Roger Knight

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Cover des Buches William IV (Penguin Monarchs): A King at Sea (ISBN: 9780141977201)
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Rezension zu "William IV (Penguin Monarchs): A King at Sea" von Roger Knight

Ein Seemann als König - Wilhelm IV. von Großbritannien
Andreas_Oberendervor 4 Jahren

Seit 2014 bringt der Penguin-Verlag eine Buchreihe heraus, die "Penguin Monarchs". Es handelt sich um Kurzbiographien aller englischen und britischen Könige und Königinnen seit dem 11. Jahrhundert. Die Reihe beginnt mit den letzten angelsächsischen Herrschern vor der normannischen Eroberung. Auch Oliver Cromwell ist ein Band gewidmet. Mittlerweile sind mehr als drei Viertel der 45 geplanten Bände erschienen. Bald wird die Reihe vollständig sein. Die Bücher sind kleinformatig (13x18,5 cm) und umfassen maximal 150 Seiten. Sie enthalten farbige Abbildungen, Stammtafeln und kommentierte Literaturhinweise. Auch wenn eine entsprechende Angabe fehlt, ist davon auszugehen, dass sich die Bände an historisch interessierte Laien richten, die sich rasch über das Leben der englischen Monarchen informieren wollen. Als Konkurrenz zur renommierten Biographienreihe "Yale English Monarchs", deren Bände eher für den wissenschaftlichen Gebrauch in Frage kommen, sind die "Penguin Monarchs" nicht gedacht. Interessant ist die Reihe dennoch, denn der Verlag hat zahlreiche bekannte Historikerinnen und Historiker als Autoren gewonnen. Damit ist sichergestellt, dass sich die einzelnen Kurzbiographien auf der Höhe des heutigen Forschungsstandes bewegen.

Wilhelm IV. (1765-1837) gehört zu den vielen englisch-britischen Königen, die heute kaum noch bekannt sind. Er war bereits 65 Jahre alt, als er 1830 den Thron bestieg. In den wenigen Jahren seiner Herrschaft vollbrachte Wilhelm nichts Bedeutsames. Er war ein Monarch ohne politischen Gestaltungswillen. Sein einziges Verdienst besteht darin, dass er sich der großen Wahlrechtsreform von 1832 nicht in den Weg stellte. Die schwere politische Krise, in der sich Großbritannien zu dieser Zeit befand, konnte gelöst werden, ohne dass es zu einer Revolution kam. Wilhelm war der drittgeborene Sohn König Georgs III. (1738-1820). Auf Geheiß des Vaters musste er eine Laufbahn in der Kriegsmarine einschlagen. Wilhelm erwies sich als mittelmäßiger Offizier und Kommandeur; seine Beförderungen bis hinauf in den Rang eines Flottenadmirals hatte er allein seinem königlichen Status zu verdanken. Mit kaum 30 Jahren schied er aus dem aktiven Dienst aus. Da niemand damit rechnete, dass Wilhelm eines Tages die Krone erben würde, erhielt er in seiner Jugend keine solide Bildung. Vom politischen Geschehen hielt sich Wilhelm fern. Ähnlich wie die anderen jüngeren Söhne Georgs III. ging er keine standesgemäße Ehe ein. Stattdessen lebte er zwanzig Jahre mit der Schauspielerin Dorothy Jordan zusammen. Zehn Kinder gingen aus dieser eheähnlichen Verbindung hervor.

Der renommierte Marinehistoriker Roger Knight ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Wie würdigt man einen König, der fast schon im Greisenalter stand, als ihm die Krone zufiel? Fünf der sieben Kapitel in Knights Buch entfallen auf Wilhelms Leben als Prinz, Marinekommandeur und Privatier. Wilhelm hatte bereits die 60 überschritten, als er zum Thronfolger aufrückte. Sein älterer Bruder, König Georg IV., hatte seine einzige Tochter, Prinzessin Charlotte (1796-1817), noch zu Lebzeiten Georgs III. verloren. Der zweitgeborene Sohn Georgs III., Friedrich, Herzog von York, starb 1827 kinderlos. Im politischen Establishment war Wilhelm als Mann von begrenzten Geistesgaben und ungeschliffenen Manieren bekannt. Niemand erwartete Großes von ihm. Es war abzusehen, dass Wilhelm aufgrund seines Alters eine Übergangsfigur sein würde. Und so kam es dann auch. Zur allgemeinen Überraschung legte Wilhelm als König mehr Würde und Sinn für das politisch Notwendige an den Tag, als man ihm zugetraut hatte. Er machte den Weg frei für überfällige Reformen. Dank seiner zurückhaltenden Lebens- und Amtsführung gewann die britische Monarchie einen Teil des Ansehens zurück, das sie unter Georg III. und Georg IV. eingebüßt hatte. Seiner Nichte und Erbin Viktoria hinterließ Wilhelm geordnete Verhältnisse, eine vergleichsweise unspektakuläre Leistung, die aber nicht gänzlich in Vergessenheit geraten sollte, wie Roger Knight in seiner gelungenen biographischen Skizze betont. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Dezember 2019 bei Amazon gepostet)

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