In seinem neuen Roman führt uns Robert Schneider nach Naumburg ins Jahr 1992. Jakob Kemper ist der Organist des Ortes und entdeckt am Heiligabend etwas unvorstellbar kostbares. Ein nie veröffentlichtes Oratorium von Johann Sebastian Bach. Für den scheuen und schüchternen Kemper ist dies der komplette Wahnsinn und als er die ersten Noten spielt, taucht er in sein innerstes Seelenleben ein. Es ist mehr als nur Musik. Aufgeregt, verunsichert und unheimlich bewegt nimmt er die Noten mit nach Hause und will erst einmal in Ruhe nachdenken. Dies bleibt aber nicht die einzige Aufregung in seinem Leben, denn plötzlich scheint seine komplette Umgebung verrückt zu spielen.
Ich finde dies Robert Schneiders bestes Buch seit Schlafes Bruder. Das Buch ist wie Musik und Schneider schildert in wunderbarer Sprache eine Geschichte die klingt und nachhallt.
Robert Schneider
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Schlafes Bruder
Die Unberührten
Kristus
Die Offenbarung
Dreck
Der Papst und das Mädchen
Schlafes Bruder: Roman
Der Schneeflockensammler
Neue Rezensionen zu Robert Schneider
Rezension zu "Der Schneeflockensammler" von Robert Schneider
Wie viele von uns, gerade auch Kinder, kennen das Gefühl, anders zu sein. Wilson ist so ein Kind. Während er auf einer Farm in den ländlichen USA im 19. Jahrhundert aufwächst, entdeckt er den Zauber von kleinen Dingen. Und Wilson wird zum leidenschaftlichen Sammler. Gerade bei seinem Vater stößt das auf großes Unverständnis.
Dennoch macht Wilson weiter mit seiner Leidenschaft, die schließlich ein ganz und gar ungewöhnliches Ziel findet: Schneeflocken. Und um diese fragilen, flüchtigen Gebilde festzuhalten und sammeln zu können, muss Wilson seine ganz eigene Technik finden.
Robert Schneider, von dem ich als Jugendliche „Schlafes Bruder“ und „Die Luftgängerin“ gelesen haben, legt hier gemeinsam mit Illustratorin Linda Wolfsgruber ein sehr vielschichtiges Bilderbuch. Die stark in Blau gehaltenen Bilder ergänzen die poetischen Texte ganz wundervoll. Wilson ist ein Vorbild für uns alle, dass wir unbeirrt unseren Weg gehen sollten, auch, wenn wir von anderen Widerstand bekommen oder sie uns entmutigen. Und das Buch lehrt uns, dass im Kleinen ganz wundervolle Welten verborgen liegen. Wilson gilt heute als der erste, der Schneeflocken fotografiert hat. Die einfachen Dinge, Kunst, Forschungsdrang und Wissenschaft liegen nah beieinander und „Der Schneeflockensammler“ zeigt dies so wunderschön. Gerade Menschen, die anders scheinen, vollbringen oftmals großes. Das ist ein hoffnungsfroher Gedanke für alle, die anders sind.
Kleiner Spoiler, aber das ist gerade für die jüngeren Lesenden wichtig: Wilson bekommt am Ende schließlich sogar die Anerkennung seines Vaters.
Und was mich besonders freut: Es gibt ja viele Weihnachtsgeschichten, ich freue mich aber jedes Mal auch richtig über Wintergeschichten, die lassen sich nämlich von November bis März lesen. Und diese Geschichte weißt weit über den Winter hinaus, schließlich muss Wilson immer wieder warten, bis die Schneeflocken kommen. Es gibt also vieles, worüber ihr selbst oder mit Kindern nachdenken könnt.
4,5 von 5 Sternen.
Klappentext:
„»Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen.«
So beginnt der Debütroman von Robert Schneider, mit dem ihm vor 30 Jahren ein literarischer Welterfolg gelang. Der Auftaktsatz nimmt die Geschichte über das Leben eines Genies in der Enge eines österreichischen Bergdorfs vorweg: Schon als Kind ist der 1803 geborene Elias Außenseiter, sein außergewöhnlich scharfes Gehör und sein musikalisches Talent sorgen bei den Dorfbewohnern für Aufsehen und Argwohn. Die unerfüllte Liebe zu seiner Cousine Elsbeth quält ihn im Laufe der Jahre, und sie treibt ihn an. Bei einem Orgelwettbewerb in Feldberg improvisiert Elias über den Bach-Choral »Komm, o Tod, du Schlafes Bruder« und entfacht eine ungeahnt starke Wirkung auf sein Publikum und sich selbst.“
Der Verlag Reclam hat auch mit dieser Neuerscheinung im Jahre 2022 einem Klassiker wieder eine neue Stimme gegeben. Ja, auch mit „nur“ 30 Jahren auf dem Buchrücken darf dieser Titel selbstredend als Klassiker bezeichnet werden - sein Erfolg ist ungebrochen.
Titelfigur Elias ist das verkannte Genie in diesem Dorf was wohl seine Heimat sein soll. Aber fühlt man sich nicht in der Heimat eigentlich wohl? Elias zweifelt an sich, an der Liebe, an den Menschen die ihn umgeben aber dennoch fällt er immer wieder zurück in ein Bett aus Noten, Melodien, Takten und Sätzen. Die Musik ist sein Anker und die unerfüllte Liebe zu Elsbeth wird sein Antreiber für das Denken und Fühlen der Musik die er den Lesern in gewisser Weise zu Gehör bringt. Dabei entsteht oft etwas ganz anderes!
In diesem Buch werden viele Punkte auf besondere Weise angesprochen. Liebe, Hass, Verrat, Missgunst, Dummheit uvm. und alles hat seinen passenden Lauf und hält in gewisser Weise dem Leser den Spiegel hin. Autor Robert Schneider zeigt eine gewisse Haltung damit und regt den Leser immer wieder zum Nachdenken an - man kommt unweigerlich nicht drumherum. Die Figuren werden einerseits immer mit einer gewissen Nähe beschrieben aber dennoch bleiben wir auch oft auf Distanz - für meine Begriffe sehr gut gewählt um die eigenen Gedanken dazu walten lassen zu können. Wer in der Klassik bewandert ist, wird seine wahre Freude haben beim lesen. Schneider verwendet vom Meister Johann Sebastian Bach den Choral »Komm, o Tod, du Schlafes Bruder« immer wieder und ja, es empfiehlt sich das komplette Stück, die Kantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ (BWV 56), einfach mal dazu zu hören. Vieles hier wirkt zweideutig, wirkt philosophisch, hat eine besondere Wirkung auf den Leser, muss nicht immer hinterfragt werden sondern einfach auch mal so stehen gelassen werden. Kurzum: es ist ein wahrlich besonderes Buch!
Ich vergebe hier 4 sehr gute Sterne von 5 und spreche eine Leseempfehlung aus!
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Robert Schneider wurde am 15. Juni 1961 in Bregenz (Österreich) geboren.
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