Robert Hodonyi

Klappentext:

„Nichts weniger als eine Revolution sind Malerei und Architektur des Künstlers Friedensreich Hundertwassers. Denn hier geht es nicht um stumme Konformität, sondern um das Leben: Jeder Mensch für sich, mit der Gesellschaft und in der Umwelt. Auch über seine künstlerischen Arbeiten hinaus kämpfte der österreichische Umweltaktivist für neue Ideen und Ideale. In zahlreichen Reden, Vorträgen, Briefen und Manifesten formulierte er seine Vorstellungen, um ihnen Nachdruck zu verleihen: von Recycling, Begrünung der Dächer und Fassaden, und Demokratisierung von Wohnraum. Was seinen Zeitgenossen als Utopie erschien, ist heute von dringlicher Virulenz und überraschender Aktualität. Zum 20sten Todestag versammelt dieses attraktive Buch Texte und Zeichnungen mit Konzepten für die Zukunft. „

Es gibt ja Menschen die faszinieren einen vom ersten Blick an und seit meiner Kindheit bin ich von den Bauten von Friedensreich Hundertwasser komplett fasziniert. Wenn man diese dann auch mal in der Realität bestaunen kann, fallen einem keine Worte mehr ein. 

Dieses Buch hier ist ein echter Schatz seines Schaffens. Es wusste zu seinen Lebzeiten schon, wie wichtig es ist es,  biologisch, ökologisch und nachhaltig zu bauen, auch in der Kunst! Seine Denkweise war der Zeit voraus. Ja, er war ein Visionär und wurde von vielen Seiten belächelt, doch gerade heute, ist sein Vermächtnis wichtiger als je zuvor. In diesem Buch erfahren wir sehr viele Details seiner Baukunst, seine Intensionen, seiner Denkweise. Neben wunderbaren Bildern, dürfen wir Leser in Zitaten schwelgen, die an Aktualität nichts verloren haben, im Gegenteil und genau das lässt einen staunen. Der Mann war ein Weitdenker, ein Weitblicker, er hat sich über seine Bauweisen mehr Gedanken gemacht, als manch andere Künstler. Heute wäre er ein Star in den aktuellen Umwelt-Protesten, dennoch zeigt er mit seinen Bauten und Co. welch Vermächtnis der besonderen Art er uns hinterlassen hat und ihn immer noch aktuell erscheinen lassen, auch nach dem Tot. 

Einer der größten Visionäre unter den Künstlern - 5 von 5 Sterne!

„Du musst selbst deine Umwelt gestalten. Du kannst nicht auf die Obrigkeit und auf Erlaubnis warten.“

Der österreichische Maler, Architekt und Umweltschützer Friedensreich Hundertwasser (1928–2000) entwickelte seine Werke nach der Theorie der fünf Häute des Menschen. Wenn auch seine Bilder als Postkarten-, Regenschirm-,Tassenaufdruck-, usw. motive bekannt sind, so ist es sein Wirken als Umweltaktivist weniger. „Für die Zukunft“ nimmt genau dieses in den Fokus und präsentiert den Aktivisten Hunderwasser. 

Nachhaltigkeit und ökologische Verträglichkeit lebte der Künstler bereits in den Nachkriegsjahren, lange bevor die Begriffe modern und politisch relevant wurden. Während seine Lebensweise nicht dem Zeitgeist entsprach, taten es die farbenfrohen, überbordenden Bilder sehr wohl, waren sie doch Zeichen der sich wieder aufbauenden Welt. In unserer Zeit jedoch rückt der Aktivist wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit. 

Im Inhaltsverzeichnis des Buches stoßt man auf die „fünf Häute des Menschen“ (die natürliche Haut, die Kleidung, das Haus des Menschen, das soziale Umfeld und die Identität, das globale Umfeld) samt einer Illustration dazu. Gerade die Tatsache, dass ich mir darunter wenig vorstellen konnte, machte mich neugierig. 

In den einzelnen Kapiteln finden sich Aussagen und Gedanken des Künstlers ebenso, wie eine kleine Auswahl seiner Werke. Diese stehen aber nicht im Vordergrund der Betrachtungen, scheinen die Aussagen vielmehr zu unterstreichen, als alleine dazustehen. Seine Philosophie gerade Linien zu verachten, findet sich nicht nur in Hundertwassers Bildern. Die Geradlinigkeit steht bei ihm auch für eine Einengung der Menschen, für von oben herab aufgedrückte Regelungen und so findet sie sich als Metapher auch in vielen seiner Aussagen, in denen er für die Individualität plädiert.

Das Zusammenspiel aus künstlerischen Werken und Gedanken, die in ihrer politisch/gesellschaftskritischen Herangehensweise auch heute noch Bedeutung haben zeigten mir eine gänzlich unbekannte Seite des Künstlers. Seine Hauptinteressen – wie die Architektur – werden immer wieder direkt angesprochen, mal mehr und mal weniger indirekt findet sich aber viel mehr als das. Wie in einem Nebensatz spricht er seinen Traum von begrünten Dächern und Baummietern an, lädt die Polizei ein, ihn zu inhaftieren oder verteidigt seinen nackten Protest. An Facetten des Künstlers und Träumers (hier ist ein positiver Ausblick in die Zukunft damit gemeint, spricht er sich doch strikt dagegen aus, sich durch welche Mittel auch immer, von der Realität zu entfremden) Hundertwasser findet man hier so einige. 

Fazit: Was wäre 2020 zeitgemäßer als Warnungen und Ratschläge zum Umweltschutz samt Gesellschaftskritik? Dass diese schon mehrere Jahrzehnte alt sind, regt umso mehr zum Nachdenken an. 

In dem vorgelegten Bildband stehen Bonmots von Friedensreich Hundertwasser im Blickpunkt des Lesers, immer wieder unterbrochen von bunten Fotos von Hundertwassers Werken und Bildern. 

 Im Vorwort schreibt Carolin Würfel, es gäbe - auch im Zuge der neuen Klimabewegung Fridays for Future - „(k)einen besseren Moment als das Jahr 2020, um ihn (Friedensreich Hundertwasser) ins richtige Licht zu stellen“. Hundertwasser war nicht nur Bio-Architekt und Künstler, sondern auch Aktivist und Vordenker und Ökologe. Er wirbt für eine bessere Abfallverwertung, für das einfache Leben, bzw. zum Zurückschrauben von Bedürfnissen und zur Rückgabe von Resourcen, die der Mensch der Natur geraubt hat. 

 Im ebenfalls lesenswerten Nachwort von Robert Hodonyi wird jedoch deutlich, dass Hundertwasser nicht einer Revolution das Wort redete, sondern eigene Kreativität und Individualität in die Pflicht nimmt. 

 Selbst wenn man rein gar nichts von Hundertwasser kennen würde oder weiß, sind die kurzen Sentenzen ausreichend, um einen ersten Eindruck von seinem Schaffen und Denken zu bekommen. Die Zitate sind leider erschreckend aktuell und zeitgemäß. 

 Am besten gefällt mir: „Es ist alles da, um glücklich auf Erden zu sein. Wir haben Schnee und jeden Tag einen neuen Morgen, wir haben Bäume und Regen, Hoffnung und  Tränen, wir haben Humus und Sauerstoff, Tiere und alle Farben, ferne Länder  und Fahrräder, wir haben Sonne und Schatten, wir sind reich.“

 Fazit: Tolles Büchlein. Toller Mann. Toller Kopf. Toller Architekt. Obwohl ich Brennnesseln nur im allergrößten Notfall essen möchte. 

 Kategorie: Kunst.
Verlag: Hatje Cantz, 2020