'Die Wahrheit war hier in Rom so selten wie keusche Priester'
von otegami
Kurzmeinung: Opulenter Roman über die Diskrepanz zwischen dem Leben im Kloster und dem Schachern um Macht in der Amtskirche in Rom
Rezension
Wie weit darf die Liebe zur Wahrheit gehen? Die Wahrheit, dass das Dokument, das im 8. Jahrhundert auftaucht, nicht das Original von 313/314 ist und vom römischen Kaiser Konstantin I ausgestellt wurde, sondern eine Fälschung ist. Diese wurde erst ein paar Jahre vorher in einem Kloster in Rom angefertigt und begründet für die Kurie eine politisch wirksame Oberherrschaft über Rom, Italien, die gesamte Westhälfte des Römischen Reichs. Um diese Konstantinische Schenkung dreht sich der historische Roman und er liest sich teilweise wie ein Kriminalroman.
Es ist kein Buch zum nebenher lesen, denn es fordert die ganze Konzentration um zu verfolgen, welche Allianzen gerade wieder geschmiedet wurden.
(Dabei hätte ich mir manchmal ein Personen- und Sachregister gewünscht, auf seinem Blog erklärt jedoch der Autor die wichtigsten Begriffe!)
Als Gegensatz zu dem Schachern um Macht in Rom erleben wir das Leben im Kloster, in dem Nonnen ein gottgefälliges Leben führen. Wir erfahren viel von der Geschichte des Klosters Heidenheim und der dazu gehörenden historischen Personen: der hl. Walburga (Äbtissin des Frauenklosters) und deren Bruders, des hl. Willibald, dem 1. Bischof von Eichstätt.
Aufgelockert wird der Roman von einer zarten Liebesgeschichte zwischen einer Nonne, die sich vehement gegen die Liebe wehrt, und dem Grafensohn, dessen Familie von dem hasserfüllten Onkel gemeuchelt wurde.
Ich spreche für diesen historischen Roman aus der Zeit Karl des Großen eine volle Leseempfehlung aus! Begeistert hat mich die Vielschichtigkeit der Charaktere, die gute Recherche und die Authentizität!