Cover des Buches Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (ISBN: 9783499103001)
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Rezension zu Die Verwirrungen des Zöglings Törleß von Robert Musil

Rezension zu "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" von Robert Musil

von Sarii vor 14 Jahren

Rezension

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Sariivor 14 Jahren
Der Roman „Die Verwirrung des Zöglings Törleß“ von Robert Musil, erschienen 1906, thematisiert das Lebens des gleichnamigen Protagonisten hinsichtlich seiner Selbstfindung. Der Schauplatz ist eine österreichische Militärschule. Im Fokus des Romans stehen neben Törleß noch drei weitere Personen Basini, Reiting und Beineberg. Alle vier sind Schüler der Kadettenanstalt und sie verbindet ein dunkles Geheimnis. Törleß, ein Junge aus gutem Hause, orientiert sich während der Schulzeit immer mehr an dem beliebten und rebellischen Reiting, dessen Vorstellungen und Interesse dem Übernatürlichen gelten, besonders der Hypnose. Jener beeinflusst Törleß, sodass dieser als Anhängsel Reitings wahrgenommen werden kann. Nachdem Basini, stets an Statussymbolen interessiert, Reiting Geld klaut, um seine Schulden bei Beineberg zu bezahlen wird dieser zum Opfer der drei Jugendlichen. Basini schwört allen Anweisungen Folge zu leisten, wenn er nicht an den Direktor verraten werde. Jeder der drei Jugendlichen nutzt Basini somit für seine eigenen Interessen. Beinberg lebt neben seinen sexuellen Wünschen auch seinen Drang zur Macht an Basini aus, indem er jenen brutalst verprügelt und als Untertanen benutzt. Reiting hingegen benutzt Basini für seine eigenen Studien, aber auch für sexuelle Gelüste. Beide steigern sich immer mehr in die Macht gegenüber Basini hinein und werden in der Misshandlung stets grausamer und verlieren ihr „Ziel“. Törleß hingegen ist zu keiner Zeit gewalttätig gegenüber Basini, ihn interessieren die Gedanken und Motivation des Opfers all dies durchzustehen. Anfänglich entnimmt Törleß dem ganzen einen gewissen Reiz, da es ihn der schnelle Absturz fesselt. Nach einem Gespräch unter vier Augen mit Basini empfindet er diesen Reiz nicht mehr, da er Basini für feige empfindet und für sich zu dem Fazit gelangt, dass alles einfach passiert. Gelangweilt von der Misshandlung setzt sich Törleß von den beiden Freunden ab und beginnt das Geschehene zu verarbeiten. Als jedoch deutlich wird, dass jene Basini der Schulklasse ausliefern wollen warnt Törleß diesen. Jedoch wird Basini auch von der gesamten Klasse gefoltert. Basini wird der Schule verwiesen nachdem seine Tat herauskommt. Aber auch Törleß verlässt die Kadettenanstalt, da er für zu überreizt befunden wird und einer heimischen Erziehung bedarf. Musil thematisiert in dem Roman die Entstehung von Gewalt und deren Strukturen durch die Misshandlung an Basini, aber auch die persönliche Entwicklung innerhalb der Pubertät. Hier spielt neben der sexuellen Neugier auf das Sammeln von eigenen Erfahrungen und Interessen eine große Rolle. Der Leser nimmt quasi an einem Entwicklungsstadium des Protagonisten teil und vergleicht sich selbst mit dessen gewonnen Erfahrungen. Was noch hervor zuheben ist, dass Musil selbst in einer Militäterziehungsanstalt war, um Offizier zu werden. Viele Ereignisse scheinen somit wahrheitsgemäßen Charakter zu besitzen. Mein Fazit: Ein spannendes und interessantes Buch, was aber bestimmt zweimal gelesen werden muss, um alle Feinheiten sowohl inhaltlicher als auch sprachlicher Natur entdecken zu können.
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