Rochus Misch

 4,3 Sterne bei 54 Bewertungen

Lebenslauf

Rochus Misch, geboren 1917, der nie Mitglied der NSDAP war, wurde mit seinem Gardemaß von 1,85 m nach der Musterung für die Leibstandarte SS Adolf Hitler ausgewählt. Ab 1940 arbeitete er bis Kriegsende als Leibwächter, Kurier und Telefonist Hitlers. Nach Hitlers Tod geriet er für neun Jahre in russische Kriegsgefangenschaft. Rochus Misch ist verwitwet und hat eine Tochter.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Rochus Misch

Cover des Buches Der letzte Zeuge (ISBN: 9783492257350)

Der letzte Zeuge

 (51)
Erschienen am 01.12.2009
Cover des Buches CD WISSEN - Der letzte Zeuge (ISBN: 9783868040609)

CD WISSEN - Der letzte Zeuge

 (3)
Erschienen am 31.03.2009

Neue Rezensionen zu Rochus Misch

Cover des Buches Der letzte Zeuge (ISBN: 9783492257350)
Igelmanu66s avatar

Rezension zu "Der letzte Zeuge" von Rochus Misch

Ein zuverlässiger junger Mann…
Igelmanu66vor 6 Jahren

»Ich werfe mir heute nicht vor, dass ich unter den damaligen Umständen funktionierte, dass ich meinen Dienst immer ordentlich und gewissenhaft versah, selbst dann noch, als mir 1943 klar wurde, dass der Krieg verloren gehen würde. Selbst dann noch, als er längst verloren war. Selbst dann noch, als Hitlers Leiche brannte. Nein, ich werfe dem Rochus Misch von damals nicht vor, dass er keinen Ärger machte.
Dennoch – dass mir das so selbstverständlich war, das macht mich nachdenklich.«

 

Rochus Misch, geboren 1917, war nie Mitglied der NSDAP. Wegen seiner Körpergröße und Statur wurde er nach der Musterung für die Leibstandarte SS Adolf Hitler ausgewählt. Er arbeitete bis zum letzten Tag als Leibwächter, Kurier und Telefonist Hitlers, hielt auch noch nach dessen Tod die Stellung im Führerbunker. Hier erzählt er seine Geschichte.

 

Als ich dieses Buch entdeckte, wurde ich gleich neugierig. Was war das für ein junger Mann, der da in unmittelbarer Nähe Hitlers seinen Dienst tat? Was bewegte ihn und wie dachte er über die furchtbaren Dinge, die um ihn herum geschahen?

Rochus Misch schrieb diese Autobiographie, eben weil ihn ständig aus aller Welt Fragen erreichten. Er erkannte den Wert, den sein Bericht für die Nachwelt hat, weil dieser den Leser zwingt, sich differenziert mit der Thematik auseinanderzusetzen.

 

Diese Auseinandersetzung ist nicht leicht, die Wertung fällt schwer. Es ist ein unbequemes Buch, denn wie gerne würde man Misch, treues Mitglied des persönlichen Begleitkommandos Hitlers, einfach als Nazi verurteilen. Und sich sagen, dass man selber garantiert anders gehandelt hätte…

 

Misch als Person zu beurteilen, fällt schon schwer. Da gibt es so einiges, was Verständnis oder gar Sympathie weckt, andere Dinge befremden. Wie er auf seinen Posten kam, gehört zu den nachvollziehbaren Punkten.

Die Vollwaise Rochus Misch, aus einfachen Verhältnissen stammend, hatte sich zu den SS-Verfügungstruppen gemeldet, weil diese mit Vergünstigungen und Zukunftsperspektiven lockten. 1939 wurde Misch in Polen schwer verletzt, hatte u.a. einen glatten Lungendurchschuss. Dass anschließend der Gedanke, wieder an die Front zurück zu müssen, ihm nicht gerade verlockend erschien, ist nur zu verständlich. Als für das persönliche Begleitkommando des Führers ein »absolut zuverlässiger junger Mann« gesucht wurde, der »keinen Ärger macht«, kam man auf Misch.

Dieses Anforderungsprofil trifft seinen Charakter recht gut. Er war zuverlässig auf seinem Posten, tat pflichtbewusst seine Arbeit, war immer da, wenn man ihn brauchte und hielt ansonsten den Mund. Wenn er erzählt, kommt es einem so vor, als hätte er einen ganz normalen Job bei einem ganz normalen Arbeitgeber gehabt. Da ist nichts von Aggressivität in seinem Bericht, er wirkt auch nicht sonderlich politisch. Zu interessieren scheint ihn nur, wie es ihm und seiner Familie geht. Das wirkt nicht bösartig oder egozentrisch, er denkt einfach nicht weiter. Vermutlich gab und gibt es sehr viele Menschen wie ihn.

 

Befremdlich wird es, wenn er beispielsweise den Privatmann Hitler als »normaler, einfacher Mann, der einfachste Mensch, den ich kannte« beschreibt. Ich möchte ganz einfach Hitler nicht als normalen Menschen betrachten, nicht mal, wenn ich lese, wie er im Schlafanzug nach einer Wärmflasche für seine Füße verlangt. Misch betont immer wieder, dass er keine Kenntnis darüber hatte, was in den Konzentrationslagern vor sich ging. In der Nähe des Führers wäre nie über so etwas gesprochen worden, auch unter den Kameraden nicht. Kann das wirklich so stimmen?

Zumindest eine Ahnung muss dagewesen sein, alles andere scheint mir nicht realistisch. Und warum sonst sollte Misch an anderer Stelle sagen: »Dass man von diesem Thema besser die Finger ließ … das war völlig klar … Man hatte immer ein bisschen Angst.«

 

Rückblickend verurteilt Misch die Taten der Nazis, fragt sich sogar, wie »Untaten solchen Ausmaßes nur ein so gut gehütetes Geheimnis bleiben konnten«. Aber damals lebte er ein Dasein voller Widersprüche, vermittelte den ganzen Tag über Telefonate für Hitler und ging abends nach Hause, zur politisch links eingestellten Ehefrau und hörte mit dem Schwiegervater zusammen den Feindsender. Der Eindruck manifestiert sich, dass dieser junge Mann einfach nur überleben wollte und die Realität um sich herum bewusst ausblendete. Wenn er berichtet, wie Magda Göbbels ihren Kindern die Totenhemdchen anzieht, merkt man allerdings, dass der Familienvater Misch dabei an seine Grenzen kam.

 

Rochus Misch hat vermutlich aktiv nichts Böses getan. Man könnte ihm vorwerfen, dass er für die obersten Nazis arbeitete, Hitler bediente und beschützte. Man könnte sagen, dass er sich hätte verweigern oder sogar etwas gegen Hitler hätte unternehmen müssen. Nah genug dran war er schließlich. Aber man muss sich auch ehrlich fragen, was man selbst an seiner Stelle getan hätte. Misch durchlebte 9 Jahre russischer Kriegsgefangenschaft, wurde grausam gefoltert. Wenn man ihm Schuld anrechnen kann, dann hat er dafür gebüßt.

 

Das Buch enthält neben vielen Fotos auch detaillierte Karten von Führerbunker und Reichskanzlei, einen umfangreichen Anhang mit geschichtlichen Erläuterungen und zahlreichen Kurzbiographien.

 

Fazit: Faszinierender chronologischer Bericht eines Zeitzeugen. Die Perspektive ist ungewöhnlich und die Lektüre unbequem, da man sich nicht einfach ein Urteil bilden kann, sondern sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen muss.

Cover des Buches CD WISSEN - Der letzte Zeuge (ISBN: 9783868040609)
Jewegos avatar

Rezension zu "CD WISSEN - Der letzte Zeuge" von Rochus Misch

Interessanter Bericht, angenehme Sprecherstimme
Jewegovor 6 Jahren

Das Hörbuch ist interessant aufgebaut, es berichtet nicht nur vom Krieg und Adolf Hitler, sondern auch vom Leben Rochus Mischs. Das macht seine Erzählung noch lebendiger und für einen selbst greifbarer, obgleich man nicht aus dieser Zeit kommt und sein Wissen, sowie alle Bilder dazu, die während des Anhörens entstehen, teils aus Erinnerung an Dokumentationen teils aus Fantasie entstehen lassen muss.


Misch geht auf einige Details ein, die zum Nachdenken anregen, so sind auch seine Schlussworte ein Appell an all jene unserer Zeit, die Demokratie, in der wir leben, wertzuschätzen und diese Möglichkeit auch zu nutzen. 


Der Sprecher des Hörbuchs bringt das Buch sehr gut rüber. Die Betonungen der in der Ich-Perspektive erzählten Wörter kommen besonders gut rüber, was einen authentischen Eindruck macht. 

Cover des Buches Der letzte Zeuge (ISBN: 9783492257350)
eskimo81s avatar

Rezension zu "Der letzte Zeuge" von Rochus Misch

Die Angst gehörte dazu
eskimo81vor 9 Jahren

Rochus Misch - Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter

Er erzählt die seine Geschichte. Seine Geschichte als Angestellter von Hitler, ohne je der Partei angehört zu haben.

'Wenn ich Rochus Misch begegnen sollte – ich würde ihm ohne Zögern die Hand geben' (Ralph Giordano im Vorwort).

"Dieses Buch ist keine Rechtfertigung. Ich bekam den Posten bei Hitler, weil mein Kompaniechef sich sicher war, dass ich eben keinen Ärger machen würde. Ich trat den Posten an, weil ich Soldat war, und ich behielt ihn, weil mein Kompaniechef recht hatte (Seite 16/17)

... Ich kenne ihn nur als Mensch. Als Mensch, der mein Chef und dem mein Wohlergehen wichtig war. Ein Chef, der mich von seinem eigenen Leibarzt untersuchen liess, wenn es mir schlecht ging, der mir spontan freigab, als ich mit einem Mädchen ausgehen wollte, der mir zu meiner Hochzeit zwei Kisten erlesensten Wein nebst Sonderzahlung zukommen liess ... (Seite 14/15)

"Misch, sie werden natürlich noch gebraucht"!

Das Schlusswort, der Juristin Sandra Zarrinbal, welche das Buch mit begleitet hat, zeigt sehr deutlich, welche Zweifel / Bedenken sie hatte. Hitler ein Mensch?

Am Schluss folgen detaillierte Anmerkungen und diverse Kurzbiographien, was das geschichtliche noch etwas deutlicher aufzeigt.

Das Buch fesselte mich, vermutlich auch aus dem Grund, mal eine andere Seite des Krieges lesen zu können. Man verurteilt Hitler - logisch - aber dass er auch Chef und Mensch war geht dabei - verständlicherweise - unter. Einmal eine andere Sicht lesen zu dürfen war für mich persönlich eine spezielle aber interessante Erfahrung.

Die Geschichte wird deswegen sicherlich nicht umgeschrieben, aber es zeigt ein "Gesamtbild"

Fazit: Eine interessante Biographie des "letzten Zeugen". Spannend geschrieben, einfach mal eine andere Seite - schlussendlich stellt sich bei Geschichtlichen Hintergründen immer die Frage - was ist real? Was ist wirklich geschehen?

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