Robin Detje

 4 Sterne bei 250 Bewertungen

Lebenslauf

Robin Detje lebt als Autor und Übersetzer in Berlin. Er ist Teil der Künstlergruppe bösediva. Für seine literarischen Übersetzungen wurde er mit dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Preis der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung ausgezeichnet.       

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Fassbinder (ISBN: 9783518128022)

Fassbinder

Neu erschienen am 12.02.2024 als Taschenbuch bei Suhrkamp.

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Neue Rezensionen zu Robin Detje

Cover des Buches Die Mütter (ISBN: 9783499273445)
GAIAs avatar

Rezension zu "Die Mütter" von Brit Bennett

Entlarvend tiefgründige Milieustudie
GAIAvor einem Jahr

Mit nur 26 Jahren veröffentlichte die afroamerikanische Autorin Brit Bennett ihren überzeugenden Debütroman „Die Mütter“. Darin zeichnet die Amerikanerin das entlarvende Bild einer Gesellschaft, die hohe moralische Standards propagiert, während sie diese selbst nicht einzulösen vermag.

Die afroamerikanische Nadia Turner ist gerade einmal 17 Jahre alt als sie von ihrem Freund schwanger wird. Die Beziehung zu ihm stellte für sie einen Fluchtpunkt dar, nachdem sich ein halbes Jahr zuvor ihre eigene Mutter mit der Pistole des Vaters das Gehirn weggeschossen hat. Für Luke, Kindsvater und Pastorensohn, sollte eigentlich schon die Beziehung zu Nadia geheim bleiben, eine öffentliche Schwangerschaft wäre somit eine Katastrophe für ihn aber vor allem für das Pastorenehepaar. Die einzige Lösung scheint eine Abtreibung. Diese zerstört die Liebesbeziehung der beiden jungen Leute vorerst, und doch wird sich ihr Lebensweg in den nächsten Jahren immer wieder kreuzen. Und immer wieder wird das nicht ausgetragene Kind mal trennend, mal verbindend zwischen diesen beiden Menschen stehen. Nadia verlagert ihren Wunsch nach Nähe auf eine Mädchenfreundschaft mit Aubrey, ein eifriges Kirchengemeindemitglied. Das Geheimnis um die Abtreibung, die Freundschaft der beiden jungen Frauen sowie Liebesverflechtungen mit Luke machen den Plot des Romans nun fast zu einer griechischen Tragödie.

Aber nicht nur der Plot legt den Vergleich mit der griechischen Tragödie nahe. Auch die grandiose Struktur des Romans lässt daran denken und gibt ihm eine weitere Dimension. So beginnt der Roman quasi mit einem „Chorgesang“, denn die ältesten Damen der Kirchengemeinde, genannt „Die Mütter“, kommentieren durch ihren Klatsch und Tratsch, welcher immer in der Pluralform „Wir“ formuliert wird, die Geschehnisse um die drei jungen Leute. Über das gesamte Buch hinweg vervollständigen die Kommentarszenen die Handlungsszenen des Romans, ohne in die Handlung als solche einzugreifen.

Die Handlung ist nicht nur spannend und präzise konstruiert, sondern auch doppelbödig und entlarvend für die amerikanische Gesellschaft. Wenn wir durch die Mütter erfahren, dass die Kirchengemeinde damals bei der Eröffnung der Abtreibungsklinik vor zehn Jahren massiven Protest angewendet hat und gleichzeitig auf der Handlungsebene Lukes Eltern als Pastorenehepaar dieser Gemeinde die Kosten für die Abtreibung übernehmen, um ihrem Sohn „aus der Patsche“ zu helfen, wird das Ausmaß der Perfidität erst so richtig deutlich. Auch deckt Bennett durch das Aufeinandertreffen verschiedenster Figuren mit verschiedenen ethnischen Hintergründen nicht nur den Alltagsrassismus der Weißen gegenüber den Schwarzen auf, sondern auch gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen sowie dieser Minderheiten untereinander. All das verbindet Bennett durch ihren hervorragenden, gelassenen, nicht übermäßig dramatisierenden Schreibstil, der auf den Punkt genau die gewünschten Erkenntniseffekte erzielt.

So entspinnt sich nicht nur eine Geschichte um Verrat und Lügen auf persönlicher Ebene, sondern auch um die Emanzipation einer Frau aus ihrem Milieu in einem Kaff in San Diego County, welches außer einer Laufbahn auf dem nahen Militärstützpunkt oder als Football-Nachwuchs kaum Aufstiegschancen für eine Person aus einer marginalisierten Gruppe bietet, erst recht nicht für eine weibliche (!). Ein ganz großartiger Roman, welchen ich vorbehaltlos für eine aufschlussreiche Lektüre empfehlen kann.

5/5 Sterne

Cover des Buches Die Mütter (ISBN: 9783498006839)
schokoloko29s avatar

Rezension zu "Die Mütter" von Brit Bennett

Mütter
schokoloko29vor 2 Jahren

In erster Linie geht es in diesem Buch über Nadia. Ihre Mutter begeht Selbstmord und ihr Vater ist gefangen von dem Verlust, so dass er sich nicht um seine Tochter und ihrer Trauer widmen kann. In diesem Vakkuum der Trauer lernt sich Luke kennen und lieben. Er ist Pastorensohn und vor seinem Unfall erfolgreiche Footballspieler. Auch er hat einen tiefen Verlust erlebt, den Verlust seiner körperlichen Versehrtheit. Durch ein Spiel hat er einen komplizierten Bruch am Unterschenkel, so dass er seine professionelle Footballkarriere an den Nagel hängen konnte. Leider ist diese Beziehung zwischen Nadia und Luke nicht optimal gelaufen. Er bekennt sich nicht öffentlich zu ihr und lässt es im geheimen. Darüber hinaus hatten sie mehrmals unverhüteten Sex, so dass Nadia ungewollt mit 17 schwanger wird. Sie entscheidet sich für eine Abtreibung und Luke ist bereit ihr das Geld für die Abreibung zu geben. Nach der Abreibung distanziert sich Luke von ihr. Sie bleibt mit gebrochenem Herzen zurück und geht dann in eine weitentfernte Uno studieren.


Immer wieder kehrt Nadia wieder zurück nach Kalifornien. Sie führt ein unstetes Leben mit wechselnden, nichts bedeutenden Affären und Reisen ins Ausland. Es kommt immer wieder zu Komplikationen in Nadias Leben, wobei auch Luke, die Abreibung eine Rolle spielen. Diese Geschehnisse prägen Nadias Leben und auch Luke trauert um seine nicht vorhandenen Vaterschaft des verlorenen Kindes.


Für mich war der Roman sehr lesenswert. Er ist toll geschrieben. Die Autorin versteht es gut die unterschiedlichen Perspektiven der handelnden Personen zu beschreiben und so als Leser selbst eine Meinung zu bilden.


Fazti:


Ein sehr lesenswerter Roman und definitiv eine meiner Lieblingsautorin!

Cover des Buches Tuff (ISBN: 9783442716661)
BettinaR87s avatar

Rezension zu "Tuff" von Paul Beatty

Vom Dealer zum Lokalpolitiker
BettinaR87vor 2 Jahren

Winston Forshay, genannt Tuff oder Tuffy, lebt mit Frau, Kind und Freunden in Harlem. Als er sehr knapp dem klischeevollen Tod eines Schwarzen Dealers – der Kugel eines Konkurrenten – entgeht, sortiert er sein Leben neu. Der groß gebaute, waffenscheue Tuff sucht nach Orientierung und findet sie nicht nur in seinem Umfeld, sondern auch in sich selbst. Inez, eine ehemalige Mitarbeiterin von Malcom X, finanziert ihm den Wahlkampf für dem Stadtrat. Seine Freunde sind seine Bindung zu seiner Herkunft und der Schwarze Rabbi Spencer begleitet ihn als Journalist. Dass man als Politiker in etwa so viel verdient wie als Drogenhändler rundet das Paket in Tuffs Augen nur noch besser ab …

Der Leseindruck

Der Ton ist das erste, was den meisten Leser:innen auffallen dürfte. Einige haben ihn beispielsweise auf Instagram direkt abgelehnt: rassistisch, sehr umgangssprachlich. Lasst uns hier kurz reflektieren: Warum fällt es negativ auf? Weil die jungen, Schwarzen Protagonist:innen sich nicht wie die gehobene Mittelschicht Deutschlands ausdrücken? Wäre das denn überhaupt akkurat? Nein. Den Ton eines Buchs über Minderheiten dafür zu kritisieren, dass er nicht dem der Mehrheit entspricht, ist tiefgreifend falsch. Wer als Mehrheits-Angehörige:r divers lesen möchte, muss dafür offen sein, dass Bücher nicht auf deinen persönlichen Geschmack zugeschnitten sind, sondern etwas reflektieren, das einfach mal gar nichts mit dir zu tun hat. Und wer als nicht-Minderheit dieses Buch liest, taucht in diesem Fall ein in Harlem, in dem eben ganz absichtlich nicht-weiße Protagonist:innen sprechen. Das ist eine neue Darstellung für dich? Dann lehn sie nicht wegen ihren ureigenen Eigenarten ab, sondern setz dich hin und hör‘ erst mal zu. Es ist alles wirklich völlig neu für dich, eine ganz neue Welt, wie du sie noch nie gesehen hast? Dann solltest du in Betracht ziehen, dass du extrem wenig divers liest. Das Buch ist final nicht dazu da, dir ein gutes Gefühl über dich selbst zu geben.

Tauchen in dem Buch unter anderem auch Rassismen gegenüber anderen Minderheiten auf? Ja, in der Tat. Das ist mit Sicherheit so gewollt, denn es geht nicht darum, eine Gruppe Schwarzer Jugendlicher in einem gesellschaftlich gestriegelten Roman zu präsentieren. Es geht hier durchaus um Authentizität und genau diesen Rassismus, aber im Speziellen eben diese Gruppe in den Straßen von Harlem.

Nicht zuletzt ist das Buch als Satire gekennzeichnet und soll damit überzogen kritisieren, verspotten und anprangern. Dazu braucht es Ecken und Kanten bei den Personen und den Handlungen. Hineininterpretieren kann man damit vieles. Das Buch ist im Original übrigens schon im Jahr 2000 erschienen, damit stehen unsere Wahrnehmungen heutzutage mit Sicherheit anders, als sie es vor 22 Jahren gewesen wären.

Doch am Ende steht trotz aller Satire die Hoffnung. Am Anfang ist Tuffy jemand, der sich selbst nicht als Politiker sieht – weil die vorwiegend weiße Gesellschaft ihm diesen Eindruck verschafft hat. Er denkt das von sich, was ihm über sich vermittelt wurde und dass es klare Grenzen gibt, die er nicht übertreten kann, ohne das soziale Gefüge ins Wanken zu bringen. Und am Ende ist er Stadtrat und damit immer noch er selbst, aber eben noch mehr er selbst, als er es jemals war. Das heißt nicht, dass jede:r den Weg des Lokalpolitikers gehen muss! Dies ist nach wie vor Satire und Fiktion. Aber so man möchte, nimmt man die Hoffnung und Motivation mit in das eigene Leben, vermeintliche Grenzen zu überschreiten.

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