Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
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Rezension zu Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück von Robert Scheer

Die Lebensgeschichte einer Zeitzeugin ...

von Bellis-Perennis vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Die Geschichte der Pici Scheer geb. Meisels, einer Holocaust-Überlebenden. Aufgeschrieben von ihrem Enkel Robert Scheer.

Rezension

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Bellis-Perennisvor 8 Jahren
Elisabeth Meisels genannt „Pici“ wird 1924 als vierte Tochter eines jüdischen Paares in Carei (Rumänien) geboren. Die Bevölkerung ist latent judenfeindlich, aber hat man sich arrangiert. Doch mit der Machtergreifung der Nazis in Deutschland ändert sich auch in Rumänien einiges. Die jüdischen Mitbewohner werden – wie überall – systematisch ausgegrenzt und in Ghettos gesperrt bis sie in die diversen Lager abtransportiert werden.
Die Eltern werden von den Kindern getrennt. Pici und ihre Schwestern können wie durch Zufall zusammenbleiben. So gut es geht, versuchen sie einander zu schützen. Immer wieder werden sie verlegt. Die Stationen ihres Leidensweges sind Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück.
Letztendlich wird nur Pici das Grauen überleben und später eine Familie gründen.

Sensationell sind die klaren Worte, mit denen Pici ihrem Enkel Robert einfühlsam und doch aufrüttelnd ihre Lebensgeschichte erzählt. Der Leser hat das Gefühl, gemeinsam mit dem Autor bei seiner Großmutter zu sitzen und ihren Ausführungen zu lauschen.

Robert Scheer und seine Großmutter haben eine besondere Beziehung zueinander, ist er doch in jungen Jahren quasi bei ihr aufgewachsen. Als seine Eltern nach Israel emigrieren, wird Pici, spät aber doch Europa verlassen. Wie viele Überlebende des Holocaust kann Pici erst mit ihrem Enkel über das Grauen sprechen. Die eigenen Kinder sind zu nahe an den Erlebten dran.

Manchmal spürt der Leser, dass Pici Schuldgefühle den ermordeten Familienmitgliedern gegenüber hat. Doch sieht sie realistisch, dass ihr Vater einige Chancen zur Flucht ungenützt verstreichen hat lassen.

Ergänzt wird das Buch durch eine Reihe von Fotos und Dokumenten, die der Verlag als zusätzliche Information zur Verfügung gestellt hat.

Ich finde, dass dieses Buch eine Bereicherung des Unterrichts in Schulen ist.
Leider hat Pici die Veröffentlichung nicht mehr erlebt. Sie stirbt im Jahr 2015 91-jährig.
Mit diesem Werk setzt Robert Scheer seiner Großmutter Pici ein ehrendes Andenken und gibt ihr das zurück, was ihr von den Nazis geraubt wurde: ihre Würde.
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