Der 16jährige George Carole ist ein sehr talentierter Pianist, der seinen umjubelten Akt im "Otterman Theatre" aufgibt, als er erfährt, dass die bekannte "Silenus-Truppe" mit ihrem Vaudeville-Theater in der Nähe auftritt. Seine Großmutter hatte angedeutet, dass der Leiter der Truppe - Hieromono Silenus - möglicherweise sein Vater sein könnte.
George folgt der Truppe und besucht die Vorstellungen, die immer aus vier verschiedenen Akten bestehen: Da ist die dunkelhäutige Collette, eine fantastische Tänzerin, die als die "Prinzessin von Persien" angekündigt wird. Frannie, eine Frau mit übermenschlichen Kräften, die Eisenketten zerreißt und Eisenstangen verbiegt. Kingsley Tyburn, ein Puppenspieler und Bauchredner und schlußendlich der stumme Stanley, der mit seinem Cellospiel das Programm beschließt... George fällt nach jeder Vorstellung auf, wie hochzufrieden die Menschen das Zelt verlassen und von der Vorstellung schwärmen... sich aber kein einziger Mensch an den vierten Akt erinnern kann.
George schafft es, bei seinem Vater vorstellig zu werden, doch dieser wie die kleine Mannschaft bleiben auf Distanz und teilweise abweisend. Erst als geheimnisvolle Männer in Grau auftauchen und George seltsame Fragen nach Silenus stellen, wächst George mit der "Silenus-Truppe" zusammen und es kristallisiert sich das wahre Dasein dieser außergewöhnlichen Vaudeville-Gruppe heraus: Silenus versucht ein Artefakt zusammenzutragen, welches das Gleichgewicht zwischen den hellen und dunklen Mächten der Welt erhalten soll. Doch auch die Männer in Grau - die "Wölfe" - sind hinter diesem Artefakt her und wollen damit den dünner werdenden Schleier der Welten zerreißen und dem Bösen die Rückkehr erlauben.
Während der Jagd erfährt George nicht nur Verwirrendes über seine Herkunft, sondern es eröffnen sich auch die Schicksale der Personen um Hieromono... die keineswegs ganz freiwillig an seiner Seite weilen. Und so gilt es, all die Zweckgemeinschaften und Abhängigkeiten zu bündeln und gegen eine Macht aufzuwenden, die immer gewaltiger in den mittelamerikanischen Westen zu Anfang des 20. Jahrhunderts drängt...
Der 1984 US-geborene Autor Robert Jackson Bennett erregte mit seinem ersten Roman "Mr. Shivers" 2010 Aufsehen und gewann unter anderem auch den "British Fantasy Award" dafür. Dieser Roman ist sein drittes Werk - es erschien 2012 und spielt wie beim Erstling ebenfalls zu Zeiten der "großen Depression". Die Geschichte besticht durch einen eleganten Schreibstil, der sofort die Stimmung jener Tage der Entbehrung aber auch der eigenen Atmosphäre, die die "Vaudeville-Theater" mit sich brachten, herzustellen weiß. Seine Figuren sind außergewöhnlich, doppelbödig, gebrochen und mysteriös und offenbaren sich auf tragische Weise erst im Laufe einer faszinierenden Geschichte, die sich vieler verschiedener Genres bedient und in manchen Teilen mal stärker und mal schwächer zu lesen ist.
Ein empfehlenswerter Roman für Fantasy/Horror-Fans um einen Jungen, der auf der Suche nach seinem Vater zu einer Truppe stößt, die nicht nur einfach durchs Land tourt... sie rennen um ihr Leben... und bald darauf auch der Junge...