Cover des Buches Die Enden der Welt (ISBN: 9783100921048)
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Rezension zu Die Enden der Welt von Roger Willemsen

Rezension zu "Die Enden der Welt" von Roger Willemsen

von einMalTee vor 13 Jahren

Rezension

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einMalTeevor 13 Jahren
„Wie soll das enden? In welcher Landschaft soll sich dieser Kontinent verlaufen? Hat man ihn von Norden nach Süden durchquert, uneingeschüchtert vom Brüten des Kontinents, seiner labilen Gelassenheit, seinem Phelgma, seiner Durchlässigkeit für den Ernstfall – wo ankommen? Man kann diesen Kontinent der Länge nach nur so durchqueren, dass man ihn zuletzt auch durchlitten hat. Er kann nicht enden. Kein Akkord ist vorstellbar, in dem er verklingen würde, kein Crescendo, kein Finale. Also ein Diminuendo, ein Fade away, ein Ausblenden:“ So der Beginn über das Kapitel der Reise nach Südafrikas Aussichtspunkt God's Window. Ein bisschen Angst kommt da unterschwellig auf, doch genauso viel Neugier und Vorstellungen von Unbekanntem. Will ich nun mitleiden oder bleib ich lieber zu Hause? Roger Willemsen hat sich für das Leid entschieden. Getrieben von der Suche nach den Enden der Welt. Das sind zweiundzwanzig Etappen von verschiedenen Reisen über dreißig Jahre hinweg. Diese führen in meist unbekannte Gegenden. Fern ab von den altbekannten Reisezielen, über die wir alle schon viel zu viel gehört haben. Vorstellungen von Willemsens Zielen bekam der Leser höchstens vorher mal durch einige Dokumentationen oder Bildbände. Denn wer aus dem Bekanntenkreis kann schon von Reisen nach Isafjödur, dem Armu-Darja, Kamtschatka, Toraja oder Gorée erzählen? Nun, sind das jetzt einfach fast zwei Dutzend öde Geschichten von selten besuchten Orten der Welt? Nein, das garantiert nicht. Denn eine klare Empfehlung oder Ablehnung für diese oder jene Reise gibt es nicht. Das muss der Leser selbst entscheiden, oder sich in den geschilderten Gegenden gut fühlt. Es sind nicht immer Bilderbuch-Imaginationen, die Willemsen niederschreibt. Es wird auch mal ungemütlich, schmuddelig und sehr fremd. Anscheinend treffend beschreibt er Land und Leute. Mal eben nachschauen ist schwer. Mal objektiv, oft ist eine subjektive, persönliche Einschätzung aber nicht zu vermeiden. Immerhin ist es seine Reise und sein Buch. Die Mischung aus Naturschilderungen, Handlung, Gedanken, Kultur und Temperament des jeweiligen Reiseziels ist unfassbar gut gelungen. Es muss nicht immer spannend sein, interessant ist es doch fast immer. Egal ob Kinshasa, die Eifel, der Nordpol, Tonga oder Hongkong. Nach 540 Seiten ist dann aber auch Schluss mit dem Lesen. Dann will der Leser selbst den Koffer packen, das Ticket lösen und den Flug buchen und so schnell wie möglich irgendeinen exotischen Ort bereisen, der fast am Ende der Welt liegt.
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