Robert Schindel

 4 Sterne bei 26 Bewertungen
Autor*in von Gebürtig, Dunkelstein und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Robert Schindel, geboren 1944 in Bad Hall bei Linz, ist Lyriker, Autor, Regisseur. Die Zeit des Nationalsozialismus überlebte er als Kind jüdischer Kommunisten in Wien. Er war Wortführer der radikalen Studentenbewegung Kommune Wien und Mitbegründer der Gruppe Hundsblume. 2009 wurde er als Professor an die Wiener Universität für angewandte Kunst berufen. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Erich-Fried-Preis (1993), dem Eduard-Mörike-Preis (2000), dem Preis der Stadt Wien für Literatur (2003), dem Jakob-Wassermann-Literaturpreis (2007) und dem Heinrich-Mann-Preis (2014). Werke u.a. Gebürtig. Roman (1992), Mein liebster Feind. Essays, Reden, Miniaturen (2004), Fremd bei mir selbst. Die Gedichte (2004), Mein mausklickendes Saeculum. Gedichte (2008), Man ist viel zu früh jung. Essays und Reden (2011), Der Kalte. Roman (2013).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Robert Schindel

Cover des Buches Gebürtig (ISBN: 9783518387733)

Gebürtig

 (9)
Erschienen am 30.01.1994
Cover des Buches Dunkelstein (ISBN: 9783709977507)

Dunkelstein

 (7)
Erschienen am 03.07.2014
Cover des Buches Immernie (ISBN: 9783518121559)

Immernie

 (3)
Erschienen am 27.03.2000
Cover des Buches Fremd bei mir selbst (ISBN: 9783518415948)

Fremd bei mir selbst

 (2)
Erschienen am 10.03.2004
Cover des Buches Der Kalte (ISBN: 9783518465035)

Der Kalte

 (2)
Erschienen am 10.03.2014
Cover des Buches Ohneland (ISBN: 9783518113721)

Ohneland

 (2)
Erschienen am 10.05.1986
Cover des Buches Mein liebster Feind (ISBN: 9783518123591)

Mein liebster Feind

 (1)
Erschienen am 29.03.2004
Cover des Buches Die Nacht der Harlekine (ISBN: 9783518391679)

Die Nacht der Harlekine

 (0)
Erschienen am 24.03.1997

Neue Rezensionen zu Robert Schindel

Cover des Buches Der Kalte (ISBN: 9783518423554)
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Rezension zu "Der Kalte" von Robert Schindel

Schindels Roman rollt die Vergangenheit Österreichs auf
WinfriedStanzickvor 11 Jahren

„Der Kalte“, das ist in Robert Schindels neuem großen Roman der ehemalige Spanienkämpfer und Auschwitz -Häftling Edmund Fraul, für Kenner der österreichischen Geschichte unschwer als Hermann Langbein zu erkennen, ein österreichischer Kommunist und KZ-Überlebender. So wie diese Romanfigur gibt es noch viele andere, die Schindel mit einem Kunstnamen versehen hat und hinter denen sich tatsächliche historische Personen verstecken.

 

Schindels Roman rollt die Vergangenheit Österreichs auf. So wie seine Hauptfigur Erdmund Fraul es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Nazi-Täter aufzuspüren und sich dabei mit einer Haut aus Eis („Der Kalte“) umgibt , um sich zu schützen, so ist es Schindels Ansinnen, der Lebenslüge der meisten Österreicher, man sei Opfer der Nazis gewesen und nicht etwa ein freudiger Mitläufer oder gar Mittäter aufzudecken, eine Lebenslüge, die das öffentliche österreichische Leben auf Jahrzehnte geprägt hat.

 

Während der sogenannten „Waldheim-Jahre“, etwa zwischen 1985 und 1989 war dieser Streit, der in einen regelrechten Kulturkampf ausartete, besonders heftig, mit unzähligen und stellenweise peinlichen Reuesymbolen und Reinigungsgesten. In vielen Handlungsfäden und mit einigen Längen erzählt Robert Schindel von dieser Geschichte und folgt seinem Protagonisten Edmund Fraul.

 

Hier in der Schilderung des Waldheim-Skandals als politischer Intrige hat der Roman nicht nur seinen Schwerpunkt, sondern auch seine größten Stärken. Ob er außer in einer schmalen Szene in Österreich rezipiert werden wird, daran darf man zweifeln. Für den deutschen Leser, der an österreichischer Geschichte und an der Geschichte der Juden in Österreich interessiert ist, ist es ein Schlüsselroman

Cover des Buches Dunkelstein (ISBN: 9783852186450)

Rezension zu "Dunkelstein" von Robert Schindel

Rezension zu "Dunkelstein" von Robert Schindel
Ein LovelyBooks-Nutzervor 14 Jahren

Wien unter nationalsozialistischem Regime

"WILLY KLANG: Sofort (Zu Raffi) Wenn das Ziel deiner Feinde nicht Unterdrückung ist, sondern Vernichtung, physische Vernichtung, dann ist bereits Überleben Widerstand."

Diese Geschichte wird durch die Dreharbeiten zu einem Shoa-Film eingeleitet:
Saul Dunkelstein wird im nationalsozialistischen Wien zum Leiter der Auswanderungsbehörde in der jüdischen Gemeinde ernannt. Später, nach Ausbruch des Krieges, sieht er für sich und seine Mitmenschen keine andere Lösung, als sich dem Wunsch des Regimes zu unterstellen und auch bei der Deportation der Juden in Ghettos und Konzentrationslager mitzuwirken. Er kooperiert mit den Feinden um so zumindest die Möglichkeit zu haben einige Juden zu retten. Am Ende befindet auch er sich in Theresienstadt wieder, als Judenältester.

Robert Schindels Drama "Dunkelstein" hat mich bewegt und zum Nachdenken angeregt. Ich finde es nach wie vor wichtig, sich mit unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und dieses Drama, diese "Realfarce" bietet ausreichend Stoff dazu.
Dieses Drama wird von zwei Handlungssträngen getragen. Zum Einen wird in Hollywood ein Film über die Deportation der jüdischen Bevölkerung gedreht, dort unterhalten sich die Schauspieler am Set über die Situation in Wien zu Zeiten der Nationalsozialisten und über Saul Dunkelstein: Zum Anderen wird diese Geschichte dann von Beginn an erzählt.
Mir wird immernoch kalt, wenn ich an die Ungerechtigkeiten denke die dieser Bevölkerungsgruppe angetan wurden, und die uns in diesem Drama klar vor Augen geführt werden: Berufsverbot, soziale Ausgrenzung durch die Pflicht sich kenntlich als Juden zu zeigen bis hin zur totalen Isolation durch die Umsiedlung in Ghettos und Konzentrationslager und den millionenfachen Mord.
Saul Dunkelstein hat in diesem Drama eine enorme Last zu tragen, er sieht für sich keinen andere Option als die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten, umüberhaupt die Möglichkeit zu haben, einige seiner Mitmenschen zu retten. Viele der österreichischen Juden sehen ihn jedoch als Verräter an, da er mit dem Feind, ihren Peinigern, zusammenarbeitet.

Die Erläuterungen von Doron Rabinovici "Ein Stück über die Vernichtung, ein Stück für die Ohnmächtigen und ein Stück vom Überleben" tragen meiner Meinung nach erheblich zum Verständnis des Dramas und der damaligen Umstände bei. Auch der im Anhang befindliche Glossar zu jüdischen Begriffen und Persönlichkeiten ist sehr hilfreich.

Ich lege diese Drama literaturbegeisterten Menschen ans Herz, die sich auch nicht davor scheuen, ein Theaterstück mit geschichtlichem Hintergrund zu lesen.

Cover des Buches Dunkelstein (ISBN: 9783852186450)
Bellexrs avatar

Rezension zu "Dunkelstein" von Robert Schindel

Rezension zu "Dunkelstein" von Robert Schindel
Bellexrvor 14 Jahren

Zwischen den Stühlen
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Kurz vor dem 2. Weltkrieg: In Wien ist Rabbi Saul Dunkelstein Leiter der Auswanderungsabteilung. Hier versucht er mit allen Mitteln, so viel Juden wie nur möglich zur Emigration zu bewegen und somit ihr Leben zu retten. Allerdings sehen zahlreiche Juden zu diesem Zeitpunkt die herannahende Gefahr durch den Nationalsozialismus noch nicht und Dunkelstein gerät somit oft in die Kritik. Ihm wird sogar eine Zusammenarbeit mit den Nazis unterstellt. Diese dagegen sind mit der Arbeit von Dunkelstein zufrieden, gestaltet sich die Deportation der Juden aus Wien doch genau nach ihren Vorstellungen.
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Der Regisseur und Lyriker Robert Schindel hat seine Realfarce als Theaterstück aufgebaut, dass sich wie ein Drehbuch liest. So wechselt die Geschichte ständig zwischen den Schauspielern, die ihre Meinung zu dem Stück äußern, teilweise sogar noch eigene Erinnerungen an die Nazizeit mit einbringen können und dem eigentlichen Theaterstück rund um Saul Dunkelstein, der immer mehr in den Fokus des Geschehens rückt.
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Anfangs hatte ich einige Probleme, mich durch die Art der Darstellung in die Geschichte einzufinden und auch die entsprechenden Personen zuzuordnen. Doch je länger man liest umso mehr fesseln die Geschehnisse und die Art des Schreibens von Robert Schindel einen und bald schon ist man so in das Drama eingebunden, dass einen der ungewohnte Drehbuchstil wie selbstverständlich erscheint.
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Der Autor erzählt die Geschichte von Saul Dunkelstein recht neutral, ja fast schon sachlich und zurückhaltend. Hierdurch ist es dem Leser selbst überlassen, sich eine Meinung zu dem Verhalten des Rabbis zu bilden, was ich als sehr angenehm empfand. So erhält man viel besser die Chance, sich selbst mit dem brisanten Thema auseinanderzusetzen. Und dies macht man zwangsläufig auch, denn die Geschichte beschäftigt einen auch nach Beendigung des Buches.
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Stellenweise haben die jüdischen Begrifflichkeiten etwas den Lesefluss gestört, da ich doch des Öfteren nachschlagen musste, um mir diese erklären zu lassen, welche übrigens im Anhang aufgeführt sind. Und auch die vielen Mitwirkenden sind auf der ersten Seite aufgelistet, was einem anfangs gut hilft, den Überblick zu behalten. Im Nachwort geht der in Wien lebende Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici ausführlich auf die Entstehung der Realfarce ein, die auf eine wahre Begebenheit beruht. Hierdurch erhält man zusätzliche Hintergrundinformationen, die einige Szenen in der Geschichte für den Leser verständlicher machen.
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Fazit: Eine interessante und nahe gehende Umsetzung des Themas der Deportation jüdischer Mitbürger aus Wien während der Nazizeit und in jedem Fall sehr empfehlenswert.

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