Rezension zu "Der Kalte" von Robert Schindel
„Der Kalte“, das ist in Robert Schindels neuem großen Roman der ehemalige Spanienkämpfer und Auschwitz -Häftling Edmund Fraul, für Kenner der österreichischen Geschichte unschwer als Hermann Langbein zu erkennen, ein österreichischer Kommunist und KZ-Überlebender. So wie diese Romanfigur gibt es noch viele andere, die Schindel mit einem Kunstnamen versehen hat und hinter denen sich tatsächliche historische Personen verstecken.
Schindels Roman rollt die Vergangenheit Österreichs auf. So wie seine Hauptfigur Erdmund Fraul es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Nazi-Täter aufzuspüren und sich dabei mit einer Haut aus Eis („Der Kalte“) umgibt , um sich zu schützen, so ist es Schindels Ansinnen, der Lebenslüge der meisten Österreicher, man sei Opfer der Nazis gewesen und nicht etwa ein freudiger Mitläufer oder gar Mittäter aufzudecken, eine Lebenslüge, die das öffentliche österreichische Leben auf Jahrzehnte geprägt hat.
Während der sogenannten „Waldheim-Jahre“, etwa zwischen 1985 und 1989 war dieser Streit, der in einen regelrechten Kulturkampf ausartete, besonders heftig, mit unzähligen und stellenweise peinlichen Reuesymbolen und Reinigungsgesten. In vielen Handlungsfäden und mit einigen Längen erzählt Robert Schindel von dieser Geschichte und folgt seinem Protagonisten Edmund Fraul.
Hier in der Schilderung des Waldheim-Skandals als politischer Intrige hat der Roman nicht nur seinen Schwerpunkt, sondern auch seine größten Stärken. Ob er außer in einer schmalen Szene in Österreich rezipiert werden wird, daran darf man zweifeln. Für den deutschen Leser, der an österreichischer Geschichte und an der Geschichte der Juden in Österreich interessiert ist, ist es ein Schlüsselroman