Dass Bob Wittman tatsächlich die wertvollsten Gemälde der Welt rettete und dass diese Bilder wirklich unbezahlbar sind, scheint etwas übertrieben. Immerhin aber beträgt der Wert der von ihm und seinen Kollegen aus der Unterwelt wieder ans Licht der Öffentlichkeit gebrachten Kunstwerke mehrere 100 Millionen Dollar. Wittman leitete jahrelang eine verhältnismäßig kleine Spezialtruppe des FBI, die sich mit der Wiederbeschaffung gestohlener Kunstgegenstände beschäftige.
Als Sohn eines Amerikaners und einer japanischen Mutter sah sich Wittman in seiner Kindheit und Jugend oft rassistischer Angriffe ausgesetzt. Weil er das FBI aus eigener Erfahrung als Garant gegen diesen Rassismus kennengelernt hatte, wollte er dort als Agent arbeiten. Doch das glückte erst beim zweiten Versuch. Jahre nach seiner Ausbildung wurde er dann in die erwähnte Spezialeinheit versetzt und später zu ihrem Leiter ernannt.
Nachdem er diesen Werdegang im ersten Viertel des Buches erklärt hat, kommt Wittman dann zur Beschreibung einiger der spektakulärsten Fälle, an denen er erfolgreich mitgearbeitet hat. In einigen dieser Fälle ging er getarnt als Bob Clay in die Unterwelt. Wittman beschreibt seine Prinzipien von Undercover-Einsätzen und die Gefahren, die dabei entstehen.
Besonders spannend werden Wittmans "Endspiele" erzählt, also die tatsächliche Abwicklung der Scheingeschäfte, die zur Wiederbeschaffung der Kunstgegenstände führen sollen. Das Buch profitiert dabei sicherlich auch von der Mitwirkung des Starjournalisten John Shiffman als Coautor. Selbst wenn man sich nicht stark für Kunst interessiert, faszinieren die Schilderungen von Wittmans Undercover-Aktionen. Die tatsächlichen Ermittlungsmethoden des FBI werden dabei jedoch erwartungsgemäß ebenso wenig preisgegeben, wie Erkenntnisse über Strukturen und Arbeitsweise der Kunstdiebe.
Wittman lobt bis fast zum Ende des Buches die Einrichtung und die Arbeit seiner FBI-Arbeitsgruppe, die von ihrer personellen Ausstattung allerdings nicht mit entsprechenden europäischen Einheiten mithalten kann. Die in diesem Buch präsentierten Erfolge Wittmans sprechen eine deutliche Sprache. Doch der Autor verhehlt auch nicht, dass das FBI lieber Rauschgiftdelikte aufklärt als ein paar Gemälde wiederzubeschaffen.
Leider konnte er den spektakulären Raub aus dem Gardner Museum in Boston, mit dem das Buch beginnt, nicht aufklären. Und dies liegt nach seiner Auffassung auch an der strukturellen Unfähigkeit seines ehemaligen Arbeitgebers. In seltener Offenheit schildert Wittman, wie er bei seinen Ermittlungen in diesem Fall systematisch von Karrieristen im FBI ausgebremst wurde. Ihn umgab nicht nur das Misstrauen seiner "Geschäftspartner" aus der Unterwelt, sondern auch das seiner eigenen Vorgesetzten, die sich mit seinen zu erwartenden Erfolgen im Scheinwerferlicht darstellen wollten.
Das Buch ist deshalb nicht nur ein interessanter Bericht über die Undercover-Arbeit eines FBI-Agenten, sondern bietet auch Anschauungsunterricht darüber, warum Behörden nicht effektiv arbeiten können.
Fazit.
Ein spannendes und leicht lesbares Buch über die Wiederbeschaffung wertvoller Kunstgegenstände durch einen sehr oft undercover arbeitenden FBI-Agenten, das nicht nur gewisse Einblicke in dessen Vorgehen aufzeigt, sondern auch in einem Fall darstellt, wie man dabei zwischen die Fronten geraten kann, weil man sich auf seine eigene Behörde nicht immer verlassen kann.
Von Misstrauen umgeben