Aussagen entnehmen – da kann er allerdings auch aus dem Vollen schöpfen, wenn man sich allein die Fernsehauftritte und zahlreichen Interviews des Vaters der deutschen Late Night anschaut.

Und wo Lücken in der öffentlichen Biographie auftauchen, läßt der Autor seine Fantasie einströ­men.

Daß er Harald Schmidt wenigstens medial perfekt imitieren kann, zeigt er bereits seit 2009 als Dou­ble mit Twitter-Account, den auch schon die ARD in guter Gutgläubigkeit zitierte. Irgendwann wollte Rob Vegas dann ein Buch über sich schreiben, doch da ihn niemand kannte, lag eine Double-Biographie über das Leben, das er wenigstens online lebte, näher. Insofern kann man den Untertitel sicherlich auch auf Vegas münzen, der sich in diesem Buch verwirklichen kann. Und eines hat er jetzt auf jeden Fall erreicht: auch über Twitter hinaus bekannt zu werden.

Das Buch krankt aber immer wieder an dem Bewußtsein, daß es ein Fake ist. Man liest eine Auto­biographie einfach anders, wenn man weiß, daß es keine Autobiographie ist. Ja, daß der Autor noch nicht einmal die Chance hatte, persönlich mit der noch lebenden biographierten Person zu sprechen. Wer das nicht weiß, wird so schnell nicht darauf kommen, ein Schmidt-Imitat vor sich liegen zu ha­ben und das ist sicherlich lobenswert zu erwähnen.

Viele der Witze, die oft so beiläufig, wie man es von Schmidt gewohnt ist, in den Text einfließen, zünden und amüsieren und zwar fast bis zur letzten Seite. Und insofern hat die gefälschte Autobio­graphie auch durchaus ihren Unterhaltungswert.

Es ist aber auch in gewohnter Manier gesellschaftskritisch und Vegas tritt stellvertretend für Harald Schmidt ganzen Gesellschaftsschichten auf die Füße. Da muß er nicht einmal Folgen fürchten, denn all das geschieht unter dem schützenden Deckmantels des Meisters und niemand wird es ihm wirk­lich übel nehmen.

Aber doch hätte ich lieber einen echten Harald Schmidt gehabt als ein auf der Machart einer Late Night Show basierendes Imitat. Und so ist das Buch eher der Schritt Rob Vegas’ in die Öffentlich­keit, der damit sein humoristisches Talent unter Beweis stellen darf und zeigt, daß er den Ton eines der bekanntesten Fernsehgesichter zum Verwechseln perfekt draufhat.

Kann man lesen, ist schnell gelesen, muß man aber nicht lesen.

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