Cover des Buches Einmal Toskana - und wieder zurück? (ISBN: B079J3R46T)
Rezension zu Einmal Toskana - und wieder zurück? von Robin Lang

Bewegender Roman mit dem gewissen Etwas!

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Dieses Buch liest sich unglaublich gut & hat so Einiges zu bieten! Leias Geschichte bringt einen zum lachen, weinen & träumen. Must-read!

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren
In diesem Nicht-Urlaubsroman von Robin Lang geht es um die fast 30-jährige Leia, die sich während ihres Sabbatjahres zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Luke, seiner Kamera, dem Mops Jabba und dem Wohnmobil ihres verstorbenen Vaters auf die Reise nach Italien macht. Die beiden Geschwister verbindet nicht nur ein enges Verhältnis, sondern auch eine gemeinsame besondere Beziehung zu ihrem Ex-Freund Nic, dessen italienische Hochzeit ihnen bevorsteht. Bevor sie diese Reise allerdings antritt, möchte Leia die Zeit nutzen, um so einige Dinge in ihrem Leben zu klären und gewisse Vorhaben in die Tat umsetzen.

Zugegebenermaßen hat mich nicht der Klappentext überzeugt, sondern die Bewertung der anderen Leser*innen. Der Klappentext verrät meiner Meinung nach zu wenig über den tatsächlichen Inhalt dieses Buches, denn es geht hier weniger um die Italienreise als um das Leben an sich, die Reise zu sich selbst, der eigenen Vergangenheit und dem Loslassen.

Zu Beginn des Buches habe ich noch befürchtet, dies wird eher ein lockerlustiges Buch ohne allzu viel Hintergrund, denn es beginnt damit, dass Leia zum Briefkasten geht und einen „lavendelfarbenen Umschlag“ mit der Hochzeitseinladung ihres Ex-Freundes herausholt. Doch schon nach wenigen Seiten wird klar: Hier geht es nicht um irgendeinen Ex-Freund und es geht auch nicht primär um diese Reise. Worum es eigentlich geht, erfahren die Leser*innen allerdings erst zum Schluss, denn Leia hat ihre „kleinen“ Geheimnisse und Robin Lang versteht es, die Leser so richtig neugierig zu machen. Durch ihren Schreibstil weckt die Autorin stets die Lust auf mehr! So kann man dieses Buch kaum aus der Hand legen.

So häufig muss man dieses Buch allerdings auch gar nicht aus der Hand legen, da es nur circa 200 Seiten umfasst und in übersichtliche Kapitel gegliedert ist, die sich aufgrund des lockeren Schreibstils schnell und flüssig lesen lassen. Die Verwendung vieler umgangssprachlicher Formulierungen tut dem hierbei in der Qualität nichts ab – ganz im Gegenteil. Die kurzen Kapitel sind mit inhaltsbezogenen Titeln versehen, was mir persönlich sehr gut gefällt. Der größte Teil der Geschichte ist aus der Perspektive der Protagonistin Leia geschrieben. Dadurch konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen.

Leia offenbart nämlich sehr viele Gedanken, sodass die Leser*innen tief in ihre Gefühlswelt hineinblicken können. Dabei fühlt man sich durch die tagebuchartige Schreibweise häufig auch persönlich angesprochen. Ein Beispiel hierfür: „Sorry, ich neige in letzter Zeit ein wenig zu Sarkasmus …“ Durch Leias Sarkasmus bringt das Buch die Leser*innen an vielen Stellen auch zum Lachen und Schmunzeln. Dabei ist sie mit ihrer Art äußerst sympathisch und überrascht auch mit unerwarteten Taten. Manchmal ist sie aber auch außerordentlich impulsiv, denn hin und wieder gibt es „keinen Filter zwischen [ihrem] Hirn und [ihrem] Mund“, aber das ist auch gut so, denn sie hat emotional so Einiges zu verarbeiten.

Die Leser*innen erhalten aber nicht nur Einblicke in Leias Gefühls- und Gedankenwelt, sondern auch in die von ihrem Zwillingsbruder Luke. Ihren Bruder habe ich sofort in mein Herz geschlossen, wobei es mich ein wenig gestört hat, dass er klischeeschwul dargestellt wird. Ich mag es lieber, wenn Homosexualität nicht besonders hervorgehoben wird, sondern einfach in den Geschichten nebenherläuft, denn meines Erachtens nach gilt es erst dann erst wirklich als „normal“. Das soll aber mein persönliches Problem sein. Andererseits finde ich es gut, dass die Autorin auch von den Schwierigkeiten des Coming-Outs berichtet und Luke als äußerst liebevolle Person darstellt.

Im Allgemeinen beschreibt Robin Lang die Charaktere so gut, dass man sich sofort ein Bild von ihnen machen kann. Die Schwiegermutter (oder „der Drache“) konnte ich mir nur allzu gut vorstellen, ebenso wie einen meiner Favoriten: „Grumpy Bear“. Das erreicht sie durch eine ausgezeichnete bildliche Sprache!

Das Ende der Geschichte wird noch einmal richtig spannend, wobei es mir ein wenig zu abrupt kam. Das hätte man vielleicht tatsächlich noch etwas in die Länge ziehen können, um noch mehr Spannung aufzubauen. Wobei aber gerade dieses schnelle Ende die Leser*innen emotional ordentlich aus der Bahn wirft. Hätte ich nicht im Zug gesessen, hätte ich mit Sicherheit die eine oder andere Träne vergossen. Abgerundet wird das Buch mit einem ganz besonderen Epilog, der sehr lesenswert ist!

Alles in Allem gebe ich „Einmal Toskana – und wieder zurück?“ ganze 5 von 5 Sternen, da es mich sehr bewegt hat. Denn neben vielen Emotionen, Witz und Oha-Momenten lernt man in diesem Buch auch etwas über das richtige Schicksal einer Liebe und was es bedeutet, füreinander bestimmt zu sein. Aber auch in die geschwisterliche Liebe konnte ich mich gut hineinversetzen, obwohl ich ein Einzelkind bin. Ich behaupte auch, dass dieses Buch für jedermann und jederfrau geeignet ist, da Robin Lang von Problemen schreibt, die wohl jede*r kennt! Es geht um den „ewigen Trott des Verlierens, Aufgebens, Gefressen-Werdens, Fallens, Nicht-von-der-Stelle-Kommen“ und noch mehr. Dabei lernt Leia nach und nach das Gefühl kennen „wirklich zu leben“. Wer wünscht sich davon nicht hin und wieder ein wenig mehr? Also: taucht auch ihr unbedingt in Leias Welt ein und lasst euch ein wenig von diesem Gefühl anstecken!
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