Cover des Buches Ohne Glück kein Erfolg (ISBN: 9783423281478)
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Rezension zu Ohne Glück kein Erfolg von Robert H. Frank

Nichts unbedingt Neues, dafür aber überzeugend ins Bewusstsein gerückt

von M.Lehmann-Pape vor 6 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 6 Jahren
Nichts unbedingt Neues, dafür aber überzeugend ins Bewusstsein gerückt

Für jeden Menschen dürfte es eigentlich klar sein, bei einigen Sekunden des Nachdenkens, dass die Voraussetzungen für ein glückliches oder weniger gelingendes Leben schon allein durch den Ort der Geburt maßgeblich, entscheidend gesetzt werden.

Es ist einfach reines Glück, in einer der reichen bis reicheren westlichen Zivilisationen mit ihrer Infrastruktur und ihrem Angebot an Bildung „hineingeboren“ zu werden. Und dennoch wird im Allgemeinen wenig darüber nachgedacht und stark, viel zu sehr, jenes Denken der Leistungsgesellschaft nach vorne gerückt, dass den Menschen als Person zum „Drahtzieher“ und „Schuldigen“ an Erfolg und Misserfolg macht.

Schon die Betonung dieser einfachen Tatsache setzt dem Buch sein Thema und seinen roten Faden, der an vielen Beispielen im ruhigen und sachlichen Ton von allen Seiten beleuchtet wird.

Wie bei jenem Mann, der sich über solche Thesen fruchtbar aufregt und mit allem Nachdruck auf seinen „schweren Weg“ als Engländer in Amerika verweist, von dem er sich „jeden Schritt“ dem Leben „abgerungen hat“.

Bis Frank erläutert, wie das ist, in London geboren worden zu sei, die Chance auf eine angesehene Uni bekommen zu haben und mit genau jenem Akzent in Amerika zu reüssieren, der dort in bestimmten Kreisen geschätzt wird.

Wie auch bei jenem anderen, absolut erfolgreichen Autor und früheren Investmentbanker, der zufällig bei einem Abendessen neben der Ehefrau eines hochrangingen Bankers saß und diese beeindruckte, so dass er genau jenen Job „in den Schoß“ geworfen bekam, der ihn nach vorne katapultierte.

„Der Mensch neigt zu der Annahme, Ereignisse seien stärker vorhersehbar, als sie tatsächlich sind“ (Rückschaufehler).

Wobei Frank mit all dem überaus gründlich aufräumt, dem „glücklichen Zufall“ und dem „Zufalle an sich“ breiten Raum beitet, dabei aber nicht in den Fehler verfällt, zu sehr zu polarisieren.

Natürlich konnte Al Pacino seine Weltkarriere nur vollziehen, weil er ein guter Schauspieler war und ist. Dass er aber zu Beginn in „Der Pate“ besetzt wurde, das war viel Zufall und reines Glück. Weil zwei andere für die Rolle gesetzte Schauspieler nicht annahmen, weil Copolla trotz der damals für ihn auch nicht starken Position Pacino durchgesetzt bekam, Während hunderte, tausende andere, ähnlich talentierte Schauspieler, nie irgendeine Chance hatten. Weil der Zufall gegen sie spielte.

Mit Folgen. Mit Folgen gerade für jene Riege von Menschen, meist hochvermögend und einflussreich, die strikt darauf beharren, etwas „Besonderes zu sein“, weil sie „besonderes geleistet haben“ (Außer Bill Gates, der sehr nüchtern sein unwahrscheinliches Glück in jungen Jahren im Lebenslauf als Grundlage seiner Entfaltung entscheidend sieht und setzt).

Mit Folgen, letztlich, für das gesamte System, das von einem „Survival oft he fittest“ gerne spricht, aber die elementaren „Zufälligkeiten“ und das vielfach „reine Glück“ negiert.

Natürlich muss dem glücklichen Zufall ein Wollen, Ergreifen und sicher auch (nicht immer übrigens) Können folgen. Ohne Zufälligkeiten aber ginge gar nichts und all jene , die nicht „zu den oberen 10.000“ aufgestiegen sind, sind nicht zu „schwach“ oder besitzen „zu wenige Kompetenzen“, sondern waren schlich nie zur rechten Zeit am rechten Ort.

Was den Leser nachdenklich hinterlässt. Wenn Zufälle und Glück einen solche großen Faktor darstellen, dann sind Erfolge am Ende überwiegend geschenkt. Wenn es nicht „allein aus eigener Kraft“ gelungen ist, dann könnte man den Gedanken vertiefen, mit all den Ressourcen gemeinschaftlichen Umgang zu pflegen, statt nur unreflektiert dem eigenen Narzissmus aufgrund falscher Tatsachen zu frönen.

Was letztlich nichts Neues an Erkenntnis ist, teilweise auch zu gleichförmig und wenig spannend erzählt wird und dennoch in den Blick rückt, was die meisten Menschen als „gegeben“ hinnehmen und zu wenig in den möglichen Folgen bedenken.
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