Rezension zu "Hagendorf" von Robert Steinhauser
Wenn man aktuell erlebt, wie lange sich der Krieg in der Ukraine bereits hinzieht und dann an den dreißigjährigen Krieg denkt, erscheint es unvorstellbar. Welches Leid, welche Not mag dieser Krieg erst gebracht haben, auch wenn er mit - aus heutiger Sicht - archaichen Waffen ausgefochten wurde.
Peter Hagendorf ist jung, gebildet und hat eigentlich eine gute Zukunft vor sich. Aber das Schicksal meint es zunächst nicht gut mit ihm. Er erbt nicht wie erwartet die väterliche Mühle und verliert sein ausgezahltes Erbe durch einen Räuber. Um sich durchzuschlagen, wird er Söldner und kämpft - je nachdem wer ihn bezahlt - auf unterschiedlichen Seiten im dreißigjährig Krieg.
Nach Peters 1988 gefundenem Tagebuch schrieb Robert Steinhäuser diesen historischen Roman. Die Eintragungen aus dem Tagebuch wurden ausgeschmückt und fehlende Zeiten ergänzt, so dass ein historische Roman entstand, der das Leben von Peter Hagendorf eng begleitet und erzählt, wie es gewesen sein könnte. Als Leser schaut man ihm praktisch die ganze Zeit über die Schulter, erfährt die Grausamkeit des Krieges, sein persönliches Leid, wird aber auch Zeuge seiner zunehmenden Verrohung und des durch ihn verursachten Leides. Gerade diese Authentizität, das er nicht als "guter" Held, sondern als Mensch der damaligen Zeit dargestellt wird, macht den Reiz dieses einzigartigen Buches aus.