Eine Geschichte über den Tod, der in das Leben hineinwächst. Ich habe selten ein so wunderbares Buch gelesen. In einer knappen, auf das wesentliche reduzierten Sprache geschrieben, entfaltet sich eine Welt in der Welt. Eine großartige literarische Entdeckung. Philosophisch, weise und dennoch nie belehrend.
Robert Asbacka
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Das zerbrechliche Leben
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Man könnte jetzt etwas böswillig sagen, dass es sich hierbei um ein typisches "Schwedenbuch" handelt. Das ist in gewisser Weise ja auch richtig, aber genau das ist es, was das Buch ausmacht. Ein mehr oder weniger starker melancholischer Unterton zieht sich durch die Geschichte, die in einem kleinen, wenig ereignisreichen Örtchen spielt. Ein alter Mann resümiert sein Leben, das von vielen schönen Momenten, aber auch zwei großen Verlusten geprägt war. Durch mehrere Knochenbrüche, die ihn auf Hilfe angewiesen hinterlassen, lernt er, in einem Stadium, in dem er eigentlich schon fast mit dem Leben abgeschlossen hatte, neue hilfsbereite (junge) Leute kennen. Er genießt zunehmend ihre rührende Pflege und gewinnt Einblicke in ihr Leben und hat, soweit das möglich ist, Teil daran.
Ein Buch über die wichtigen Dinge im Leben, über Literatur, Musik, späte Freundschaften und über Nachbarschaftshilfe, wie es sie hoffentlich auch in Deutschland noch gibt.
Rückblicke auf ein langes Leben.
Als der fast achtzigjährige Thomasson auf einem Spaziergang zuerst Lachen dann mehr noch ein Schreien hört, klettert er einen Hang zum Fluss hinab, um einem Jungen zu helfen, der von vier anderen schikaniert und in den Fluss getrieben wird.
Bei der Rettungsaktion verstaucht sich Thomasson einen Knöchel. Mika nimmt seinen Retter mit nach Hause, und Riita, seine Mutter, ist die Besitzerin des Hauses, das Thomasson einst nach dem frühen Tod der Tochter mit seiner Frau zusammen verkauft hat. Inzwischen ist auch seine Frau Siri tot, ertrunken beim Untergang der Fähre„ Estonia“ im Jahr 1994.
Thomasson ist der Protagonist, der die Handlung im vierten Roman des schwedischen Autors Robert Asbacka bestimmt.
Alt und immer gebrechlicher ist er, und ihn treiben Erinnerungen um, die sein Leben in kurzen Bildern noch einmal Revue passieren lassen. Das Provinzstädtchen Österbotten ist der Ort der Handlung. Hier oben in Finnland herrscht lange der Winter mit seiner Dunkelheit, nur unterbrochen von einem kurzen, hellen Sommer.
Siri war literaturbegeistert und von ihr stammen die schönsten Gedichte und Geschichten, deren sich Thomasson erinnert.
Seine Liebe zur Musik und besonders die zu den Kompositionen von Buxtehude verdankt er seiner Frau,denn sie war Organistin.
In Erinnerung an sie baut er im Wohnzimmer originalgetreu eine Orgel auf. Sie soll ihn für immer an sie erinnern.
Nicht immer war alles nur gut zwischen ihnen. Aber darum geht es hier nicht. Das lange Leben in der Kleinstadt, Freundschaften, Liebe, Verluste und die Eintönigkeit der Arbeit bestimmen das Leben an diesem Ort. In Thomasson verkörpert sieht man, wie Leben vergeht, wie Kümmernisse zu bewältigen sind und wie aus dem alten, einsamen Eigenbrötler durch tägliche Ereignisse wieder ein nach außen zugewandter Mann wird. Der Passionszyklus „Membra Jesu nostri“ von D. Buxtehude bietet die Begleitmusik zu dem Roman, das Theaterstück „Glückliche Tage“ von Samuel Beckett den makaberen Sinngehalt des Glücks.
„Zerbrechliches Leben“ ist der Titel, der daran gemahnt, dass viele Unwägbarkeiten unser aller Leben mit bestimmen: seien es unerwartete tragische Unglücke, oder seien es Krankheiten, die zur Unzeit über uns kommen: nicht immer ist man seines Glückes Schmied, und ständig harren plötzliche Veränderungen auf einen jeden von uns. Am Ende bleibt Thomasson einsam und verloren zurück. Nur mühsam gelingt ihm über Kontakte mit Berg, einem älteren Unikum des Städtchens, und mit Hilfe der Mutter von Mika der Einstieg ins Leben zurück.
Mit diesem Stück nordischer Lebenswirklichkeit gekoppelt an Land und Leute, bietet uns der im Norden hoch gelobte Autor Einblicke in das Leben in der Provinz, gemütlich, dramatisch, verschlossen und offen zugleich. Insgesamt fehlt ein Spannungsbogen, so dass man sich beim Lesen langweilt.
In Finnland geboren schreibt Robert Asbacka seine Romane auf Schwedisch. Gut ins Deutsche übertragen wurde dieser Roman von der Übersetzerin Verena Reichel.
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