Besser nicht, denn sie bringen nicht wirklich weiter. Schon als ich kürzlich ein Buch über diesen Wanderweg las, der einmal im Jahr die Grundlage für ein spektakuläres Radrennen liefert, kam ich kein Stück weiter als ich mich fragte, warum sich Menschen so etwas antun. Sie machen es eben, warum auch immer. Das Radrennen ist eigentlich ein in Etappen durchgeführtes Einzelzeitfahren entlang dieses Weges, das man alleine und ohne fremde Hilfe absolvieren muss. Es gewinnt derjenige mit der schnellsten Zeit. Doch wen interessiert das eigentlich?
The Great Divide sind die Rocky Mountains, eine Wasserscheide, die die USA von der kanadischen bis zur mexikanischen Grenze durchziehen. Der „Continental Divide Trail (CDT)“ scheint ein gut markierter und oft benutzter Wanderweg zu sein. Er ist nach den Aussagen des Autors 4989 km lang und folgt unterhalb des Kamms dem Gebirge. Da man dort kaum Unterkünfte oder Verpflegungsmöglichkeiten findet, scheint es an vielen Orten einen Shuttleservice zu den Ortschaften zu geben.
Für normale Sterbliche begibt man sich auf dem CDT in die Welt der Freaks, denn wer hat schon die Zeit, die Kraft und das Geld fast ein halbes Jahr zu Fuß durchs Gebirge zu wandern. Und zu welchem Zweck sollte man das tun? Weil man es will und weil man es kann, lautet die einfache und sinnfreie Antwort. Der Autor kann sich diese Zumutung jedenfalls leisten. Er stammt aus den Niederlanden und „arbeitet weltweit als Interim-Kreativdirektor und Sprecher für große multinationale Marken wie The North Face, für die er zahlreiche internationale Auszeichnungen gewonnen hat“. Das passt sehr gut, denn da scheint man Verbindungen und Zeit genug für solche Abenteuer zu haben.
Mir ist nicht klar, ob ich solche Menschen bewundern soll. Ich bestaune sie deshalb einfach nur und bin immer wieder gespannt, was sie so zu erzählen haben. Voors berichtet relativ ehrlich über seine Erfahrungen auf dieser anstrengenden Tour. Immerhin wurde er in der Zeit seiner Wanderschaft 50 Jahre alt. Und natürlich musste er sich dann auch noch selbst beschenken, nämlich mit einer 24-Stunden Etappe, bei der er 93 Kilometer zurücklegte. Verstehe das wer will, mir wäre schon ein Drittel davon zu viel.
Was erfährt man nun aus seinem Bericht? Zunächst einmal beschreibt er seine Etappen und was dabei so alles passierte, wen er traf oder mit wem er wanderte. Welche Landschaften er an sich vorbeiziehen sah und welche Stimmungen er durchlebte. Der Text teilt sich in drei Teile ohne dabei die Zeitachse zu verletzen. Zunächst beschreibt er seine physische Reise, dann seine mentale und schließlich die spirituelle. Wenn man hofft insbesondere im letzten Teil Einblicke in seine Welt zu bekommen, sieht man sich getäuscht.
Es wird nicht nur hier ein wenig geblockt. Mich hätten ganz triviale technische Dinge interessiert. Wie hält man es zum Beispiel so ewig in den gleichen Klamotten aus? Wie und wo wäscht man sie? Wo hat er seine vier Paar Ersatz-Schuhe her, denn sie gehören nicht zu seiner Ausrüstung? Er wird sie doch nicht etwa mittendrin gekauft haben? Wie kommt man bei all der Belastung mit einer Ernährung klar, die bei jedem Sportwissenschaftler Angstschweiß auslösen muss? Und vieles andere mehr.
Völlig ehrlich ist Voors vermutlich nur bei der Schilderung seines etwas länger andauernden Schwächeanfalls. Sein Körper hatte einfach keine Lust mehr auf den Irrsinn und signalisierte es ihm klar und deutlich. Das führte relativ früh zwar nicht zur Aufgabe, aber zu einer unbeabsichtigten Pause. Und zu einem mentalen Tief, in dessen Talsohle dann plötzlich doch Sinnfragen entstanden. Das schien mir recht aufschlussreich, weil es einen kurzen Blick in die Seele des Autors ermöglichte.
Natürlich habe ich mich gefragt, warum man dieses Buch nicht ins Deutsche übersetzte. Die Antwort liegt auf der Hand: Es gibt nicht so viele Interessierte. Und die paar Freaks, mögen es nur einige Hundert sein, sollten Englisch können, wenn sie tatsächlich eine solche Tour machen wollen.
Nach der Betrachtung der Bilder in diesem Buch, scheint mir der Weg recht eintönig zu sein. Er führt immer durch ein und dasselbe Gebirge, immer an der Baumgrenze entlang. Und da sieht es halt bis auf die verschiedenen Gebirgskonturen fast immer ähnlich aus. Schön, aber eben auf Dauer auch monoton. Aber eine solche Betrachtung verbietet sich, denn es geht bei dieser Tour nicht um die Landschaft, es geht darum sie zu absolvieren. Es zu schaffen. Für sich selbst. Und um dabei und danach Befriedigung zu erlangen. Man kann eben nicht alles erklären. Und man muss es auch nicht.
Für alle, die sich für eine Wanderung auf diesem Trail interessieren, ist das ein hervorragendes Buch, denn es transportiert die Stimmung und ihre Schwankungen bei einem Menschen, der das hinter sich hat. Man kommt auf diese Weise, auch durch die Bilder und andere Beschreibungen, zu einer gewissen, vermutlich wirklichkeitsnahen Wahrnehmung dessen, auf was man dort treffen kann.
Robert Klanten
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Neue Rezensionen zu Robert Klanten
Ein schönes und großes Buch. Die Bilder sind sehr detailliert und düster. Dennoch vermittelt es den Kindern einen wunderschönen Blick auf das Mittelalter. Man kommt in Gespräche über die taten des Rattenfängers oder über die der Stadtbewohner. Die Moral von der Geschichte ist hart aber lehrreich. Viele Punkte haben einen wahren Kern.
"Ich wollt' ich wär' ein Huhn..."
Was habe ich dieses lustige Lied oft mit meinem Sohn gesungen! Er hat sich darüber immer so herzlich amüsiert, dass es für beide von uns ein großer Spaß war, es gemeinsam zu trällern.
Daher hat mir der Titel dieses schönen Buches natürlich sofort sehr gefallen! Aus der gleichen Reihe kannten wir bereits das Buch über die Schafe. Also musste dieses rundum "unser liebstes Federvieh" genauso gut sein! Und ja, ist es! Daher absolute Empfehlung auch für diesen Band.
Das Sachbilderbuch mit ganz viel Wissenswertem rund um das beliebte Nutztier, das Huhn, ist nicht nur interessant geschrieben, sondern auch so schön stilvoll illustriert, dass es wirklich Spaß macht, anhand dieses Buches die Welt der Hühner genauer zu studieren. Interessant fand ich die Auswahl der verschiedenen Hühnerrassen, aber auch, dass es ein Hühnerei sogar ins Guinness Buch der Rekorde geschafft hat! Man erfährt über das Leben von Hühnern, ihren Körperbau, und wie sie sich am wohlsten fühlen. "Der Mensch und das Huhn", das ist tatsächlich "eine 5000 Jahre alte Liebesgeschichte", über die es auch so einiges zu erzählen gibt.
Für alle kleinen und großen Hühnerfreunde:
Mit dieser tollen Hommage ans Huhn werdet ihr bestimmt große Freude haben!
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