Cover des Buches Die romantischen Hunde (ISBN: 9783446244665)
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Rezension zu Die romantischen Hunde von Roberto Bolaño

Intensive Gedichte

von M.Lehmann-Pape vor 7 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 7 Jahren
Intensive Gedichte

Durchaus gelingt es Bolano auf jeden Fall, seine suchende Person, seine „zarten Seiten“ vielfach auf die Seiten dieses Buches zu bannen. Was die Lektüre am Ende insgesamt lohnt.

Davon abgesehen, dass die kurzen, kürzesten und längeren Gedichte (fast) immer auch den Leser zum Nachdenken der eigenen Person anhalten.

Wenn sich Bolanos etwa in der Mitte des Buches der „Ungekannten“ nähert, die im entscheidenden Moment sagt „Ach“ oder „erbleicht“, dann sind dahingeflossene Hoffnungen das Thema, die Bolano mit dem Herbst assoziiert,

„Sie sagt, ihr gehe es gut. Du sagst, Dir gehe es gut…..dann kommt der faulige Atem, die hohlen Augen..:“

Extreme Brüche, die entgegengesetzte Gefühle erzeugen, die den Blick hinter die Fassaden werfen. Und dieser ist nicht immer angenehm und hat selten zu tun mit den „glänzenden Fassaden“, auf die man ja auch immer gerne selbst hereinfallen möchte.

„Eine Person streichelt dich, scherzt mit dir, ist sanft zu dir und spricht dann nie wieder ein Wort“.

Immer wieder wird deutlich, dass Bolano persönliches erleben zu Grunde legt und in diesem nach allgemeinen Regeln dann sucht, die selten zu finden sind.

Was im Langedicht „die Neochilenen“ assoziativ, Seite für Seite dann auch reale Hintergründe für den Leser enthält. Davon, dass „reine Inspiration“ vorrangig war, von „Methode keine Spur“ und daher ein „heilloses verlorengehen“ im Raum steht und das Leben als Dealer dann nicht mehr weit entfernt war.

Vom Inhalt abgesehen, der durchaus zu berühren versteht, ist es allerdings nicht einfach, die sprachliche Form der Gedichte und nicht weniger Brüche in den Gedanken durchweg zu genießen.

Hier und da bedarf es manchmal des mehrmaligen Lesens, um Zusammenhänge zu verstehen, eingestreute Schimpfnamen und Schimpfwörter irritieren eher, als dass sie den Leser emotional mit in das Gedachte hineinnehmen.

Was dann wieder in den „Ich träumte“ – Sentenzen wunderbar aufgefangen wird, in denen beides, Resignation und Hoffnung, Sehnsucht und harte Realität sich mit starken Bildern immer die Waage halten.

Für das Gesamtwerk Bolandos sicher nicht der als erstes zu empfehlende Einstieg, aber zur Ergänzung der Romane und um der Person der verstorbenen Romanciers und Dichters dann ergänzend nahzukommen eine gelungene Zusammenstellung in ebenso gelungener Übersetzung.
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