Cover des Buches Die geschützten Männer (ISBN: 9783746612232)
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Rezension zu Die geschützten Männer von Robert Merle

Geschützt, gefangen und rar - Männer!

von Archer vor 8 Jahren

Rezension

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Archervor 8 Jahren
In einer äußerst nahen Zukunft (man darf nicht vergessen, dass der Roman in den 70igern geschrieben wurde und so manches "Zukünftige" schon ein bisschen altbacken wirkt), rafft ein geheimnisvoller Virus namens Enzephalis 16 fast alle Männer dahin und von den Überlebenden sind die meisten zeugungsunfähig. Einer der Toten ist auch der Präsident der USA, also übernimmt diesen Job eine Frau, die eine Diktatur der Frauen errichtet.

Zu der rarsten Sorte Männer gehört Dr. Martinelli, der Ich-Erzähler. Er ist nicht nur einer der Überlebenden, darüber hinaus ist seine Zeugungskraft erhalten UND er ist befähigt genug, um an einem Mittel zu forschen, welches das Virus aufhalten soll. Deshalb bringt man (ich meine natürlich FRAU!) ihn in ein Lager, in dem er isoliert und bewacht wird. Das ist auch bitter notwendig, denn mittlerweile ist das Problem mit den nicht vorhandenen Männern so angewachsen, dass Männer auf offener Straße überfallen und zum Sex gezwungen werden. In dem Lager ist er gleichzeitig Gefangener wie auch Befehlshaber, denn aufgrund seines Wissens und seiner Fähigkeiten müssen die Milizionärinnen einerseits tun, was er anweist, andererseits besteht auch viel Hass zwischen ihm und einigen der bis vor kurzem unterdrückten Frauen. Als sich herausstellt, dass eigentlich kein Interesse mehr an dem Gegenmittel besteht, bekommt Martinelli Kontakt zu einer Gruppe von Aufständischen, und er muss sich entscheiden, ob er dafür sein Leben riskiert.

Ein interessantes Buch, auch wenn es schon ganz schön alt ist. Eine Art Dystopie, die ganz ohne Jugendliche oder Dreiecksgeschichten auskommt (ok, das sollte ich vielleicht so nicht sagen, immerhin ist hier manchmal ein Mann mit einem halben Dutzend Frauen zusammen), aber wenigstens ohne diese konstruierten Gefühlssachen. Einfach mal den Spieß umdrehen und Frauen all diese Ungerechtigkeiten ausleben zu lassen, die selbst heute noch in zivilisierten Ländern Gang und Gäbe sind, liest sich verdammt erschreckend - bis man sich fragt: Hm, ist das nicht eigentlich normal, allerdings andersrum? Mir hat der Schluss nicht sonderlich gefallen, da wäre mir mehr Mut und Konsequenz lieber gewesen, aber ansonsten ist das echt ein Buch, das zum Nachdenken anregt und auch klasse geschrieben ist.
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