Rezension zu "Dilmun - Suche nach dem ewigen Leben" von Robin Gates
Ahmad ist seit vielen Jahrhunderten der Hüter des geheimnisumwitterten Gartens Dilmun, des Paradieses aus der sumerischen Mythologie, um das vor Urzeiten ein Kampf entbrannt ist.
Denn die Bewohner des Gartens, die Deva, begannen, gegeneinander um die Vorherrschaft in ihrem Paradies zu kämpfen, wobei die aufständische Gruppe den Garten verlassen musste und sich von nun an Ashura nannte. Und ebenso seit Urzeiten versuchen die Ausgestoßenen, nach Dilmun zurückzukehren, was ihnen aber von den Deva verwehrt wird. Ahmad weiß, dass seine Kräfte erlahmen und dass er einem neuen Hüter Platz machen muss.
Die Suche nach einem würdigen Nachfolger steht im Mittelpunkt des spannenden und bildgewaltigen Fantasy-Romans von Robin Gates, in dem er die reale Welt, in der Ahmads Nachfolger gefunden werden soll, mit der mythologischen, gleichsam der Parallelwelt, verwebt, in der das Gute mit dem Bösen ringt, in der sich geheimnisvolle, buntschillernde, aber auch düstere, schwarze, unheimliche Wesen der Dunkelheit tummeln und in der auf die Protagonisten allenthalben Gefahren lauern, die sie überwinden müssen, um die drei Teile des Schlüssels zur Pforte des Gartens Dilmun zu finden, mit dem der würdige neue Hüter das Tor öffnen kann.
Es ist kaum möglich, sich der Faszination zu entziehen, die von diesem geradezu überwältigenden und betörend schönen Roman ausgeht! Nicht nur lässt der Autor den Leser eintauchen in eine Welt, die er mit berauschenden Worten und Bildern beschreibt, er hat sich auch eine mitreißende, berührende Handlung ausgedacht, die gefangen nimmt und mitfiebern lässt, in der Hoffnung, dass die "bösen Buben" in Gestalt der Ashura und des mächtigen Konzerns des todkranken Belgiers Vandenberg, dessen Ziel nicht nur die Beherrschung des Gartens ist, sondern auch das ewige Leben, das dieser verspricht, nicht obsiegen werden.
Den vor Gewalt und Mord nicht zurückschreckenden Feinden des Paradieses stehen die Bewahrer, die Devas, gegenüber - und die kleine Gruppe derjenigen, unter denen sich Ahmads potentieller Nachfolger befindet. Auch diese positiven Charaktere - Colin, ein Professor für Alte Geschichte aus Berlin, seine ungestüme Studentin Annika und Tarik, ein junger Architekt aus Istanbul - sind vom Autor hervorragend ausgearbeitet und agieren überzeugend.
Auf der Suche nach den Teilen des Schlüssels dürfen sie eine Entwicklung durchmachen, die ihnen tiefe Einsichten in das Leben beschert und sie auf ungeahnte Weise zu sich selbst führt, indem sie mit ihren wahren, bislang uneingestandenen oder gar beschönigten Wünschen, Sehnsüchten und Ambitionen konfrontiert werden, die womöglich im Widerspruch zu den Eigenschaften stehen, die der neue Hüter des Paradieses aufweisen muss.
Hier zeigt sich Robin Gates auch als profunder Kenner der menschlichen Natur, den Stärken und Schwächen der so imperfekten Spezies Mensch, denen er mit großer Empathie und einem guten Schuss Weisheit begegnet. Fürwahr - ein ganz besonderer, ein facettenreicher Roman, der nicht nur ausgesprochene Freunde der Fantasy-Literatur begeistern wird!